Nachfolger für den Tieftöner der LittleWatt
Bei der Suche nach einem möglichen Nachfolger für den momentan nicht lieferbaren Tieftöner der LittleWatt bzw. LittleWatt Mk2 hatten wir recht früh einen vielversprechenden Kandidaten gefunden. Aber dann wurden im Abonnenten-Forum weitere Vorschläge gemacht und es wurde die Monitor#Eins vom YouTube-Kanal SnakeOilAudio vorgestellt (Teil1, Teil2, Teil3, Forum) und da wollten wir natürlich wissen, ob "unser" Kandidat wirklich eine gute Wahl ist - und darum haben wir insgesamt acht 12"-Chassis verglichen (s. ).
Hier also nun das Datenblatt "unseres" Kandidaten, den ihr ab sofort als HSB-12BR in unserem Shop kaufen könnt . . .
Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de |
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Vertrieb: HiFi-Selbstbau | Typ: HSB-12BR, 8 Ohm | Datenblatt des Vertriebs (s. u.) |
Foto des Chassis
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Der äußere Eindruck:
Der Tieftöner HSB-12BR sieht wie ein typischer PA-Lautsprecher aus: Stahlblechkorb, Papiermembran, dicker Magnet. Der Stahlblechkorb ist sehr stabil, bietet immerhin 8 Anschraubpunkte, und die obligatorische, 4-teilige Pappdichtung sieht wertig aus. Die Sicke ist keine gewellte Weiterführung der Papiermembran, sondern eine beschichtete Textilsicke mit 2 großen Wellen -> das sieht nach höherem Auslenkungsvermögen aus. Die Papiermembran ist luftgetrocknet, die Staubschutzkalotte hat einen Durchmesser von 100 mm.
Von hinten fällt erst mal der 157 mm durchmessende und 20 mm hohe Ferritmagnet auf, der für die 63 mm durchmessende Schwingspule aber auch nicht übermotorisiert ist. Der Magnet hat eine 21 mm durchmessende "old school" Polkernbohrung, die dafür sorgt, dass das unter der Staubschutzkalotte eingeschlossene Luftvolumen bei großen Auslenkungen nicht komprimiert wird, sondern entweichen kann. Auch die nicht hinterlüftete Zentrierspinne ist "old school" - das geht auch besser. Möglicherweise gibt es unterhalb der Schwingspule einen gelochten Schwingspulenträger, so dass die hinter der Zentrierspinne komprimierte Luft so durch die Polkernbohrung entweichen kann. Das wäre zwar von den Strömungsverlusten nicht optimal, würde aber den Luftaustausch mit der heißen Schwingspule und damit die thermische Belastbarkeit erhöhen, die mit 300 Watt (nach A.E.S.) angegeben wird.
Die vordere und hintere Polplatte ist jeweils 10 mm dick, die Wickelhöhe der Schwingspule ist 18 mm -> das ergibt - konservativ gerechnet - einen linearen Hub von +/- 4 mm.
Positiv ist noch die fest montierte, 4-teilige Moosgummidichtung zu erwähnen.
Die TSP:
Membranfläche: | Außendurchmesser: Innendurchmesser: Plugdurchmesser: -> Membranfläche Sd: |
279 mm 244 mm 0 mm 537.1 cm² |
TSP (Mittelwert und Streuung von 4 Chassis, Anregung -12 dB): |
Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Effektive bewegte Masse Mms Äquivalentes Luftvolumen Vas Kraftfaktor BL Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) |
52.40 Hz (+/-3.7%) 5.83 Ohm (+/-0.6%) 4.934 (+/-13.1%) 0.450 (+/-3.0%) 0.412 (+/-1.9%) 57.87 gr (+/-3.4%) 65.30 dm³ (+/-4.8%) 15.70 N/A (+/-1.4%) 96.47 dB (+/-0.23) |
Die Streuung der TSPs ist noch gering. Lobend zu erwähnen ist die relativ hohe mechanische Güte (= geringe mechanische Verluste), obwohl die Zentrierspinne ja nicht hinterlüftet ist . . .
Bei ca. 300, 700, 1400 und 2400 Hz sind kleinere Störungen im Impedanzverlauf erkennbar, die sich - wie üblich - auch im Schalldruck-Frequenzgang wiederfinden.
Die Resonanzfrequenz ändert sich nur um 4.9%, wenn man den Anregungspegel von -18 dB auf +6 dB (und damit die Eingangsleistung um den Faktor 256) erhöht - ein erster Hinweis darauf, dass der HSB-12BR "Nehmer-Qualitäten" hat . . .
Lasip empfiehlt ein 66 Liter großes Bassreflexgehäuse, abgestimmt auf 51 Hz - dann geht es aber auch nur bis 50 Hz runter (gelbe Kurve). Im Gehäuse der LittleWatt (120 Liter, Fb = 37 Hz, grüne Kurve) geht es zwar ebenso tief wie mit dem SP-30/200Neo (F3 = 40 Hz, rote Kurve), aber zwischen 50 und 125 Hz ist der Pegel bis zu 3 dB leiser (was für eine wandnahe Aufstellung durchaus positiv wäre). Spendiert man "nur" 100 Liter und stimmt auf 45 Hz ab, dann schafft man ein F3 von 42 Hz und der Pegel ist zwischen 63 und 125 Hz nur bis zu 1.5 dB leiser - ein guter Kompromiss.
Der Frequenzgang:
. . . verläuft auf Achse weitgehend gleichmäßig von 150 bis 1500 Hz (Mittelwert 95.37 dB, Standardabweichung +/- 1.14 dB). Darüber steigt der Frequenzgang bis 2 kHz auf ca. 100 dB an und fällt von dort bis 4.5 kHz zunächst auf 92 dB ab um dann bis 6 kHz auf 70 dB "abzustürzen". Alle 4 Chassis verhalten sich auf Achse weitgehend gleich.
Die Bündelung setzt ab ca. 850 Hz ein, der Frequenzgang fällt bis 1.6 kHz mit zunehmendem Winkel zunächst leicht, darüber dann stärker ab. Dementsprechend fällt der winkelgewichtete Schalldruck von 850 bis 1.6 kHz ab, um 2 kHz meldet sich aber die Membranresonanz noch einmal. Beide Chassis verhalten sich bis 1200 Hz weitgehend gleich, darüber zeigen sich bei den nicht komplett eingespielten Chassis 1 und 2 leichte Unterschiede.
Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)
Sprungantwort/Pegellinearität
Die Sprungantwort zeigt nur wenige Störungen, die schon ab 9 ms gut bedämpft sind.
Die Zerfallspektren zeigen zwischen 1.9 und 5 kHz ein verzögertes Ausschwingen.
Sprungantwort (Chassis 2, 20 cm, 0°)
Zerfallspektrum (Chassis 2, 20 cm, 0°)
Die Pegellinearität:
Bei einem Schalldruck von 90 bis 110 dB (das entspricht einer Anregung mit 1.52 bis 15.2 Volt bzw. 0.4 bis 40 Watt) zeigen sich unterhalb von 1.3 kHz nur ganz sporadisch Nichtlinearitäten > 1 dB, wobei diese zu hohen Frequenzen hin zunehmen; zwischen 50 und 500 Hz werden Werte von 0.5 dB nicht übertroffen. Bei Steigerung des Anregungspegels um 6 dB (bzw. Vervierfachung der Eingangsleistung) sind breitbandige Kompressionseffekte ab 114 dB (96 + 18 dB) zu erkennen.
Der Klirrfaktor:
Die Klirrkomponente K2 verläuft fast im gesamten betrachteten Frequenzbereich linear und steigt moderat mit dem Anregungspegel an. Der unharmonische K3 hat ein Maximum zwischen 600 und 1700 Hz und steigt > 200 Hz bis 110 dB nur wenig mit dem Anregungspegel an. Für K5 gilt dasselbe zwischen 400 und 1000 Hz. Die höheren Klirrkomponenten steigen bei allen Anregungspegeln unterhalb von 50 Hz deutlich an, wobei auch hier die Pegelabhängigkeit moderat ist.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 85 / 90 / 95 / 100 / 105 / 110 dB liegt K2 zwischen 50 und 2000 Hz im Mittel bei 0.255 / 0.457 / 0.832 / 1.001 / 1.813 / 3.441%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von 0.506 / 0.540 / 0.605 / 0.808 / 0.970 / 1.382%.
Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) lägen alle Klirrkomponenten bei den untersuchten Anregungspegeln unter 40 Hz unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Der unharmonische K3 läge zwischen 473 Hz (85 und 90 dB) bzw. 631 Hz (95 und 100 dB) und 1679 Hz oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Für K5 gilt dies zwischen 282 Hz (85 und 90 dB) bzw. 376 Hz (95 und 100 dB) und 1059 Hz, für K7 zwischen 266 und 708 Hz. Bei 105 und 110 dB Anregungspegel werden diese "Überschreitungs"-Bereiche zunehmend kleiner -> je lauter desto weniger Klirr (ein durchaus günstiges Verhalten für ein PA-Chassis).
Klirrfaktor bei 85 bis 110dB/1m (Halbraum, 20cm (48 cm ab 100 dB))
-> beide Chassis zeigen ein sehr ähnliches Klirrverhalten
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Der HSB-12BR hat im Vergleich zum IMG StageLine SP-30/200Neo bis zur angedachten Trennfrequenz von 1.3 kHz einen etwas lineareren Frequenzgang und ein etwas gleichmäßigeres Rundstrahlverhalten. Auch das Zerfallspektrum sieht etwas gutmütiger aus. Das Klirrverhalten ist recht ähnlich. Bei den Punkten Pegellinearität und Klirrfaktor bei hohen Anregungspegeln zieht der HSB-12BRdem SP-30/200Neo aber davon - hier "rächt" sich wohl die kleinere Schwingspule und vor Allem der geringere lineare Hub.
Damit ist der HSB-12BR ein würdiger Nachfolger für den SP-30/200Neo, oder kurz gesagt: der HSB-12BR ist der "pegelfestere" SP-30/200Neo.
Dass der HSB-12BR dabei mit 129 €/Stück deutlich preiswerter ist nehmen wir gerne in Kauf ;-)
Kommentare
worin besteht denn der Unterschied zum Fane Sovereign 12-300/2 ?
Gruß
AR