AUDAX 15-Zöller PR380M0
Im Nachgang zum Test des AUDAX PR380M2 aus der AUDAX Pro 38 und des REDCATT 152FINDX4-333B haben wir noch einmal alte Daten von einem AUDAX PR380M0 ausgekramt. Damals hatten wir nur ein Chassis kurz zur Verfügung und haben uns auf Schalldruckmessungen konzentriert, daher gab es kein "ordentliches" Datenblatt.
Der Chassis war neu, wir haben es vor den Messungen - wie üblich - 24 Stunden lang eingerauscht.
Unser "nachträgliches" Datenblatt soll einen Vergleich zum AUDAX PR380M2 ("ist der noch in Ordnung?") und REDCATT 152FINDX4-333B ("wäre der ein guter Ersatz?") ermöglichen . . .
Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de |
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Vertrieb: TLHP | Typ: PR380M0, 8 Ohm | Datenblatt des Herstellers |
Foto des Chassis
Der äußere Eindruck:
Der AUDAX PR380M0 hat nicht den schönen, HiFi-mäßigen Druckgusskorb des PR330M0, sondern versteckt den Druckgusskorb (wie viele andere PA-Chassis) hinter einer 4-teiligen Pappdichtung, die einen luftdichten Einbau bei rückwärtiger Montage erlaubt.
Die Papiermembran besitzt im Gegensatz zum PR330M0 und PR380M2 keine eingeprägten Versteifungsringe. Gemeinsam ist allen 3 Chassis aber die Schaumstoffsicke, wie sie in den 80ern üblich war.
Der Druckgusskorb bietet 8 Anschraubpunkte, 8 breite Streben führen von den Anschraubpunkten direkt zur Aufnahmeplattform des Magnetsystems und führen die dort auftretenden Kräfte optimal in die Schallwand ab.
Von hinten fällt erst mal der 190 mm durchmessende und 20 mm hohe Ferritmagnet auf, der für die 70 mm durchmessende Schwingspule ordentlich motorisiert ist. Der Magnet hat eine 25 mm durchmessende Polkernbohrung, die dafür sorgt, dass das unter der Staubschutzkalotte eingeschlossene Luftvolumen nicht komprimiert wird, sondern entweichen kann. Die flache Zentrierspinne ist nicht hinterlüftet, da merkt man, dass das Chassisdesign schon gut 30 Jahre alt ist. Ungewöhnlich für ein PA-Chassis sind auch die vergoldeten Terminals mit 4 mm durchmessenden Anschlussbuchsen - das spricht eher die HiFi-Klientel an, denn PA-Chassis haben dort üblicherweise Klemmen, damit ein Austausch möglichst schnell geht.
Die thermische Belastbarkeit wird mit 150 Watt RMS angegeben, das ist nach heutigen Maßstäben eher wenig.
Der Schwingspulenträger ist aus elektrisch nichtleitendem Kapton.
Die vordere Polplatte ist 7 mm dick, die Wickelhöhe der Schwingspule ist 14.6 mm -> das ergibt - konservativ gerechnet - einen linearen Hub von nicht gerade üppigen +/- 3.8 mm.
Der Frequenzgang:
. . . verläuft auf Achse in 20 cm Abstand von 140 bis 1000 Hz weitgehend linear (Mittelwert 96.59 dB, Standardabweichung +/- 0.89 dB) - nur um knapp 700 Hz gibt es einen ca. 100 Hz breiten und 3 dB tiefen Einbruch (Sickenresonanz?). Zwischen 1.2 und 1.8 kHz steigt der Frequenzgang auf Achse auf bis zu 102 dB an, bricht um 2 kHz auf 93 dB ein und steigt bei 2.5 kHz wieder auf 103 dB an. Bei 4 kHz werden nur noch 85 dB erreicht, bei 4.5 kHz wieder 91 dB, oberhalb von 6.7 kHz wird die 72 dB-Marke nicht mehr überschritten.
Die Bündelung nimmt oberhalb von 700 Hz bis 1.1 kHz stark zu, in dem Frequenzbereich fällt der Frequenzgang mit zunehmendem Winkel gleichmäßig ab. Darüber wird das Rundstrahlverhalten durch die Resonanzen und Einbrüche eher chaotisch.
Der winkelgewichtete Schalldruck fällt zwischen 500 und 1600 Hz nur um ca. 2.5 dB ab, sinkt um 2 kHz um 4 dB ein, bäumt sich um 2.5 kHz noch einmal um 5 dB auf und fällt dann mit ca. 25 dB/Oktave ab.
Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)
Sprungantwort/Pegellinearität
Bei der Sprungantwort dominiert in den ersten 4 ms das Ausschwingen mit der Membranresonanz ( 2/ 0.748 [ms] = 2.67 [kHz] ).
Die Zerfallspektren zeigen um 700 Hz (Sickenresonanz?) ein leicht und um 1.6 und 2.6 kHz ein stärker verzögertes Ausschwingen.
Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm, 0°)
Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm, 0°)
Die Pegellinearität:
Bei einem Schalldruck von 95 bis 115 dB (das entspricht einer Anregung mit 2.35 bis 23.5 Volt) zeigen sich zwischen 120 und 1100 Hz bis zur vorletzten Pegelstufe (114 dB) nur ganz sporadisch Nichtlinearitäten > 0.5 dB.
Der Klirrfaktor:
Die Klirrkomponente K2 verläuft bis 1.6 kHz weitgehend linear und steigt moderat mit dem Anregungspegel. Der unharmonische K3 hat ein Maximum um 850 Hz (= 1/3 der Membranresonanz) und steigt etwas weniger mit dem Anregungspegel als K2. K5 zeigt bei Pegeln bis 95 dB und 20 cm Messabstand ein Maximum um 520 Hz (= 1/5 der Membranresonanz). Ab 105 dB spielen auch die übrigen Klirrkomponenten eine Rolle. Bei 110 steigen die Klirrkomponenten deutlich an.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 85 / 90 / 95 / 100 / 105 / 110 dB liegt K2 zwischen 50 und 500 Hz im Mittel bei 0.322 / 0.583 / 1.064 / 1.568 / 3.180 / 7.508%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von noch geringen 0.113 / 0.156 / 0.294 / 0.469 / 0.720 / 1.497%.
Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) lägen alle Klirrkomponenten bis 100/105/110 dB über 38/42/42 Hz unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Der unharmonische K3 läge zwischen 501 und 1679 Hz (85 bis 95 dB) bzw. 596 und 1059 Hz (100 dB) bzw. 794 bis 1059 Hz (darüber) oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle für Sinustöne. Für K5 gilt dies zwischen 447 und 1059 Hz (85 bis 105 dB) bzw. nur bei 562 Hz (110 dB).
Klirrfaktor bei 85 bis 110dB/1m (Halbraum, 20cm (48 cm ab 100 dB))
Vergleich mit AUDAX PR380M2 und REDCATT 152FINDX4-333B:
Bis 500 Hz haben alle 3 Chassis einen weitgehend linearen Frequenzgang. Die beiden AUDAX-38er sind auch bis 1 kHz weitgehend linear.
Frequenzgang auf Achse in 20 cm Anstand [dB/2.83V/m]:
Der REDCATT 152FINDX4-333B zeigt ein ganz leicht verzögertes Ausschwingen um 550 Hz und ein stärker verzögertes Ausschwingen um 2 kHz.
Der AUDAX PR380M0 zeigt ein leicht verzögertes Ausschwingen um 700 Hz und ein stark verzögertes Ausschwingen zwischen 1.5 und 3 kHz.
Der AUDAX PR380M2 (aus der Pro38) zeigt ein ganz leicht verzögertes Ausschwingen um 650 Hz und ein stark verzögertes Ausschwingen zwischen 1 und 2 kHz.
Periodenskaliertes Zerfallspektrum in 20 cm Abstand:
REDCATT 152FINDX4-333B
AUDAX PR380M0
AUDAX PR380M2
Der REDCATT 152FINDX4-333B zeigt wegen der ausgeprägten Membranresonanz (109 dB/2.83V/m bei 1.8 kHz) die höchsten Klirrkomponenten K3 bei 600 Hz (= 1/3 der Membranresonanz) bzw. K5 bei 360 Hz (=1/5 der Membranresonanz). Dafür ist K3 um 40 Hz am geringsten.
Der AUDAX PR380M0 und der PR380M2 verhalten sich in punkto K2 und K3 ähnlich, wobei der 40 Jahre alte PR380M2 sogar die geringeren K3-Werte hat. Um 250 Hz gibt es beim PR380M2 eine Störung.
Beim Linearitätscheck verhalten sich die beiden AUDAX-Chassis ähnlich, auch hier zeigt der 40 Jahre alte PR380M2 zum Teil bessere Werte als der neue PR380M0.
Der REDCATT 152FINDX4-333B zeigt auf den ersten Blick ca. 3-4 dB schlechtere Linearitätswerte. Dies kommt zum einen durch die höheren Auslenkungen < 100 Hz (s. Vergleich der Frequenzgänge). Zum anderen hat der 152FINDX4 zwar denselben SPANNUNGS-Frequenzgang, wegen der halben Impedanz ist dafür jedoch die doppelte Leistung erforderlich. Daher kommt unser Messverstärker beim Linearitätscheck (bei gleichem Schalldruck aber doppelter Leistung) an seine Grenzen.
Der 40 Jahre alte AUDAX PR380M2 aus der AUDAX Pro 38 ist in einigen Punkten sogar besser als der neue AUDAX PR380M0. Der REDCATT 152FINDX4-333B zeigt zwar das beste Ausschwingverhalten, wegen der ausgeprägten Membranresonanz bei 2 kHz (bis zu 110 dB/2.83V/m] hat er aber die höchsten Klirrkomponenten K3 (bei 1/3 der Membranresonanz) bzw. K5 (bei 1/5 der Membranresonanz) und würde von einer tiefen Übernahmefrequenz zum Mitteltöner profitieren - z.B. 400 Hz mit dem AUDAX HM210Z10. Dann wäre er auf jeden Fall ein adäquater Ersatz für die ursprünglich eingesetzten AUDAX PR380M2 - und das zum Schnäppchenpreis . . .
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Der AUDAX PR380M0 hinterlässt in unserer Folterkammer einen guten Eindruck:
- der Frequenzgang sieht bis 1.1 kHz gut aus - nur um 700 Hz gibt es einen ca. 100 Hz breiten und 3 dB tiefen Einbruch (Sickenresonanz?)
- die Pegellinearität ist von 95 bis 114 dB unter 1 kHz sehr gut, um 100 bzw. 50 Hz sind die Nichtlinearitäten "schon" ab 111 bzw. 112 dB > 0.5 dB
- das Klirrspektrum ist gerade bei niedrigeren Pegeln bis 95 dB sehr "aufgeräumt", bei 110 dB nimmt der Klirr aber schon stark zu; es stört die K3-Spitze um 850 Hz
Der AUDAX PR380M0 scheint seine besonderen Qualitäten im Frequenzbereich unter 500 Hz zu haben, denn dort ist der Frequenzgang tadellos und die Klirrkomponenten K3 und K5 sind noch nicht hörbar. Als Ergänzung gibt es im AUDAX-Programm dafür ja den 17er Mitteltöner PR170xx oder den HM210Z10 . . .
Im Vergleich zum AUDAX PR380M2 kostet der PR380M0 zwar keine 500 €, sondern "nur" 390 €, aber der REDCATT 152FINDX4-333B ist mit 200 € noch deutlich preiswerter (und bei Einsatz unter 400 Hz ähnlich gut) . . .