TSP aus Messung
mit Zusatzmasse
(Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis, Anregung -12 dB): |
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquiv. Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) |
128.4 Hz (+/-6.6%)
4.04 Ohm (+/-1.1%)
2.653 (+/-1.5%)
1.247 (+/-5.2%)
0.848 (+/-3.1%)
1.48 gr (+/-1.9%)
1.26 dm³ (+/-10.6%)
1.97 N/A (+/-0.8%)
88.18 dB (+/-0.22)
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Unsere Meinung:
- Der äußere Eindruck:
Der Alpair 5 Grau sieht - Alpair-typisch - von allen Seiten "lecker"
aus und ist bis ins Detail sehr gut verarbeitet! Von vorne fällt die
"grau" eloxierte Alumembrane mit der 24 mm großen, konischen Staubschutzkalotte
ins Auge.
Von hinten staunt man über den Kunststoffkorb, der aufwändig verrippt
ist und das Antriebssystem mit insgesamt 4 Streben mit der 6mm dicken
Frontplatte verbindet. Die Frontplatte ist recht breit ausgeführt und
der Befestigungslochkreis hat einen "gesunden" Abstand zur Chassisöffnung,
so dass das Chassis frei atmen kann. Leider wird der freie Durchgang
nach hinten bereits durch die recht kleinen Öffnungen im Korb behindert
(4 Stück à 40 mm · 8 mm = 14.4 cm², also ca. nur 50% der Membranfläche),
ein Tribut an den Kunststoffkorb.
Das Magnetsystem ist konventionell ausgeführt (Ferrit), angemessen dimensioniert
(Durchmesser 62mm, Höhe 13mm) und besitzt eine 6 mm durchmessende Polkernbohrung.
Eine Besonderheit des Alpair 5 ist das Fehlen eines ansonsten lebensnotwendigen
Bauteils - der Zentrierspinne (womit auch gleich die Notwendigkeit entfällt
diese zu entlüften). Die inverse Gummisicke scheint genügend Seitenführung
zu geben, die lineare Auslenkung wird mit +/- 2.5 mm angegeben. Der
Alpair 5 ist laut Hersteller aber eher für eine optimale Auslenkung
um die Ruhelage konzipiert als für große Hübe.
Der Schwingspulendurchmesser ist recht klein (geschätzte 15 mm),
worunter auch die Belastbarkeit leidet. Der Hersteller gibt sie mit
maximal 12 Watt an (6 Watt Dauerleistung).
Nach Aussage des deutschen Vertriebs Blue Planet Acoustics liegt das
"Geheimnis" der Markaudio-Chassis nicht nur in der Formgebung sondern
vor allem in der speziellen Eloxierung der Alumenbran. Die "goldenen"
Membranen sind etwas weicher eloxiert, die "grauen" etwas härter, was
sich jeweils am oberen Frequenzende bemerkbar macht (s.
Unterschiede der Eloxierung (engl.)).
- Die TSP:
Die gemessenen TSPs stimmen recht gut mit den Herstellerangaben überein
(Fs=136 Hz, Vas = 0.96 l, Qts = 0.753), besser passen die "harten" TSPs
(Rdc = 4.00 Ohm, Mms = 1.6 gr, BL = 2.16 N/A, Eta = 85 db/2V/m bzw.
88 dB/2.83V/m).
Die Pegelunabhängigkeit der TSPs ist gut aber nicht so überragend wie
beim Alpair 10: der Alpair 5 ist halt eher
als Mittel-/Hochtöner gedacht. Dann sind trotz seines moderaten Wirkungsgrades
von 85 dB/W/m und trotz der angegebenen Maximalbelastbarkeit von 12
Watt kurzfristig auch höhere Spitzenpegel drin.
Eine Resonanzfrequenz von 128 Hz verbunden mut einer Gesamtgüte von
0.85 empfehlen den Alpair 5 nicht gerade als "Alleinunterhalter". Im
hochpassgefilterten geschlossenen Gehäuse von 2 l mit Vorkondensator
von 470 uF geht er bis etwa 115 Hz hinunter, gerade genug für ein kompaktes
2.1 System in Zimmerlautstärke. Wenn stattdessen eine Hochpassfilterung
z.B. durch einen AV-Receiver bei 120 Hz erfolgt ist auch gehobene Zimmerlautstärke
drin.
Als Mittel-/Hochtöner ab 400 Hz reicht ein Gehäusevolumen von 1 l, dann
muss man aber auf die Resonanzüberhöhung bei dann 193 Hz aufpassen.
Im Impedanzverlauf deuten sich drei Membranresonanzen bei 3, 8.5 und
13 kHz an - die sich allesamt im Frequenzgang und im Zerfallspektrum
wiederfinden.
- Der Frequenzgang:
. . . verläuft im Großen und Ganzen recht linear: von 130 bis 10000
Hz bleibt der Verlauf in einem +/- 2.5 dB breiten Schlauch. Darüber
sprengt die Membranresonanz bei 13 kHz den Toleranzschlauch um über
10 dB. "Leider" hat der von uns gemessene Frequenzgang wenig mit dem
im Datenblatt angegebenen Frequenzgang zu tun. Selbst wenn man über
1/1 Oktave glättet (rote Kurve = maximale Glättung bei ARTA) kann man
den wesentlich gutmütiger aussehenden und "nur" 6 dB hohen Buckel im
Alpair10-Datenblatt (s.o.) nicht erzielen. Die 30° Messung ist da schon
eher nachvollziehbar.
Bis gut 1.5 kHz ist der Verlauf perfekt, danach folgen 2 jeweils
ca. 2.5 dB hohe Stufen bei 1700 und 3000 Hz. Ab 7 kHz setzt der Alpair
5 dann zum Höhenflug an. Da der Alpair 5 auch im mittleren Frequenzbereich
noch sehr breit strahlt ist auch der Einfluss der Gehäusekanten sehr
groß: will man die "Senke" um 1400 Hz auffüllen müsste der Umweg (>=
halbe Gehäusebreite) der um 180° phasenverschobenen Reflexion genau
180° bzw. die halbe Wellenlänge bei 1400 Hz betragen. Das Gehäuse müsste
also mindestens 24.5 cm breit sein - ganz schön groß für so einen kleinen
Breitbänder . . .
Das folgende Bild vergleicht die beiden Einbauvarianten (jeweils
ohne Phase):
- Gehäusefront 25 x 25 cm, Chassis außermittig (3cm nach oben,
1.5cm zur Seite)
- Gehäusefront 10 x 10 cm, Chassis mittig
-> gerade bei kleinen Breitbändern ist daher die Schallwandgröße
und -position nicht zu vernachlässigen!
Beide Chassis verhalten sich weitgehend gleich, lediglich die wenig
bedämpfte Membranresonanz bei 13 kHz liegt beim 2. Chassis um ca. 500
Hz höher.
Bis 4.5 kHz ist von Bündelung fast nichts zu spüren, diese setzt erst
oberhalb von 5 kHz vermehrt ein. Unter 30° verläuft der Frequenzgang
von 100 bis 14k Hz in einem Toleranzschlauch von nur +/- 5.6 dB (ungeglättet,
Chassis 1). Wegen der starken Richtwirkung bei der Membranresonanz kann
man die richtige "Hochtondosis" über den Hörwinkel einstellen. Über
alle Raumwinkel gemittelt ergibt sich ein Energiefrequenzgang, der von
100 bis 14k Hz nur um +/- 5.7 dB schwankt. Der Alpair 5 wäre damit auch
ideal als indirekt strahlender Rear-Lautsprecher in einem Surroundsystem
einzusetzen.
Die Sprungantwort sieht bis auf die hochfrequenten Resonanzen zu Beginn
vorbildlich aus. Das periodenskalierte Zerfallspektrum zeigt ein verzögertes
Ausschwingen bei 1.7, 3, 8.5 und vor allem bei 13 kHz - bis auf die
Stufe bei 1.7 kHz war das alles auch schon im Impedanzverlauf zu erahnen.
Seitlich dürfte das Zerfallspektrum bei 13 kHz deutlich harmloser ausfallen,
auch dies ein Grund den Alpair 5 Grau nicht unter 0° zu hören.
- Der Klirrfaktor:
. . . ist für ein Konuschassis im Mitteltonbereich sehr niedrig, vergleichbar
z.B. mit einem
VISATON TI 100. Nur Kalotten sind da noch besser. Der gutmütige
K2 verläuft ab 130 Hz sehr linear, steigt aber - wie üblich - stark
mit dem Anregungspegel an. Auch der "unharmonische" K3 verläuft zwischen
200 und 2500 Hz weitgehend linear, ist aber deutlich weniger abhängig
vom Anregungspegel.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 dB beträgt
der Klirrfaktor K2 im Frequenzbereich oberhalb von 200 Hz im Mittel
0.33 / 0.58 / 1.00 / 2.00%. Der Klirrfaktor K3 beträgt unter diesen
Bedingungen im Mittel 0.28 / 0.33 / 0.40 / 0.60%. Diese Mittelwerte
leiden vor allem unter der K2-Klirrspitze bei 6.5 kHz bzw. der K3-Klirrspitze
bei 4.4 kHz, die beide auf die Membranresonanz bei 13 kHz zurückzuführen
sind.
Beide Chassis verhalten sich in Punkto Klirrfaktor fast identisch.
Gemäß unserer Untersuchung
Klirrfaktor - wie viel ist zu viel? bleibt der Alpair 5 Grau Dank
des günstigen Verlaufs von K3 bei einem mittleren Schalldruckpegel von
95 dB gerade unter der Wahrnehmbarkeitsschwelle des Klirrfaktors - Respekt!
Bei niedrigeren Pegeln wäre K3 bei Sinusanregung zwar theoretisch hörbar
- bei Musik dürfte das "fehlerhafte" Signal (0.2% = 54 dB unter Nutzpegel)
allerdings von anderen Signalen verdeckt werden . . .
- Die Pegellinearität:
Bei Anregung von 200 bis 20k Hz mit bis zu 10 Vrms (oberes Bild) sieht
die Pegellinearität von 400 bis 10k Hz bis +12 dB (= 4 V = 91 dB in
1m) sehr gut aus, darüber und darunter sind jedoch größere Abweichungen
erkennbar, die allerdings nur sehr punktuell die 1 dB-Marke übersteigen.
Bei 1700 Hz ist eine punktuelle "Linearitätsmacke" erkennbar.
Entlastet man den Alpair 5 Grau von Frequenzen < 400 Hz ändert sich
das Linearitätsverhalten leider kaum. 10 Vrms entsprechen übrigens immerhin
einem mittleren Schalldruckpegel von 99 dB - ganz schön laut für so
einen kleinen Breitbänder! 10 Vrms entsprechen bei 4 Ohm auch einer
Leistungsaufnahme von 25 Watt - doppelt so viel wie der Alpair 5 länger
vertragen kann. Im Rahmen seiner begrenzten Pegelmöglichkeiten verhält
sich der Alpair 5 Grau damit weitgehend linear.
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Messtechnisch hinterlässt der Apair 5 Grau einen zwiespältigen Eindruck:
auf der einen Seite ist der Frequenzgang im oberen Mitteltonbereich nicht
perfekt linear und auf Achse stört die stark ausgeprägte Membranresonanz
bei 13 kHz, auf der anderen Seite ist der Klirrfaktor im wichtigen Mitteltonbereich
sehr gering und die Pegellinearität sehr gut an die Chassisbelastbarkeit
angepasst.
Um die Fähigkeiten des Alpair 5 optimal auszunutzen muss man die Frequenzeiche
und die Schallwandgröße und -position gut aufeinander abstimmen. MARKAUDIO
empfiehlt z.B. eine
Kombination mit dem Alpair 10 (Bass) in einem 28 cm breiten und 47 cm
hohen Gehäuse. Bei einer möglichst kleinen Schallwand ergibt sich eine Mittenüberhöhung,
die mit einem zusätzlichen Sperrkreis gezähmt werden muss. Den auf Achse
vorlauten Hochtonbereich kann man durch leichtes Anwinkeln (20 - 30°) auf
den persönlichen Hörgeschmack "einstellen".
Eine Überlegung wert scheint uns auch die Anwendung als indirekt strahlender
Rear-Lautsprecher in einem Surround-System zu sein: bei Wandmontage, Abstrahlung
nach oben und ggf. angebrachtem Reflektor sollte eine diffuse Wiedergabe
der Effekte besonders gut möglich sein.
Mit einem Paarpreis von 108 € sehen sich die Alpair 5 starker Konkurrenz
gegenüber - vor allem im eigenen Vertriebshaus (z.B. TANGBAND W3-871 silver
oder OMNES AUDIO BB 3.AL). Welchem Chassis man da den Vorzug gibt hängt
auch vom Anwendungsfall ab: man muss schon die "Eigenarten" (z.B. guter
Frequenzgang unter 30°, gute Pegellinearität, geringer Klirrfaktor etc.)
des Alpair 5 nutzen können damit er sich gegen die "normale" Konkurrenz
durchsetzen kann.
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Kommentare
hab mir den Alpair 5 Test mal aufmerksam durchgelesen. Da fällt mir doch der Qts Wert ins Auge.
:idea: das klingt ja nominell erstmal nach einer prima Dipol Eignung ...
andererseits steht der hohe rückwärtige Konstruktionsanteil dem widerum auch entgegen, bei nur ca. 50% Nutzbarkeit der eh ziemlich kleinen Membranfläche.
Reine Frage des Ausprobierens, oder kann ein Profi da evtl. schon eine Aussage über Sinn und Unsinn eines Dipolexperiments mit Alpair 5 machen?
Danke & Beste Grüße,
Simon.
Sieht für mich irgendwie mehr nach einem exzellenten Mitteltöner aus - wenn der Wirkungsgrad etwas höher wäre. Womit würdet Ihr den nach oben abrunden? Und würdet Ihr auch nach einem Doppelpack um einen lecker Hochtöner herum schielen?