12-Zoll Bass-Gitarren-Lautsprecher von BEYMA

 

Bei der Suche nach einem möglichen Nachfolger für den momentan nicht lieferbaren Tieftöner der LittleWatt bzw. LittleWatt Mk2 wurde im Abonnenten-Forum auch der BEYMA 12CMV2 vorgeschlagen. Die Simulation anhand der Hersteller-TSPs versprach im 120 Liter großen Gehäuse der LittleWatt (Fb = 37 Hz) ein sehr ähnliches Verhalten wie der Original-Tieftöner IMG STAGELINE SP-30/200Neo. Dabei übertrifft der 12CMV2 die geringen 2.3 mm linearen Hub des SP-30/200Neo mit 5.0 mm deutlich, und kann so - bei gleicher Membranfläche - theoretisch 6.7 dB mehr Schalldruck im Bassbereich erzeugen.

Den BEYMA 12CMV2 hat uns ein Privatmann zur Verfügung gestellt, sodass wir ein ausführliches Datenblatt erstellen und so die Frage klären können, ob er ein würdiger Nachfolger des SP-30/200Neo wäre . . .

 

Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: BEYMA Typ: 12CMV2, 8 Ohm Datenblatt des Herstellers

Foto des Chassis


Der äußere Eindruck:

Der 12CMV2 sieht wie ein typischer PA-Lautsprecher aus: Stahlblechkorb, Papiermembran, dicker Magnet. Der Stahlblechkorb ist sehr stabil, bietet immerhin 8 Anschraubpunkte, und die obligatorische, 4-teilige Pappdichtung sieht wertig aus. Die Sicke ist keine gewellte Weiterführung der Papiermembran, sondern eine beschichtete Textilsicke mit 4 "Falten". Die Papiermembran ist luftgetrocknet, die Staubschutzkalotte hat einen Durchmesser von 70 mm und besteht aus Papier.

Von hinten fallen zunächst mal die 5 Y-förmigen Streben zur Aufnahmeplattform des Antriebs ins Auge. Dadurch sind die Befestigungsschrauben zwar nicht direkt an einer Strebe, aber dank der Y-Aufweitung auch nicht weit davon entfernt. Danach geht der Blick auf den 155 mm durchmessenden und 20 mm hohen Ferritmagneten, der für die 63 mm durchmessende Schwingspule ordentlich dimensioniert ist. Der Magnet hat eine 30 mm durchmessende "old school" Polkernbohrung, die dafür sorgt, dass das unter der Staubschutzkalotte eingeschlossene Luftvolumen bei großen Auslenkungen nicht komprimiert wird, sondern entweichen kann. Auch die nicht hinterlüftete, flache Zentrierspinne ist "old school" - das geht auch besser. Möglicherweise gibt es unterhalb der Schwingspule einen gelochten Schwingspulenträger, so dass die hinter der Zentrierspinne komprimierte Luft so durch die Polkernbohrung entweichen kann. Das wäre zwar von den Strömungsverlusten nicht optimal, würde aber den Luftaustausch mit der heißen Schwingspule und damit die thermische Belastbarkeit erhöhen, die mit immerhin 320 Watt angegeben wird.
Die vordere und hintere Polplatte ist jeweils 7 mm dick, die Wickelhöhe der Schwingspule ist 17 mm -> das ergibt - konservativ gerechnet - einen linearen Hub von +/- 5 mm, ein Bestwert im Testfeld.

Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
278 mm
242 mm
0 mm
530.9 cm²
TSP (Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquivalentes Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
55.61 Hz (+/-1.3%)
5.95 Ohm (+/-0.8%)
4.590 (+/-0.1%)
0.568 (+/-2.4%)
0.505 (+/-2.2%)
41.82 gr (+/-5.1%)
78.32 dm³ (+/-2.4%)
12.37 N/A (+/-0.3%)
96.95 dB (+/-0.35)

Die TSP:

Die Streuung der TSPs ist gering, nur die bewegte Masse Mms streut mit +/- 5.1% etwas mehr.
Die gemessene Resonanzfrequenz liegt mit 55.61 Hz (+/- 1.3%) deutlich über der Herstellerangabe von 49 Hz -> dies liegt vor Allem an der deutlich geringeren bewegten Masse. Dementsprechend sind auch die Gütewerte deutlich höher. Würde die Aufhängung 20% weicher sein wäre die Resonanzfrequenz Fs* zwar 49.74 Hz (+1.5%) und die Gesatmgüte 0.452 (-3.9%), aber das Äquivalentvolumen läge mit 97.9 Liter 28.8% zu hoch. Das liegt vor Allem an der deutlich geringeren bewegten Masse Mms (-22.6%):

TS-Parameter Einheit HiFi-Selbstbau BEYMA Abweichung
(original)
HiFi-Selbstbau
(20% weicher)
Abweichung
(20% weicher)
Resonanzfrequenz Fs
Gesamtgüte Qts
Äquiv. Luftvolumen Vas
Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
Gleichstromwiderstand Rdc
Effektive bewegte Masse Mms
Kraftfaktor BL
[Hz]
[-]
[dm³]
[dB/2.83V/m]
[Ohm]
[gr]
[N/A]
55.61
0.505
78.32
96.95
5.95
41.82
12.37
49
0.47
76
96
6
54
13.7
13.5%
7.4%
3.1%
0.95
-0.8%
-22.6%
-9.7%
49.74
0.452
97.9
 
 
 
&nbsp
1.5%
-3.9%
28.8%
 
 
 
&nbsp

Auffällig ist zunächst, dass die Impedanzverläufe bei -6 dB und 0 dB schon deutlich verzappelt sind - obwohl durch den hohen linearen Hub doch gerade zu erwarten gewesen wäre, dass der 12CMV2 in dieser Disziplin eher gut abschneiden würde . . .
Bei ca. 750 und 1600 sind Störungen im Impedanzverlauf erkennbar, letztere findet sich auch im Schalldruck-Frequenzgang wieder.
Die Resonanzfrequenz ändert sich um 10.8%, wenn man den Anregungspegel von -18 dB auf +6 dB (und damit die Eingangsleistung um den Faktor 256) erhöht - das ist im Rahmen des Testfelds ein eher hoher Wert.

Lasip empfiehlt ein 160 Liter großes Bassreflexgehäuse, abgestimmt auf 45 Hz - dann geht es aber auch bis 40 Hz runter. Spendiert man nur 100 Liter und stimmt auf 45 Hz ab, dann geht es nur noch bis 47 Hz runter (-3 dB). In einem 60 Liter großen, geschlossenen Gehäuse ergibt sich eine Gesamtgüte von 0.77 und eine untere Grenzfrequenz von 77 Hz - das reicht mal gerade für ein Subwoofer-/Satelliten-System.

Verkleinert man das geschlossene Gehäuse so, dass sich ein Qtc von 1 ergibt (-> 27 Liter ohne bzw. 24.3 Liter mit Absorptionsmaterial), dann geht es mit einem Vorkondensator von 560 uF immer noch bis 75 Hz runter - das wäre im Heimkino (Wandeinbau) mit Subwoofer-Unterstützung interessant:


Der Frequenzgang:

. . . verläuft auf Achse weitgehend gleichmäßig von 150 bis 1000 Hz (Mittelwert 96.74 dB, Standardabweichung +/- 0.68 dB). Darüber gibt es zunächst einen 3 dB tiefen Einbruch um 1.4 kHz und eine 1 dB große Überhöhung bei 1.6 kHz, bevor sich der Frequenzgang zu einem breiten Buckel um 2.6 kHz mit einem Maximum von 100 dB aufschwingt. Von dort geht es bis 7 kHz zunächst langsam bergab (ca. 12 dB/Oktave), bis 11 kHz dann deutlich steiler. Um ca. 15 kHz gibt es ein letztes Aufbäumen bis ca. 75 dB. Beide Chassis verhalten sich auf Achse weitgehend gleich, nur um 7 kHz ist Chassis 1 ca. 5 dB lauter.

Die Bündelung setzt ab ca. 850 Hz ein, der Frequenzgang fällt bis 1.9 kHz mit zunehmendem Winkel zunehmend ab, wobei dies - relativ zum 0°-Verlauf - recht gleichmäßig und gutmütig erfolgt. Der winkelgewichtete Schalldruck fällt oberhalb von 800 Hz bis 1.4 kHz zunächst recht steil ab (-10 dB), steigt bis 1.6 kHz aber wieder um 2.5 dB an und hält sich bis ca. 2.5 kHz auf diesem Niveau. Darüber sinkt der winkelgewichtete Schalldruck bis 5 kHz um ca. 11 dB, steigt um 7 kHz noch einmal um 2 bzw. 5 dB an, um danach steil abzufallen. Beide Chassis verhalten sich bis 10 kHz weitgehend gleich (außer um 7 kHz).

Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)


Sprungantwort/Pegellinearität

Die Sprungantwort zeigt ein unerwartetes Plateau zwischen 7.9 und 8.2 ms, ansonsten gibt es kaum größere Störungen und ab 12 ms sind keine Störungen mehr zu erkennen.
Die Zerfallspektren zeigen bei 650 Hz und 1.6 kHz (s. Impedanz) und ab 2 kHz ein verzögertes Ausschwingen.

Sprungantwort (Chassis 2, 20 cm, 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 2, 20 cm, 0°)

Die Pegellinearität:

Bei einem Schalldruck von 89 bis 109 dB (das entspricht einer Anregung mit 1.18 bis 11.8 Volt bzw. 0.23 bis 23 Watt) zeigen sich unterhalb von 1.6 kHz nur ganz sporadisch Nichtlinearitäten > 0.5 dB. Bei Steigerung des Anregungspegels um 6 dB (bzw. Vervierfachung der Eingangsleistung) sind um 180 Hz (= Impedanzminimum) und oberhalb von 1.5 kHz Kompressionseffekte ab 114 dB (95 + 19 dB) zu erkennen.



Der Klirrfaktor:

Die Klirrkomponente K2 verläuft oberhalb von 100 Hz weitgehend linear und steigt moderat mit dem Anregungspegel an. Der unharmonische K3 hat ein Maximum zwischen 500 und 1900 Hz und steigt > 200 Hz bis 105 dB nur wenig mit dem Anregungspegel an. Für K5 gilt dasselbe zwischen 300 und 1400 Hz. Die übrigen Klirrkomponenten treten erst ab 100 dB in Erscheinung. Bei 110 und 115 dB steigen alle Klirrkomponenten deutlich an.

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 / 105 / 110 / 115 dB liegt K2 zwischen 50 und 2000 Hz im Mittel bei 0.254 / 0.456 / 0.814 / 1.338 / 1.860 / 2.709 / 3.759 / 5.709%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von 0.162 / 0.216 / 0.276 / 0.386 / 0.815 / 1.384 / 2.437 / 4.495%.

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) lägen alle Klirrkomponenten bis 100/105/110/115 dB unter 42/42/56/67 Hz unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Der unharmonische K3 läge zwischen 596 und 1679 Hz (80, 85 und 90 dB) bzw. 750 und 1334 Hz (95 und 100 dB) oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Für K5 gilt dies zwischen 447 Hz und 1334 Hz (80 bis 100 dB). Bei 105 und 110 dB Anregungspegel werden diese "Überschreitungs"-Bereiche zunehmend kleiner, dafür gesellen sich etwas K4, K6, K7 und K8 hinzu -> je lauter desto weniger Klirr (ein durchaus günstiges Verhalten für ein PA-Chassis).

Klirrfaktor bei 80 bis 115dB/1m (Halbraum, 20cm (48 cm ab 100 dB))


-> beide Chassis zeigen ein sehr ähnliches Klirrverhalten


HiFi-Selbstbau-Fazit:

Der BEYMA 12CMV2 verhält sich akustisch insgesamt etwas ungünstiger als der IMG StageLine SP-30/200Neo:
- wie der SP-30/200Neo hätte er eigentlich gerne ein größeres Gehäuse, in den angedachten 100 Litern kommt er nur bis 47 Hz runter
- der Frequenzgang des 12CMV2 ist im Bereich der angedachten Trennfrequenz von 1.3 kHz sehr verzappelt
- der Klirrfaktor des 12CMV2 zeigt ebenfalls ein K3-Plateau (500 bis 1900 Hz), das etwas niedriger liegt als beim SP-30/200Neo (500 bis 1500 Hz) und sich dessen Spitze um 850 Hz verkneift

Die Vorteile des 12CMV2 sind vor Allem sein höherer linearer Hub, der bei gleichem Schalldruck einen geringeren Klirrfaktor im Bassbereich verspricht.

Ein weiterer Vorteil des 12CMV2 ist seine Verfügbarkeit und sein geringerer Preis - bei Blue-Music ist er momentan für 80 € erhältlich.

Kompletter Datensatz von 2 Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 116 kB)

 

Kommentare

vr-crack
1 jahr vor
Hallo, danke für den Test.

Aber bitte schaut euch den Korb noch mal an. Der hat sehr wohl eine hinterlüftete Zentrierspinne, damit ist perfekte Kühlung um die Schwingspule gewährleistet.

Gruß

Oli
plasma
1 jahr vor
Schade, die Luft wird dünn, der SP30/200Neo ist schon was besonders.
vr-crack
1 jahr vor
Schaut euch das bitte noch mal mit den Verzerrungen an. K3 ist im Gegenteil besser als beim SP30/200 K5 ist Welten besser und fast nicht der Rede Wert. Da kommt der SP 30/200 nicht mit. Frequenzgang ist aber tatsächlich beim SP 30/200 besser. Er bringt zwar etwas weniger Tiefgang als der SP 30/200, dafür hat er aber Hubreserven für die Entzerrung und mehr wirkungsgrad. Für mich neben dem Thomann eher einer der besseren Tieftöner. Für PA Tops ist der RedCat Find im Moment für mich die beste Wahl.
Theo
1 jahr vor
Danke, habe Pico mal darauf hingewiesen :-)

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