OMNES AUDIO Exclusive-Serie
Bisher verbindet man die Marke OMNES AUDIO eher mit "normalen" Chassis mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis. Das mit dem guten Preis-/Leistungsverhältnis soll auch in Zukunft so bleiben, aber man will jetzt auch Chassis im sehr hochwertigen Bereich anbieten. Den Anfang macht die Exclusive-Serie mit einem 20er Tieftöner (Exclusive 8), es folgt noch ein 17er Tieftöner (Exclusive 6) und ein 17er Tief-/Mitteltöner (Exclusive 6M). Besonderes Kennzeichen aller 3 Chassis sind die sehr steifen Honeycomb-Membran, wie man sie z.B. auch von ETON kennt.
Den OMNES AUDIO Exclusive 8 haben wir schon in unserer verbesserten BigLine MSW verbaut, daher haben wir ihm als erstes auf den Zahn gefühlt, wie er sich in unserer Folterkammer macht . . .
Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen |
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Hersteller / Vertrieb: OMNES AUDIO / BPA | Typ: Exclusive 8, 8 Ohm | Datenblatt des Herstellers |
Foto des Chassis
Der äußere Eindruck:
Von vorne sieht der Exclusive 8 einfach nur edel aus: der Druckgußkorb mit 8 Anschraubpunkten strahlt Stabilität aus, und die Wabenförmige Struktur der Membran verspricht auch hier Stabilität. Im Gegensatz zu einigen älteren ETON-Chassis mit "grüngrauen" Membranen ist die Membranfarbe bei den Exclusive-Chassis perfekt schwarz. Die Gummisicke ist leicht vergrößert (und suggeriert so Langhubigkeit) ohne aber an Fahrradschläuche zu erinnern.
Von hinten betrachtet drängt sich nur ein Bild auf: der kann vor Kraft kaum laufen! Der Magnet hat einen Durchmesser von 158 mm und eine Höhe von 26 mm, 4 stabile Doppelstreben führen zum Befestigungspunkt an der Frontplatte. Die Schwingspule hat einen Durchmesser von 50 mm, die vordere Polplatte ist 8 mm hoch. Die Zentrierspinne ist nicht hinterlüftet - ein Zeichen für ein nicht ganz modernens Korbdesign. Eine 17 mm durchmessenden Polkernbohrung sorgt dafür, dass die Luft unter der 65 mm durchmessenden Staubschutzkalotte nicht komprimiert werden muss und verbessert gleichzeitig die Wärmeabfuhr.
Membranfläche: | Außendurchmesser: Innendurchmesser: Plugdurchmesser: -> Membranfläche Sd: |
184 mm 150 mm 0 mm 219.0 cm² |
TSP (Anregung -12 dB): | Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Effektive bewegte Masse Mms Äquivalentes Luftvolumen Vas Kraftfaktor BL Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) |
41.46 Hz 7.57 Ohm 7.103 0.381 0.361 33.40 gr 29.99 dm³ 13.15 N/A 89.64 dB |
Die TSP:
Im Impedanzverlauf deuten sich Membranresonanzen 1.6 und 3.9 kHz an, die sich - wie üblich - auch im Frequenzgang wiederfinden.
Die gemessene Resonanzfrequenz liegt mit 41.5 Hz relativ hoch. Das sorgt in Verbindung mit der leicht erhöhten Membranmasse von 33.4 gr für eine etwas weniger nachgiebige Aufhängung, die wiederum die Auslenkung bei tiefen Frequenzen in Grenzen hält. Unter anderem auch daher gelingt auch bei Anregung mit +6 dB noch ein weitgehend unverzappelter Impedanzverlauf, wobei sich die Resonanzfrequenz kaum verschiebt - ein erstes Indiz darauf, dass der Exclusive 8 ganz gut was wegstecken kann.
Die mechanischen Verluste sind gering (Qms = 7.103), das deutet auf einen nicht elektrisch leitenden Schwingspulenträger und effektive Be-/Entlüftungsmaßnahmen hin.
Was sagt denn nun LASIP zu den TSPs?
In einem geschlossenen Gehäuse von 10 Litern geht es bis 80 Hz runter - das wäre optimal für eine Subwoofer-Unterstützung (z.B. im Heimkino). Die "optimale" Bassreflexbox (ohne Vorwiderstand) benötigt 18.6 l und wäre auf 46 Hz abgestimmt. Das ist nicht optimal, da die Auslenkung unterhalb der Abstimmfrequenz schnell zunimmt und so hohe Anregungen z.B. bei 35 Hz das Chassis weit auslenken können. Wenn die Abstimmfrequenz 40 Hz beträgt könnten nur Anregung unter 30 Hz problematisch werden, die aber auf den allermeisten CDs schon durch ein Hochpassfilter bei der Aufnahme/Abmischung entschärft werden (s. Musik "vergleichen"mit dem WaveAnalyzer). Bei leicht vergrößertem Volumen von 25 Litern geht es dann auch bis 40 Hz runter (- 3 dB), diese Abstimmung wäre auch nötig wenn z.B. 0.7 Ohm durch Weichenbauteile, Kabel etc. dazu kommen.
Der Frequenzgang:
. . . verläuft bis 400 Hz perfekt linear und steigt dann auf Achse bis 1.5 kHz kontinuierlich leicht an (immerhin um + 4 dB) - das ist weichentechnisch aber noch recht einfach in den Griff zu kriegen. Zwischen 1.5 und 1.7 kHz fällt der Schalldruck dann plötzlich um 2.5 dB wieder ab - schon im Impedanzverlauf hatte sich ein Problem um 1.6 kHz angedeutet. Die Stufe ist auch unter Winkeln erkennbar.
Bis 3 kHz steigt der Frequenzgang dann wieder leicht an, bevor der Pegel bei der Membranresonanz dann noch einmal um 7 dB auf 100 dB ansteigt.
Die Bündelung setzt ab 1250 Hz ein und nimmt unter Winkeln weitgehend gleichmäßig zu - bis auf die Störstelle um 1600 Hz, dort weist auch der Bündelungsgrad eine Spitze auf.
Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)
Die Sprungantwort und das periodenskalierten Zerfallspektrum sehen aus wie aus dem Lehrbuch - bis auf die Welligkeit durch die Membranresonanz bei 3.9 kHz. Selbst die Störung um 1.6 kHz ("Stufe") klingt noch schnell ab . . .
Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm, 0°)
Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm, 0°)
Die Pegellinearität:
Bei einer Anregung von 1 bis 10 Volt (das entspricht einem mittleren Schalldruckpegel von 80.6 bis 100.6 dB in 1 m Abstand) bleibt zwischen 50 und 5000 Hz nirgendwo mehr als 0.5 dB Dynamik auf der Strecke! Bei 20 Volt (das sind immerhin bis zu 106.6 dB) bleiben erst unterhalb von 140 Hz mehr als 0.5 dB auf der Strecke - der steckt nicht nur was weg sondern der haut auch was raus!!!
Der Klirrfaktor:
Die Klirrkomponente K2 verläuft zwischen 150 und 3000 Hz weitgehend linear und steigt moderat mit dem Anregungspegel an. K3 verläuft in diesem Bereich auch näherungsweise linear (aber schon deutlich verzappelter) und steigt erst bei 105 dB deutlich an. Bei 1.6 kHz (= 1/3 der Membranresonanz von 3.9 kHz) erreicht K3 bei niedrigen Pegeln sein Maximum. Bei den höheren Klirrkomponenten fällt K5 mit einer Spitze um 780 Hz auf (= 1/5 der Membranresonanz von 3.9 kHz). Ab 95 dB tritt auch bei der Membranresonanz selbst eine Klirrspitze auf.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 85 / 90 / 95 / 100 / 105 dB liegt K2 zwischen 50 und 2000 Hz im Mittel bei 0.38 / 0.70 / 1.31 / 2.63 / 6.56%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von (zumindest bis 100 dB) recht niedrigen 0.11 / 0.11 / 0.14 / 0.34 / 1.49%.
Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre K2 im untersuchten Pegel- und Frequenzbereich komplett unhörbar. Demgegenüber ist K3 bei 90 dB von 1000 bis 2000 Hz oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle (bei 100 dB gilt dies von 1000 bis 1500 Hz). Die K5-Spitze bei 780 Hz (= 1/5 der Membranresonanz von 3.9 kHz) ist bei allen Pegeln hörbar, dafür ist aber K4 bei allen betrachteten Pegeln unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle.
Klirrfaktor bei 85 bis 105dB/1m (Halbraum, 20cm)
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Der OMNES AUDIO Exclusive 8 ist ein High-Tech-Chassis, das sich in unserer Folterkammer gut geschlagen hat. Beim Frequenzgang gibt es eine Störstelle um 1600 Hz, idealerweise nutzt man ihn nur bis 1300 Hz. Zusammen mit einer WAVECOR TW030WA12 ließe sich dann ein hochwertiges 2-Wege-System aufbauen. In einem 25 l BR-Gehäuse geht es bis 40 Hz runter: das ist zwar nicht ultratief, dafür ist der Wirkungsgrad mit knapp 90 dB ganz ordentlich. Interessant auch ein kleiner Satellit mit nur 10 Litern, der bis 80 Hz runter geht - ideal auch für ein kompaktes Heimkinosystem.
Besonders hervorzuheben ist die Dynamikfähigkeit des Exclusive 8: selbst bei Anregungen bis 20 Volt (= 106.6 dB in 1m) bleiben erst unterhalb von 140 Hz mehr als 0.5 dB Dynamik auf der Strecke!! Darum mussten die "alten" Grundtöner unserer BigLine beim Upgrade auch weichen. Und auf den Westdeutschen Hifitagen hat die BigLine MSW sehr "eindrucksvoll" bewiesen, dass große Boxen viel Spaß machen können: so hat uns das ONLINE-Magazin LowBeats zum Best-Sound-Of-The-Show gekürt (s. Messebericht von den Westdeutschen Hifitagen in Bonn, am Ende des Berichts)!
Mit einem UVP von aktuell 199.99 € ist der Exclusive 8 kein Chassis, was man auf Verdacht mal mitbestellt. Aber wenn er ins oben skizzierte Beuteschema passt gibt es wenig Konkurrenz für ihn . . .
beim Exclusive 8 habe ich aus Versehen nur eine 1-kanalige Messung gemacht -> da fehlt mir die absolute Phase -> daher habe ich die Daten nicht veröffentlicht.
Beim MONACOR SP-308CX habe ich richtig gemessen -> das wird kurzfristig nachgeliefert.
Gruß Pico
Moin Pico,
ergänzt Ihr die Messdaten für das Chassis noch mal?
VG