MIVOC, die 3.
Nach dem kleinsten (XAW110HC-Black) Chassis und dem großen Bruder (XAW208HC-Black) aus der XAW-Serie haben wir uns nun dem mittleren Chassis, dem XAW180HC-Black gewidmet. Mit 134.0 cm² Membranfläche (der XAW208HC-Black hat 206.8cm²) und 4.2 mm linearem Hub (der XAW208HC-Black hat 4.5mm) kann der XAW18HC-Black "nur" 60% so viel Luft verschieben wie der XAW208HC-Black, das entspricht immerhin 4.4 dB weniger Maximalschalldruck im Bassbereich . . .
Damit haben wir die Mivoc-Reihe voll und kann sich umfassend über die allesamt gut verarbeiteten Chassis informieren.
Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen |
||
Hersteller / Vertrieb: MIVOC | Typ: XAW180HC-Black, 8 Ohm | Datenblatt des Herstellers |
Foto des Chassis
Der äußere Eindruck:
Von vorne macht der XAW180HC-Black mit seiner 3-schichtigen, interessant aussehenden Honeycomb-Membran und dem "wuchtigen" Alu-Montagering schon etwas her. Im Gegensatz zum XAW110HC-Black gibt es beim XAW180HC-Black keine Staubschutzkalotte sondern einen Phase-Plug - allerdings in ungewöhnlichem "Flachformat", dafür aber mit Logo (dezent ist anders). Die Membran ist beim XAW180HC-Black mit der Gummisicke vernäht - das sieht nach hoher Belastbarkeit aus.
Von hinten sieht der XAW180HC-Black "gut bestückt" aus: der Lautsprecherkorb ist aus Druckguß, der Magnet ist mit 100 mm Durchmesser und 20 mm Höhe für eine 25 mm durchmessende Schwingspule gut dimensioniert. Druckklemmen runden die wertige Rückansicht ab.
Die hintere Polplatte hat 3 je 5 mm durchmessende "Lüftungslöcher" und ist leicht tiefgezogen um eine ausreichende "Beinfreiheit" für die Schwingspule zu gewährleisten. Auch beim XAW180HC-Black wurde auf eine Hinterlüftung der Zentrierspinne verzichtet um die Strömungsverluste zu minimieren . . .
Membranfläche: | Außendurchmesser: Innendurchmesser: Plugdurchmesser: -> Membranfläche Sd: |
145 mm 121 mm 25 mm 134.0 cm² |
TSP aus Messung mit Zusatzmasse (Mittelwert und Streuung von 2 Chassis. Anregung -12 dB): |
Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Effektive bewegte Masse Mms Äquivalentes Luftvolumen Vas Kraftfaktor BL Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) |
42.25 Hz (+/-0.8%) 5.63 Ohm (+/-0.8%) 3.187 (+/-1.4%) 0.510 (+/-3.7%) 0.439 (+/-2.9%) 16.34 gr (+/-1.0%) 22.13 dm³ (+/-2.5%) 6.92 N/A (+/-0.6%) 88.59 dB (+/-0.20) |
Die TSP:
Im Impedanzverlauf deuten sich Störstellen bei 1.5, 4.1 und 5.5 kHz an, die sich entsprechend als Störung im Frequenzgang wiederfinden.
Die Resonanzfrequenz ist deutlich vom Anregungspegel abhängig, sie ändert sich bei Erhöhung der Anregung von -18 auf +6 dB um ca. 11.4%.
Die "wesentlichen" TSPs (Rdc, Sd, Mms, BL) wurden recht gut getroffen, die "federabhängigen" TSPs (Cms->Fs->Vas->Qms/Qes/Qts) weichen von den Herstellerangaben ab, lassen sich aber durch eine 10% weichere Aufhängung erzielen:
TS-Parameter | Einheit | HiFi-Selbstbau | MIVOC | Abweichung (original) |
HiFi-Selbstbau (10% weicher) |
Abweichung (10% weicher) |
Resonanzfrequenz Fs Gesamtgüte Qts Äquiv. Luftvolumen Vas Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum) Gleichstromwiderstand Rdc Effektive bewegte Masse Mms Kraftfaktor BL |
[Hz] [-] [dm³] [dB/2.83V/m] [Ohm] [gr] [N/A] |
42.25 0.439 22.13 88.59 5.63 16.34 6.92 |
40 0.39 23.5 87.5 5.7 17 7.5 |
5.6% 12.6% -5.8% 1.09 -1.2% -3.9% -7.7% |
40.08 0.416 24.59 |
0.2% 6.8% 4.6% |
Das Chassis wurde vorher 24 Stunden eingerauscht. Die Streuung der TSPs ist gering, ein erstes Indiz für eine gute Serienkonstanz.
Und was sagt LASIP zu den gemittelten TSPs?
In einem geschlossenen Gehäuse von 14 Litern geht es bis ca. 68 Hz runter (Qtc = 0.71, rote Kurve). In einer 29 Liter großen Bassreflex-Box mit 39 Hz Abstimmfrequenz geht es immerhin bis 36 Hz runter (blau gestrichelte Kurve). Hat man nur 20 Liter zur Verfügung geht es in einer auf 39 Hz abgestimmten Bassreflex-Box "nur noch" bis 42 Hz runter (grüne Kurve). Der XAW180HC-Black kommt damit ähnlich tief wie der XAW208HC-Black, braucht dafür aber "nur" etwa 3/4 des Gehäusevolumens. Dafür kann er aber nicht so laut (s.o.) - man kann halt nicht alles haben . . .
Wer nur 5 Liter Gehäusevolumen übrig hat macht ein GHP-System mit 560 uF Vorkondensator und kommt bis 65 Hz runter - das wäre eventuell was für kompakte Satelliten . . .
Der Frequenzgang:
. . . verläuft auf Achse bis 2.5 kHz fast perfekt linear, danach geht es bis ca. 3.4 kHz um ca. 4.5 dB bergab, bevor sich bei 4.2 und 5.6 kHz schmale Membranresonanzen zeigen, die 9 bzw. 13 dB über dem mittleren Schalldruckpegel liegen.
Die Bündelung setzt ab ca. 1.2 kHz ein, nimmt aber erst oberhalb von 2 kHz so richtig Fahrt auf (60°, -4 dB) - dort sollte das Chassis spätestens aus dem Rennen gehen . . .
Die Streuung der beiden Chassis ist bis 9 kHz noch gering, das 2. Chassis ist aber zwischen 400 und 1400 Hz im Mittel 0.65 dB leiser (basierend auf den TSPs waren es "nur" 0.29 dB).
Pseudorauschen > 200 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)
Die Sprungantwort sähe fast aus wie aus dem Lehrbuch - wäre sie nicht vom Ausschwingen der beiden Membranresonanzen überlagert: zunächst ist die Resonanz bei 5.5 kHz erkennbar (1/0.181 ms = 5.5 kHz), danach gibt es eine Überlagerung beider Resonanzen (= Schwebung).
Das periodenskalierten Zerfallspektrum sieht bis 3.5 kHz sehr gut aus, aber zwischen 4 und 8 kHz dauert das Ausschwingen deutlich länger.
Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm. 0°)
Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm. 0°)
Die Pegellinearität:
Bei einer Anregung von 1 bis 10 Volt (das entspricht einem mittleren Schalldruckpegel von 79 bis 99 dB in 1 m Abstand) gibt es zwischen 50 Hz und 4 kHz nur ganz sporadisch Linearitätsfehler > 0.5 dB.
Erhöht man die Anregung um 6 dB (2 bis 20 Volt, 85 - 105 dB, 0.7 bis 70 Watt), dann sieht das schon viel schlimmer aus: ab +17 dB (35 Watt) kommt das Chassis ohne Hubentlastung an seine mechanischen Grenzen . . .
Der Klirrfaktor:
Die Klirrkomponente K2 zeigt zwischen 70 Hz und 2 kHz ein leicht ansteigendes Verhalten und erhöht sich moderat mit dem Anregungspegel. Der unharmonische K3 zeigt zwischen 100 Hz und 2 kHz ein stärker ansteigendes Verhalten und ändert sich nur gering bei ansteigendem Pegel. Das gilt sinngemäß auch für die Klirrkomponenten K4, K5 und K7.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 dB liegt K2 zwischen 50 und 2000 Hz im Mittel bei moderaten 0.262 / 0.480 / 0.887 / 1.608 %. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von noch geringen 0.305 / 0.313 / 0.363 / 0.535 %. Bei 100 dB mittlerem Schalldruckpegel (das entspricht einem Anregungspegel von ca. 22 Watt) schlägt das Chassis bei tiefen Frequenzen an.
Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre K2 im untersuchten Pegel- und Frequenzbereich > 38 Hz unhörbar. Die unharmonische Klirrkomponente K3 ist von 80 bis 85 dB Anregungspegel zwischen 596 und 2661 Hz hörbar, bei 95 dB nur von 750 bis 2113 Hz. K4 und K6 liegen weitgehend unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. K5 ist von 422 bis 1679 Hz hörbar, K7 von 501 bis 1000 Hz, bei 95 dB schon ab 316 Hz. Beide Chassis verhalten sich sehr ähnlich.
Klirrfaktor bei 80 bis 95dB/1m (Halbraum, 20cm)
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Der MIVOC XAW180HC-Black sieht von vorne wertig aus und hat eine hohe Anfassqualität. Er überzeugt vor allem mit einem bis 2.5 kHz weitgehend linearen Frequenzgang und praxisgerechten TSPs. Für ein 17cm-Chassis ist der gemessene Wirkungsgrad von knapp 88 dB/2.83V/m leicht überdurchschnittlich. Die Pegellinearität ist bis 99 dB gut (ohne Hubentlastung). Der Klirrfaktor (insbesondere K3) ist leicht erhöht und verläuft für den 2-Wege-Einsatz ungünstig.
Der MIVOC XAW180HC-Black empfiehlt sich vor allem für kleine 2-Wege-Standboxen, benötigt dann aber eine möglichst tiefe Trennung < 1500 Hz. Perfekt ist er für 3-Wege-Systeme geeignet, dort kann die Trennfrequenz auch bis maximal 1000 Hz betragen (z.B. Kombination mit 50mm Mitteltonkalotten).
Mit einem UVP von 55 € ist der MIVOC XAW180HC-Black ausgesprochen preiswert - da kann man zur Schalldrucksteigerung auch schon mal 2 Chassis pro Box verbauen.
. . . verläuft auf Achse bis 2.5 kHz fast perfekt linear,"
Der Korb hat keinerlei Auswirkung auf das Verhalten des Chassis. Warum also dann diese Note? Gut, wenn es einem aus persönlichen Gründen nicht gefällt, aber das ist ja wohl eher eine Geschmackssache und keiner Kritik wert.
Theo
Ebenso der Phaseplug.... ist optisch für mich nicht akzeptabel.
Zum perfekten Chassi.... Frequenzgang linear, dafür hörbarer klirr..... fällt also damit für hochwertige Systeme raus.
Die Klirrkomponente, vielleicht sollten wir wirklich mal mit den Chassis etwas bauen und hören inwieweit das überhaupt für irgendetwas relevant ist. Wir haben die Chassis im Auftrag für eine zu konzipierende Boxenserie gemessen. Leider ist bisher außer Gerede aus der Serie nichts geworden. Der Auftraggeber lässt zur Zeit nichts von sich hören.
Ich befürchte das bei der Wiedergabe von Musik die Klirrkomponenten eher nicht, oder nur bei sehr kritischer Programm zu hören sind.
Na ja, für hochwertige Systeme würde ich mich selbstverständlich bei anderen Müttern umschauen, ich denke das diese Chassis diesen Anspruch aber auch gar nicht erheben.
Theo