Mundorf U602. Mitglied der neuen AMT-Serie von MUNDORF

Nach dem zweitgrößten Hochtöner der neuen AMT-Serie von Mundorf, dem U110W1.1 geht es dieses Mal um den zweitkleinsten Hochtöner der Serie, den U60W1.1.

Modellbezeichnung AMT U40W1.2 AMT U60W1.1 AMT U80W1.1 AMT U110W1.1 AMT U160W1.1
Nennimpedanz 4 Ohm 4 Ohm 4 Ohm 6 Ohm 4 Ohm
Empfindlichkeit 92 [dB/2.83V/m] 93 [dB/2.83V/m] 94 [dB/2.83V/m] 93 [dB/2.83V/m] 93 [dB/2.83V/m]
Einsatzbereich (HP 12 dB/Okt) 3.5 - 39 kHz 2.2 - 34 kHz 2.0 - 31 kHz 1.8 - 27 kHz 1.5 - 27 kHz
Einsatzbereich (HP 6 dB/Okt) 5.0 - 39 kHz 3.3 - 34 kHz 3.0 - 31 kHz 2.7 - 27 kHz 2.3 - 27 kHz
UVP (ohne Frontblende)   189.90 € 229.90 € 264.90 € 314.90 €
UVP (mit Frontblende) 179.90 € 209.90 € 249.90 € 294.90 € 349.90 €


Unser ausführliches Datenblatt klärt, was er kann und wie er am besten eingesetzt werden sollte . . .

 

Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: MUNDORF Typ: AMT U60W1.1, 4 Ohm Datenblatt des Herstellers mit/ohne Frontblende

Foto des Chassis



Der äußere Eindruck:

Der MUNDORF AMT U60W1.1 sieht - wie die gesamte U.Serie - ohne optionale Frontblende sehr schlicht aus, fast schon spartanisch. Ästheten ist daher anzuraten die Version U60W1.1-C mit 94 mm durchmessender runder Frontblende zu erwerben - das mattschwarz eingelaserte MUNDORF-Logo sieht wirklich edel aus.
Aber Aussehen ist ja nicht alles, und "hinter der Motorhaube" dürfte die U-Serie ausgeschlafener gebaut sein. Wie jede Membran strahlt auch eine AMT-Membran nicht nur nach vorne, sondern auch nach hinten in das abgeschlossene Volumen ab. Diese nach hinten abgestrahlte Luftschallenergie gilt es möglichst vollständig zu absorbieren, damit sie nicht auf die Membran zurückreflektiert wird - und da ist der U60W1.1 mit seiner Bautiefe von 28.2 mm (ohne Frontplatte) gut gerüstet.
Der Anschluss sollte mit Kabelschuhen erfolgen - AMTs mögen es nicht, wenn man auf den Anschlüssen "rumbrät" . . .


TSP

Membranfläche: ca. 1.9 * 4.4 cm = 8.4 cm² (gefaltet)
TSPs (Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis. Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
2425 Hz (+/-1.0%)
3.81 Ohm (+/-2.4%)
2.084 (+/-0.5%)
48.46 (+/-3.0%)
1.998 (+/-0.6%)
92.66 dB (+/-0.02)

Die TSP:

Nur bei maximaler Anregung (+ 6dB, Spitzenspannung Vpeak = 12 Volt, energetischer Mittelwert Vrms = 2.5 Volt) steigt die Impedanz an - die Wärmeaufnahmefähigkeit der AMT-Antriebseinheit ist halt endlich . . .
Der relativ hohe Spannungswirkungsgrad von 92.66 dB/2.83V/m (Mittelwert 2.5 bis 12.5 kHz) entspricht bei einem Gleichstromwiderstand von 3.81 Ohm einem Wert von 89.43 dB/W/m. Die Chassis wurden vorher 12 Stunden eingerauscht.


Der Frequenzgang:

. . . zeigt auf Achse ein leicht "buckliges" Verhalten zwischen 3.6 kHz (91 dB), 8.5 kHz (94 dB) und 20 kHz (91 dB), das sich wegen seiner symmetrischen Ausprägung aber recht leicht durch einen Sperrkreis entzerren ließe. Diesem vereinfachten Verlauf ist eine Welligkeit überlagert mit leichten Einbrüchen um 5.4 und 7.7 kHz. Unterhalb von 3 kHz zeigt sich eine ca. 4 bis 5 dB große Überhöhung bei der Resonanzfrequenz von 2.4 kHz, die wegen des hohen Qts (dominiert durch ein zu hohes Qms) zu erwarten gewesen ist. Der Mittelwert zwischen 2 und 20 kHz beträgt 92.6 dB, die maximalen Abweichungen sind mit +2.3/-3.9 dB relativ hoch. Dieser Frequenzgang wäre in einem sehr stark bedämpften Hörraum relevant - wenn der Hochtöner auf den Kopf zielt.
Da die Bündelung in vertikaler Richtung bereits ab 6 kHz deutlich zunimmt ist der über alle Raumwinkel gemittelte Frequenzgang (quasi der Energiefrequenzgang) zwischen 3 und 9 kHz weitgehend linear. Oberhalb von 9 kHz fällt der winkelgewichtete Schalldruck bis 13 kHz mit 6 dB/Oktave ab, darüber sogar mit 12 dB/Oktave. Dieser Frequenzgang wäre in einem sehr halligen Hörraum relevant.
Die Bündelung setzt horizontal ab ca. 5 kHz ein, bleibt aber selbst unter 60° bis 15 kHz bei Werten oberhalb von 10 dB -> der U60W1.1 erreicht wegen der nur 2 cm breiten Membran ein gutes horizontales Rundstrahlverhalten. Vertikal setzt die Bündelung schon bei 3 kHz ein, nimmt aber erst oberhalb von 6 kHz bei 45° und 60° stärker zu.

Die Streuung der beiden Chassis ist > 3 kHz gering, im Bereich der Resonanzfrequenz von 2.4 kHz zeigen sich leichte Unterschiede.

Pseudorauschen > 1000 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)

Pseudorauschen > 1000 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)

Die optionale Frontblende lag uns zum Test nicht vor, beim MUNDORF U110W1.1 gab es leichtere Änderungen insbesondere beim Frequenzgang auf Achse.


Sprungantwort/Pegellinearität:

Die Sprungantwort zeigt einen weitgehend idealen Verlauf mit nur geringen Störungen:

  • schneller Anstieg (das Maximum wird nach ca. 3 Abtastwerten bei 88200 Hz Abtastfrequenz erreicht -> die obere Grenzfrequenz beträgt ca. 88.2/3 = 29.4 kHz. Das ist für die 60 mm lange AMT-Membran beachtlich hoch
  • relativ schneller Abfall mit Unterschwingen wegen relativ hoher unterer Grenzfrequenz von 2 kHz
  • relativ langes Nachschwingen mit 2.4 kHz wegen geringer Bedämpfung der Resonanzfrequenz (Qts = 2)

Im periodenskalierten Zerfallspektrum ist ein leicht verzögertes Ausschwingen um 8.5 kHz erkennbar - hier kommt es auch beim Frequenzgang auf Achse und beim Energiefrequenzgang zu einer leichten Überhöhung. Das ist aber Meckern auf höchstem Niveau . . .
im Zerfallspektrum mit absoluter Zeitachse [ms] schwingt auch die Grundresonanz um 2.2 kHz lange aus. Skaliert man die Zeitachse (fairerweise) in Schwingungsperioden (unteres "buntes" Zerfallspektrum) sieht das gar nicht mehr so wild aus . . .

Sprungantwort (Chassis 1, 48 cm. 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 1, 48 cm. 0°)


Die Pegellinearität:

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 85 bis 105 dB in 1 m Abstand (das entspricht einer Eingangsleistung von 0.36 bis 36 Watt) sind bei Hochpass-Filterung (elektrisch 2 kHz, BW 12 dB/Oktave -> akustisch ca. 2.3 kHz/BW 24 dB/Oktave) erst ab 105 dB breitbandig Linearitätsfehler > 0.5 dB erkennbar: dies dürfte bereits thermische Kompression sein. Um 2.4 kHz (Resonanzfrequenz) ist die Dynamikkompression etwas höher - eine elektrische Trennfrequenz von 2.5 bis 3 kHz dürfte dies entschärfen. Beide Chassis zeigen fast identisches Verhalten, ein weiterer Hinweis auf eine geringe Serienstreuung.


Der Klirrfaktor (Podest):

Die Klirrkomponente K2 verläuft > 1.3 kHz weitgehend linear und steigt moderat mit dem Anregungspegel. Der unharmonische K3 verläuft oberhalb von 2 kHz weitgehend linear und steigt kaum mit dem Anregungspegel: das gilt auch für die höheren Klirrkomponenten K4 bis K8. Unterhalb von 2 kHz steigt K3 deutlich an, bei den höheren Klirrkomponenten ist dies unterhalb von 1.3 kHz der Fall.

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 dB liegt K2 oberhalb von 2500 Hz im Mittel bei geringen 0.220 / 0.291 / 0.377 / 0.500 / 0.686%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von extrem geringen 0.044 / 0.039 / 0.054 / 0.061 / 0.119%. Auch bei 100 dB mittlerem Schalldruckpegel (das entspricht einem Anregungspegel von 6.6 Volt an 3.81 Ohm = 11.4 Watt) explodiert der Klirrfaktor noch nicht. In den Spektrogrammen ist aber deutlich die thermische Kompression während der 12 Sekunden langen Messung erkennbar (bei jeder Pegelerhöhung von 5 dB wird der Mikrofonverstärker um 5 dB zurückgenommen -> im Idealfall sollten alle Spektrogramme im oberen Teil (Zeitsignal) gleich aussehen).
Beide Chassis verhalten sich weitgehend ähnlich.

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wären K2 bis K7 im untersuchten Pegel- und Frequenzbereich oberhalb von 1679 Hz unhörbar (kritisch ist hier vor allem K3 bei 95 und 100 dB).

Klirrfaktor bei 80 bis 100dB/1m (Halbraum, 48cm)


HiFi-Selbstbau-Fazit:

Der MUNDORF AMT U60W1.1 schlägt sich in unserer Folterkammer in allen Disziplinen sehr gut - nur der Frequenzgang ist auf Achse oberhalb von 3.5 kHz leicht "wellig" um 5.4 und 7.7 kHz.

Der hohe, unkomprimierte Maximalpegel von 105 dB wird beim U60W1.1 erst oberhalb von 3 kHz erreicht - bei MUNDORF U110W1.1 waren es bereits ab 2 kHz maximal 108 dB - damit ist der U60W1.1 sehr gut  für laute 3-Wege-Systeme, in Kombination mit einem entsprechenden 4" Mitteltöner, prädestiniert.

In Punkto Klirrfaktor und Pegellinearität legt der AMT U60W1.1 die Messlatte extrem hoch - das ist natürlich auch die Domäne von gut gemachten AMTs. Das hat aber auch seinen Preis: mit 190 € UVP (210 € mit der aus ästhetischen Gründen unbedingt zu empfehlenden, schickeren Frontblende) ist der AMT U60W1.1 nicht gerade ein Schnäppchen.

Kompletter Datensatz von 2 Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei. ZIP, 59 kB)

 

Kommentare

Kapton
1 jahr vor
ich finde es sehr gut, dass Ihr die Mundorf ATMs durchtestet. Ich bin auch eher enttäuscht von dem was der HT so kann, aber genau das ist es doch, was so einen Test ausmacht. Es ist außerdem auch nicht das erste mal, dass ihr ein High-End Produkt entzaubert. Das Fazit dazu ist doch Prosa und klar könnte man alle Konkurrenzprodukte mit betrachten, aber das kann der geneigte Leser auch einfach selbst tun.
vr-crack
1 jahr vor
Ich kann hier auch nicht nachvollziehen, wie das Fazit zustande kam. Die Messwerte liegen auf dem Niveau von z.B. AMT 60 (Oaudio) oder GRS PT2225C-4. Beide erreichen mühelos vergleichbare Messwerte in jeder Beziehung. Der AMT60 ist dabei noch extrem linear. Selbst die OA Kalotte TH 25 ist definitiv nicht schlechter und erreicht mühelos die gleichen Endschalldrücke bei perfekt gleichmässiger Kompression. Die Messlatte wird hier mitnichten sehr hoch gehängt. Sinnvoll einsetzbar ist dieser Treiber erst ab +3 kHz. Das macht dann auch schon der AM20 von Harwood und seine Geschwister locker. Und da ist bekannt, dass der sehr fein klingt. PT2225C und AMT60 sind zudem breitbandiger. Das Preis-Leistungs-Verhältnis rein auf die Messwerte bezogen ist nüchtern betrachtet eher schlecht.
Theo
1 jahr vor
Über das Preis /Leistungsverhältnis muss sich jeder selber Gedanken machen. Es bleibt aber ein Hochtöner der dynamisch-, wie pegeltechnisch einiges zu bieten hat. Das die genannten Anderen auf ähnlich hohem Niveau spielen, spricht eine deutliche Sprache.
Aber, und das sollten man in diesen Zeiten nicht aus dem Auge verlieren, die Lieferbarkeit von Produkten aus asiatischer Fertigung wird immer absurder. So können wir und Variant derzeit eine LittleWatt MkII nicht ausliefern, weil der Tieftöner nicht vor Oktober zu haben ist. Ob er dann zu haben ist und zu welchem Preis bleibt abzuwarten.
Wir haben uns alle viel zu lange darauf verlassen das wir immer alles "On Demand" und günstig bekommen, das scheint sich erledigt zu haben.
jockel1956
1 jahr vor
Sorry, aber für einen Preis von 210 Euro (in Worten 210) erwarte ich mehr als einen zerklüfteten Frequenzgang.
Mundorf ist ja bekannt für exorbitante Preise aber das ist einfach zu viel.

Gruß Jörg

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