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Sica 6D 1.5 CS-4Noch ein interessanter 6"-Breitbänder von SICA

Es gibt ja sehr viele Hersteller von Lautsprecherchassis, aber einige fliegen scheinbar immer etwas unter dem Radar und fallen uns bzw. unseren Chassis spendenden Abonnenten nicht auf. So z.B. die Firma SICA, deren Chassis bisher nur relativ selten getestet wurden. (siehe Einleitung zum Test des SICA 6 M 1,5 CS-8).

Wie dort schon angedeutet werden wir in Kürze mehrere SICA-Breitbänder mit Schwirrkonus von 6" bis 8" testen. Den Anfang machte der gutaussehende 6 D 1 CS-4. Weiter geht es mit dem 6 D 1,5 CS-4 (die 6 steht für 6" Nenn-Durchmesser, das D für Dual Cone (= Konusmembran mit Schwirrkonus), die 1,5 für 1.5" Schwingspulendurchmesser, das CS für Consumer Series (= Stahlblechkorb). Auf der SICA-Homepage findet sich nur die 8 Ohm-Variante mit dem Kürzel Z004002 (die 4 Ohm-Variante hat das Kürzel Z004003) - aber bei Mobile-Club-Sounds gibt es auch die 4 Ohm-Version für schlappe 41 €. Für den Mehrpreis zum 6D1CS-4 bekommt man eine größere Schwingspule (1.5" statt 1") und damit verbunden einen größeren Magneten (d=100mm, h=14mm statt d=87mm, h=11mm) und einen größeren Schwirrkonus (78 mm statt 62 mm). Dafür gibt es nur eine PA-typische mehrfach gewellte Textilsicke statt einer Gummisicke bei 6D1CS-4 - und für die Membran-Beschichtung war wohl auch kein Geld mehr da . . .

Unser ausführliches Datenblatt klärt, ob der SICA 6 D 1.5 CS-4 unter HiFi-Gesichtspunkten eine gute Figur macht und wie er am besten eingesetzt werden kann . . .

 

Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: SICA Typ: 6 D 1,5 CS, 4 Ohm Datenblatt des Herstellers

Foto des Chassis

Sica 6D 1.5 CS-4 Sica 6D 1.5 CS-4

Der äußere Eindruck:

Von vorne sieht der SICA 6D1,5CS-4 mit seiner gewellten Textilsicke und dem großen Schwirrkonus wie ein PA-Chassis aus - bei dem allerdings der billig aussehende Blechkorb von einem wertig aussehenden Kunststoff-Distanzring kaschiert wird. Das war es dann aber auch schon an Kosmetik . . .
Der Blechkorb bietet 4 Befestigungspunkte, 4 der 8 nur 12 mm breiten Streben führen von dort direkt zur Aufnahme-Plattform des Magnetsystems. Die Zentrierspinne ist nicht hinterlüftet und es gibt auch keine Polkernbohrung, da sind Strömungsverluste zu erwarten.
Der Ferrit-Magnet ist nur 14 mm hoch und hat zwar einen Durchmesser von 100 mm, muss aber auch eine 38 mm durchmessende Schwingspule antreiben.
SICA gibt den maximalen linearen Hub mit +/- 1.6 mm (10% Klirrfaktor) bzw. +/- 4.1 mm (BL-Abfall auf 50%) an; aus dem Schwingspulenüberhang ergäbe sich ein linearer Hub von +/- 1.5 mm.


Die TSP:

Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
145 mm
122 mm
0 mm
-> 140.0 cm²
TSP aus Impedanzmessung
(Mittelwert und Streuung von
2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquivalentes Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) aus TSPs
108.1 Hz (+/-5.1%)
3.02 Ohm (+/-0.5%)
2.354 (+/-4.2%)
0.829 (+/-3.9%)
0.613 (+/-3.9%)
10.83 gr (+/-0.5%)
5.59 dm³ (+/-10.8%)
5.18 N/A (+/-0.6%)
95.42 dB (+/-0.05)

Der Impedanzverlauf zeigen sich oberhalb von 400 Hz zahlreiche kleinere Störstellen - in diesen Bereichen gibt es auch leichte Schwankungen im Frequenzbereich.

Die Resonanzfrequenz ändert sich bei Erhöhung der Anregung von -18 auf +6 dB nur um ca. 2.1%.

Die von uns gemessen TSPs stimmen nur zum Teil (Fs, Rdc) gut mit den Herstellerangaben überein: SICA geht von einem stärkeren Antrieb (6.14 N/A = +18.5%) und einer höheren bewegten Masse aus (13.1 gr = +21%) und kommt so bei ähnlicher Resonanzfrequenz auf eine geringere Gesamtgüte Qts (-15.2%) und ein deutlich geringere Äquivalentvolumen Vas (-33.8%) - wobei SICA mal wieder eine nicht nachvollziehbar kleine Membranfläche Sd von nur 122.7 cm² annimmt:

TS-Parameter Einheit HiFi-Selbstbau SICA Abweichung
Resonanzfrequenz Fs
Gesamtgüte Qts
Äquiv. Luftvolumen Vas
Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
Gleichstromwiderstand Rdc
Effektive bewegte Masse Mms
Kraftfaktor BL
[Hz]
[-]
[dm³]
[dB/2.83V/m]
[Ohm]
[gr]
[N/A]
108.1
0.613
5.59
95.42
3.02
10.83
5.18
105.4
0.52
3.7
94.2
3.03
13.1
6.14
2.6%
17.9%
51.1%
1.22
-0.3%
-17.3%
-15.6%

Die Chassis wurden natürlich vorher 24 Stunden eingerauscht. Die Streuung der relevanten TSPs (Rdc, Mms, BL, Eta) ist sehr gering, nur die federabhängigen TSPs streuen stärker (was sich aber nach Einbau in ein Gehäuse kompensiert). Die mechanische Güte Qms ist relativ klein (= höhere Verluste), das sind vermutlich Strömungsverluste sowie Wirbelstromverluste aufgrund des Schwingspulenträgers aus Aluminium . . .

Und was sagt LASIP zu den gemittelten TSPs?

In einem 17 Liter großen geschlossenen Gehäuse ergibt sich eine Gesamtgüte Qtc von 0.71 und es geht bis 125 Hz runter (rote Kurve).
Spendiert man 4 Liter mehr und macht ein Rohr ins Gehäuse (Abstimmfrequenz 72 Hz) dann geht es bis 62 Hz runter.
In einem geschlossenen Gehäuse von nur 3.06 Litern (mit Absorption) ergibt sich ein Qtc von 1, ideal für ein GHP-System: mit 470 uF Vorkondensator ginge es dann immer noch bis 122 Hz runter:

Simuliert man diese beiden Gehäuseabstimmungen mit WinISD V0.7, so ergeben sich folgende Kennwerte (gleiche Farben wie bei LASIP, GHP in blau):

Relativer Frequenzgang [dB] Maximaler Schalldruck [dB/1m] Dafür benötigte Leistung [W]
Impedanz [Ohm] Auslenkung bei 20 Watt [mm] Strömungsgeschwindigkeit im BR-Rohr [m/s]


- im geschlossenen Gehäuse sind oberhalb von 240 Hz bis zu 110 dB Schalldruck in 1 m Abstand möglich
- der Tiefbassgewinn der "grünen" Box (BR 21 l, 72 Hz) ist bis zu 15 dB bei 72 Hz, dort können noch 105 dB Schalldruck erzeugt werden (bei 100 Hz ist der Gewinn nur noch 6 dB)
- bei einem BR-Rohr-Durchmesser von 8.2 cm wäre das Rohr 8.5 cm lang und würde bei 20 Watt keine Strömungsgeräusche erzeugen (ab 17 m/s = 5% Schallgeschwindigkeit)


Der Frequenzgang:

. . . verläuft von 150 Hz bis 2 kHz auf Achse weitgehend linear (Mittelwert 94.56 dB, Standardabweichung +/- 0.99 dB). Darüber gibt es Überhöhungen um 2.7 kHz (99 dB), 7 kHz (101/97 dB) und 14 kHz (104 dB).
Betrachtet man den gesamten Übertragungsbereich von 125 Hz bis 12.5 kHz so ergibt sich ein Mittelwert von 95.48 dB und eine Standardabweichung von +/- 2.34 dB.
Unter 15° verhält sich der 6D1,5CS-4 bis 5.5 kHz noch sehr ähnlich (-3.5 dB), fällt dann aber bis 10 kHz schon um 11 dB gegenüber der 0°-Kurve ab.

Die Bündelung setzt ab ca. 1 kHz ein, steigt bis 2 kHz mit zunehmendem Winkeln nur gering zunehmend an, bis 4 kHz dann stärker zunehmend aber gleichbleibend (je größerer der Winkel desto geringer der Schalldruck). Bis hierhin ist das die zu erwartende Bündelung der 133 mm durchmessenden "Haupt"-Membran. Oberhalb von 4 kHz steigt der Frequenzgang unter 30 und 45 ° aber deutlich an und überholt bei etwa 7 kHz die 15° Kurve - dies dürfte bereits das Werk des Schwirrkonus sein, der auch für die Resonanz bei 7 und 14 kHz verantwortlich sein dürfte.

Der winkelgewichtete Schalldruck fällt von 1 bis 15 kHz im Mittel mit ca. 2 dB/Oktave ab.

Die Streuung der beiden Chassis ist auf Achse nicht so dolle: die ca. 3 dB tiefe Stufe um 1.2 kHz erfolgt bei unterschiedlichen Frequenzen (das war schon im Impedanzverlauf zu sehen) und dadurch zu Abweichungen von bis zu 3 dB. Zwischen 4 und 9 kHz ist Chassis 1 im Mittel 2.23 dB lauter als Chassis 2, die maximale Abweichung beträgt sogar 6.15 dB. Hier dürften Unterschiede des filigranen Schwirrkonus die Ursache sein.
Der winkelgewichtete Schalldruck zeigt deutlich geringere Abweichungen.

Pseudorauschen > 200 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)


Sprungantwort/Pegellinearität

Die Sprungantwort steigt zunächst relativ schnell an, hält dann aber noch einmal kurz inne und erreicht erst im 2. Anlauf (durch die Abstrahlung des Schwirrkonus um 1/0.068 ms = 14.7 kHz) sein Maximum der Sprungantwort. Die Membranresonanzen klingen danach innerhalb von 1.5 ms ohne größere Auffälligkeiten gutmütig ab.
Das periodenskalierten Zerfallspektrum sieht bis 2.5 kHz sehr gut aus, darüber zeigen sich Membranresonanzen mit verzögertem Ausschwingen vor allem um 2.8 kHz aber auch zwischen 4 und 9 kHz. Oberhalb von 9 kHz schwingt das Chassis sehr lange nach.

Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm. 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm. 0°)


Die Pegellinearität:

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 84 bis 104 dB in 1 m Abstand (das entspricht einer Anregung mit 0.76 bis 7.6 Volt bzw. 0.19 bis 29 Watt) gibt es bei Anregung von 20 bis 20000 Hz nur < 200 Hz ausgeprägte Nichtlinearitäten, ansonsten treten Linearitätsfehler > 0.5 dB nur sehr sporadisch auf.
Erhöht man die Anregung um 6 dB (doppelte Spannung bzw. 4-fache Leistung) zeigen sich bei Anregung von 20 bis 20000 Hz unter 200 Hz und um 14 kHz sehr deutliche Nichtlinearitäten. Bei der letzten Pegelstufen gibt es oberhalb von 500 Hz weite Bereiche mit Linearitätsfehlern von 1 dB und mehr.
Befreit man das Chassis von tieffrequenten Anregungen (Hochpass 2. Ordnung bei 80 Hz) gehen die Nichtlinearitäten < 200 Hz deutlich zurück. Der breitbandige Kompressionseffekt bei der letzten Pegelstufe bleibt aber weitgehend unverändert - hier ist das Chassis offenbar thermisch am Ende (Anmerkung: die Wickelhöhe der 38 mm durchmessenden Schwingspule beträgt nur 9 mm).


Der Klirrfaktor:

Die Klirrkomponente K2 zeigt oberhalb von 200 Hz ein weitgehend lineares Verhalten und erhöht sich moderat mit dem Anregungspegel. Unterhalb von 200 Hz steigt sie kontinuierlich leicht an.
Die Klirrkomponente K3 zeigt oberhalb von 300 Hz ein weitgehend lineares Verhalten. Unterhalb von 300 Hz steigt sie kontinuierlich an.
Die Klirrkomponente K5 verhält sich ähnlich wie K3 - allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau.

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 / 105 / 110 dB liegt K2 oberhalb von 100 Hz im Mittel bei geringen 0.245 / 0.414 / 0.697 / 1.201 / 1.123 / 1.894 / 3.588 %. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von noch geringen 0.110 / 0.182 / 0.279 / 0.424 / 0.609 / 0.729 / 0.958 %.

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre die Klirrkomponenten K2 bis K8 bis 90/95/100/105/110 dB erst unterhalb von 42/84/159/168/141 Hz hörbar, bei Pegeln > 95 dB dominieren hierbei die schwierig heraushörbaren K7 und K8. Betrachtet man nur K2 bis K6 wären sie bis 90/95/100/105/110 dB erst unterhalb von 42/75/75/67/79 Hz hörbar.
K3 ist von 80 bis 95 dB zwischen 750 bis 1679 Hz bei Sinusanregung theoretisch gerade hörbar (bei höheren Pegeln unhörbar).
K5 ist nur bei 90 und 95 dB zwischen 562 und 944 Hz hörbar (bei höheren Pegeln unhörbar).
Ab 95 dB sind die schwierig heraushörbaren K7 und K8 zwischen 250 und 596 Hz hörbar
Bei 110 dB ist die thermische Kompression insbesondere um 14 kHz sehr gut erkennbar.

Klirrfaktor bei 80 bis 110dB/1m (Halbraum, 20 bzw. 48 cm (ab 100 dB))


HiFi-Selbstbau-Fazit:

Der SICA 6 D1,5 CS-4 ist ein preiswerter, hoch belastbarer 17cm-Breitbänder mit Schwirrkonus. Sein Frequenzgang steigt mit zunehmender Frequenz zunehmend an und reicht - dank Schwirrkonus - auf Achse bis 16 kHz. Die Überhöhung um 2.8 kHz sollte ggf. entzerrt werden (da sie im "Nervbereich" liegt), das geht auch passiv.
Einziger Wermutstropfen sind die doch recht großen Exemplarstreuungen . . .

Wenn man den 6 D 1,5 CS-4 von tiefen Tönen entlastet kann er seine Trümpfe voll ausspielen:
- er zeigt keine ausgeprägten Klirrspitzen von K3 und K5, beide Klirrkomponenten sind auch auf recht geringem Niveau
- bei höheren Pegeln sind K2 bis K6 zunehmend unhörbar
- und er kann für seine Größe auch recht laut ohne zu komprimieren

Optimal scheint uns der 6 D 1,5 CS-4 in einem FAST-System (= Fullrange And Subwoofer Technology) aufgehoben zu sein: die tiefste Trennung ist wohl mit einem 3 Liter großen, geschlossenen Gehäuse mit 470 uF Vorkondensator machbar (GHP-System). Durch eine höhere Trennung steigt die Maximallautstärke weiter, eine passive Trennung wird jedoch aufwändiger. Der Subwoofer muss sich dann schon sehr anstrengen um pegelmäßig mit dem 6 D 1,5 CS-4 mitzuhalten . . .

Mit einem Preis von z.Zt. 41.00 €/Stück (z.B. Mobile-Club-Sounds) ist der SICA 6 D 1,5 CS-4 ein echtes Schnäppchen.

Kompletter Datensatz von 2 Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 110 kB)

 

Kommentare

clausa
1 monat vor
Na ja. Da steht z.B. ein Monacor Line Array bei dem Händler auf der Homepage.
Vielleicht kann ja Franky was zu dem Händler sagen.
Gruß
vr-crack
1 monat vor
Interessanter Breitbänder. Nur wenn ich mir hier das Rauschen unter Winkeln anhöre, klingt der auch wieder bei jedem Winkel sehr unterschiedlich. Dann lieber 10-20 € mehr ausgeben und den Celestion Coax TFX0615verwenden. Der brauch zwar noch eine recht einfache Weiche aber dafür klingt er deutlich homogener und macht den besseren Hochton. Mehr Pegel kann der auch noch.
BluePlanet
1 monat vor
Hm, da wird auf einen neuen Händler hingewiesen:
- Qt von 0,61 - 0,99 (?)
Die Lieferung soll laut Homepage direkt vom Hersteller erfolgen. Das scheint ein Trittbrettfahrer mit Dropshipping zu sein.
Verkauft werden auch alle Marken, bei denen jede Gewerbeanmeldung ausreicht, um als Händler gelistet zu werden.
Vermutlich gibt es da auch kein Lager... und keine SICA.
Gruss,
Nick

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