September 2010, unser Lautsprecher DreiZwo erscheint im Magazin........
zunächst als ausführliche, bebilderte Baubeschreibung. Im November 2010 erscheint dann der ebenso ausführliche Technikteil zur DreiZwo. Wir konnten damals nicht ahnen, dass dieser kleine Drei-Wege Standlautsprecher unser beliebtester Bauvorschlag werden könnte.
Die Zugriffe auf die Seiten sprechen jedoch eine eindeutige Sprache. Zusammen knapp 91000 Zugriffe erzielten diese beiden Beiträge bis heute und wenn man die ganzen Threads und Berichte in unserem und anderen Foren betrachtet, ist unser DreiZwo wirklich ein Dauerbrenner und extrem beliebt.
Laut Blue Planet Acoustic, dem Deutschland-Vertrieb von TANGBAND und OMNES AUDIO, wurde der Bausatz für die "originale" DreiZwo mehrere 100 mal verkauft und auch Dennis Rohr von Speakercase hat viele Fertiggehäuse für seine Kundschaft hergestellt. Als Blue Planet Acoustic dann den Nachfolger des Koaxialchassis CX 3.0 brachte war klar, wir mussten eine neue DreiZwo bauen.
Als wir 2016 während der Westdeutschen HiFi-Tage in Bonn mit Nick Baur, dem Inhaber von Blue Planet Acoustic, zusammen saßen und über die DreiZwo MKII sprachen, war schnell klar, dass wir und auch BPA unbedingt eine MKII Version der Box wollten. Aber wir wollten dieses Mal nicht die vertrieblichen Fehler begehen, wie wir es 2010 gemacht hatten. Daher gab es viel zu besprechen und noch mehr richtig zu planen. Bei der MKII sollte es von Anfang an einen Bausatz geben und die Möglichkeit, ein Fertiggehäuse zu beziehen. Bei der MKI hatte sich herausgestellt, dass etliche Interessenten im "Bastel-Keller" einfach nicht die Möglichkeiten haben, diesen Lautsprecher selbst zu bauen.
Sicher hatte sich BPA vorgestellt, zum Weihnachtsgeschäft 2016 mit der neuen DreiZwo Geld verdienen zu können, aber so ticken wir nicht. Wir bei HSB überlegen, reden, ziehen uns gegenseitig runter, bauen uns wieder auf, planen mit ausführlichen Chassistesten usw., usw. Kurzum, wenn bei uns ein Lautsprecher-Bauvorschlag erscheint, sind wir der Meinung, dass man es mit diesen Komponenten nur extrem schwer besser machen kann.
Kurz nach den WDHT 2016 hat uns BPA zwei Exemplare des damals neuen Tieftöners Omnes Audio W8 Alu gesendet, so dass wir zu der Zeit schon ein Datenblatt davon vorstellen konnten. Jetzt nahm die DreiZwo MKII zum ersten mal konkrete Formen an, der Koax war ja gesetzt und den alten TangBand W69-1042 wollten wir als Tieftöner nicht mehr verwenden. Warum ? - wird man nun fragen, wir haben doch so vom TangBand geschwärmt. Der TB W69-1042 ist immer noch ein toller Tieftöner, aber als Subwoofer-Chassis konstruiert. Alles oberhalb von 200 Hz ist nicht seine Stärke und dort gibt er einfach zuwenig Energie ab.
Beim W8 Alu ist das anders, dieses Chassis wurde von Anfang an als Tief- Mitteltöner konzipiert und so verhält sich sein "Energiehaushalt" viel ausgeglichener und man muss ihn nicht mittels Frequenzweiche dazu zwingen zu tun, was man gerne möchte.
Dieses Chassis lässt uns die Freiheit, die Trennfrequenz zum Koax so zu legen, dass wir durch Entlastung des CX 3.1 noch ein wenig Lässigkeit in die Gesamtabstimmung der DreiZwo MKII bekommen. Hatten wir bei der MKI noch elektrisch ca. 330 als Trennfrequenz, sind es nun etwa 480 Hz. Aber hört man dann nicht, dass der Tieftöner auf der Seite ist? Bei 480 Hz hat man eine Wellenlänge von ca. 70 cm, soweit ist der W8 Alu nicht vom Koax weg (etwa 36 cm). Tatsächlich ist da Gehör- und messtechnisch kein Problem zu erkennen.
Noch etwas sprach für den Omnes Audio W8 Alu. In einem etwas größeren Volumen kann man ihn ohne Überdickung tief abstimmen. In 35 Ltr. Volumen schafft er es auf 32 Hz, und unsere fertige Box zeigt auch bei einigen Stücken, dass sie ausgeglichener und tiefer spielen kann als die MKI DreiZwo.
Zusammen mit dem leicht verbesserten Omnes Audio CX 3.1 ist die neue DreiZwo insgesamt der bessere, runder abgestimmte Lautsprecher geworden, der Hören unter Umständen zur Sucht werden lässt. Aber jetzt hier erstmal die Technikabteilung.
DreiZwo die Zweite (Technikteil)
Nach der Umstellung des OMNES AUDIO Koaxialchassis von quadratischem (CX3.0) auf runden Korb (CX3.1) musste das Gehäuse neu gestaltet werden, denn der "neue" CX3.1 passte nicht mehr auf die "alte" angephaste Schallwand.
Und auch die Frequenzweiche passt nicht mehr, da nicht nur der runde Korb unterschiedlich war, wie das Datenblatt des CX3.1 im Vergleich zum CX3.0 zeigt. Hier zeigen wir exemplarisch mal den Frequenzgang des Mitteltöners von beiden Chassis:
Und wo wir schon mal dabei waren, haben wir natürlich versucht, die 2. Auflage der DreiZwo noch besser zu machen. Denn auch im Tieftonbereich hatten wir ja mittlerweile ein Chassis gefunden, welches uns besser gefiel. Dafür musste zwar das Gehäuse etwas vergrößert werden, aber die DreiZwo Mk2 ist immer noch ein ausgesprochen kompakter Lautsprecher.
Ziel war es auch den doch recht bescheidenen Wirkungsgrad der originalen DreiZwo zu erhöhen, so dass man auch mit weniger potenten Endstufen den maximal verzerrungsarm erzielbaren Lautstärkepegel erreichen kann.
Messung im Hörraum
Zunächst wurden die Chassis einzeln ohne Weiche in unserem Hörraum am Hörplatz gemessen:
-> seitlich nach außen strahlend (schwarze Kurve) ergibt sich schon ein recht linearer Frequenzgang im Bassbereich
-> das Bassreflexrohr unterstützt < 60 Hz um bis zu 5 dB (schwarze Kurve)
Wenn man die DreiZwo M2 parallel zur Seitenwand aufstellt (also nicht auf den Hörplatz einwinkelt) verändert sich der Frequenzgang > 5 kHz:
-> beim Mitteltöner tut sich im Arbeitsbereich kaum etwas
-> beim Hochtöner sieht die Messkurve nicht eingewinkelt deutlich gleichmäßiger aus
Vergleicht man den Frequenzgang am Hörplatz mit der "originalen" DreiZwo und der Zielkurve (gleichmäßig abfallender Frequenzgang von 3 dB/Dekade) erkennt man, dass er bei der DreiZwo M2 deutlich gleichmäßiger verläuft und < 2 kHz im Schnitt um 2.45 dB höher liegt (im Grundtonbereich 35 bis 150 Hz sogar um 4.24 dB):
Die Entwicklungsziele "höherer Wirkungsgrad" und "gleichmäßigerer Frequenzgang" wurden also erreicht.
Elektrische Messung
Nach Aufbau und Anschluss der Frequenzweiche empfiehlt sich zunächst eine Messung der Gesamtimpedanz: selbst wenn die Weiche fehlerhaft zusammengebaut worden wäre und einen Kurzschluss machen würde wäre dies wegen des Vorwiderstandes kein Problem ;-)
-> gemessener (oben) und simulierter (unten) Frequenzgang sind weitestgehend identisch
-> das gilt auch für den Spannungsabfall über den Chassis
Messung im RAR
Frequenzgang unter Winkeln:
-> gleichmäßig zunehmende Bündelung > 500 Hz (> 15 kHz Resonanzen vom Hochtöner)
-> die Überhöhung auf Achse um 7 kHz führt bei eingewinkeltem Lautsprecher zur Überhöhung am Hörplatz
-> bis 30cm höher oder tiefer in 1 m Abstand (= +/- 17°) bleibt die vertikale Richtwirkung sehr gering
Frequenzgang der Einzelchassis (TT und BR im Nahfeld):
-> Abstimmfrequenz bei 35 Hz, keine "Schmutzeffekte" aus dem BR-Rohr
-> Trennfrequenz ca. 350 Hz
Vom einzelnen Prototypen zum Vorführpaar
Bei unseren Prototypen hatten wir natürlich vorher nach bewährter HiFi-Selbstbau-Manier die Art, Menge und Platzierung des Absorptionsmaterials optimiert. Wie üblich hatten wir im Bassgehäuse eine Kombination aus Glaswolle und Noppenschaumstoff gewählt, da Glaswolle einfach viel effektiver absorbiert als das übliche Polyestervlies und deutlich preiswerter ist. Und der Noppenschaumstoff hindert die Glaswolle daran, durch das Bassreflexrohr nach außen gepustet zu werden.
Bei Intertechnik heißt das Polyestervlies Sonofil (s. Datenblatt Intertechnik) und wird in Beuteln verkauft, die für 20 l Gehäusevolumen reichen sollen. Die beiden darin enthaltenen Matten sind jeweils ca. 350mm breit, 500 mm lang und 40mm dick und nehmen ein Volumen von insgesamt 3.5 * 5 * 2 * 0.4 = 14 dm³ ein. Bei einem Flächengewicht von 310 gr/m² sind in so einem Beutel also 0.35*0.5*2*310 = 108.5 gr Polyestervlies enthalten.
Wir mussten beim Prototyp den Raum zwischen Boden und Bassreflexrohr ca. 20 cm hoch mit Glaswolle ausfüllen, um die stehende Welle bei 200 Hz in den Griff zu bekommen. Darüber haben wir dann noch als "Flusenfilter" eine Lage Noppenschaumstoff platziert. Das Volumen der Glaswolle beträgt 1.3 * 3.2 * 2 = 8.3 dm³, beide Teile wiegen zusammen ca. 150 gr, dazu kommt noch der Noppenschaumstoff. Das entspricht gewichtsmäßig etwa 1.5 Beuteln Sonofil. Nach insgesamt 8 Versuchen einen vernünftigen Ausgangszustand hinzubekommen (mit abnehmbarer Seitenwand um auch mit "Umlenkbrettern" experimentieren zu können), 7 wenig Erfolg versprechenden Varianten von "Umlenkbrettern" und 8 Zuständen zur Optimierung der Absorption sah der aus dem Bassreflexrohr austretende Schalldruck im Vergleich dann so aus (der Tieftöner war zu dem Zeitpunkt noch unbeschaltet):
-> die stehende Welle bei 200 Hz wurde komplett entschärft
-> die Störungen bei 500, 600 und 1050 Hz wurden um mindestens 10 dB reduziert
Nach 6 Optimierungsversuchen mit Polyestervlies stand fest:, wir mussten massemäßig genau so viel Polyestervlies im unteren Bereich einbringen wie die Glaswolle gewogen hat - und haben trotzdem nicht ganz die Wirkung der Glaswolle erreicht (Hinweis: dieses Mal war der Tieftöner bereits beschaltet, denn so ist es ja in der Praxis):
-> die stehende Welle bei 200 Hz wurde weitestgehend entschärft
-> die Störungen bei 500 und 1050 Hz wurden um mindestens 10 dB reduziert
Insgesamt waren dazu pro Box 2.5 Beutel Sonofil nötig, 1 Matte im Mitteltongehäuse, 1 Matte hinter dem Tieftöner und 3 Matten im unteren Bereich (Rolle mittig zwischen BR-Rohr und Boden).
Das Gehäuse
weiter oben schon angedeutet, die DreiZwo ist nun größer als Ihre Vorgängerin. Wir haben sehr darauf geschaut, dass sie ihr schlankes Aussehen behält, aber trotzdem etwas erwachsener und eleganter wirkt.
Die alte DreiZwo wurde aufgrund der sehr kleinen Abmaße immer unterschätzt, nicht ernst genommen. Wer sie nicht gehört hat nahm sie nicht ernst. Das sollte nun vorbei sein.
Tatsächlich gefiel uns die neue Variante dann aber doch nicht so gut und wir beschlossen, wieder die seitlichen 30° Phasen anzubringen. Dadurch wirkt sie von vorne doch noch angenehmer und die Mischung aus Phase und großzügig runden Ecken lässt sie elegant wirken.
Hier neben der MKI Version, die noch diesen hässlichen Stein brauchte damit sie nicht umkippt. Wir meinen, dass sie so doch richtig schön aussieht.
Und auch neben der Trio MSW, die ein Vielfaches der DreiZwo kostet, macht sie einen gar nicht so schlechten Eindruck.
Dem ein oder anderen fällt sicher auf, dass wir ein kleines Detail der Trio-MSW "geklaut" haben: wir haben die DreiZwo MKII auf ordentliche Füße gestellt.
Hier die Version mit weichem Kunststoff für Parkett- oder Laminatböden.
So sieht das Ganz in Einzelteilen aus.
Selbstredend kann man hier auch Spikes eindrehen, wenn der Untergrund dies nötig macht. Die Edelstahlstreben sind einfach mit zwei Schrauben an der Box zu befestigen und werden in Kürze in unserem Shop erhältlich sein. Der Metallworker ist gerade in der Herstellung.
Unsere Vorserie lebt noch mit einer von Hand aufgebauten Weiche, was vielen Leuten aber zu kompliziert ist. Einige DreiZwo-Weichen der alten Version mussten wir nachmessen und dann richtig zusammenlöten.
Obwohl die Weiche der MKII einfacher ist, wollten wir diese Fehlerquelle endgültig ausschließen. Also entschlossen wir uns eine Fertigweiche anzubieten, bei der man nur noch die Kabel richtig anstecken muss. Das sollte man doch hinbekommen ? Oder vielleicht noch mal darüber nachdenken ob man wirklich Lautsprecher selbst bauen möchte? Darüber hinaus umgehen wir da die leidige Diskussion von "besseren" Bauteilen, jedes Bauteil in dieser Frequenzweiche ist genau überlegt und so dimensioniert, das von uns angestrebte, endgültige Ergebnis perfekt zu erreichen. Ein Austausch von Bauteilen verwässert lediglich die Gesamtabstimmung.
Auch von diesem Bauteil werden wir in den nächsten Tagen eine größere Anzahl erhalten, so dass die Weiche dann ebenfalls im Shop zu finden sein wird.
Als Anschlussfeld haben wir natürlich unsere Profilösung Speakon verwendet, da gibt es kein Verpolen, keine Kontaktprobleme - warum sollte man etwas anderes nehmen? Wer möchte, kann natürlich bei seiner Version auf übliche Steckfelder zurückgreifen.
Hier ist das verwendete BR-70 TR zu sehen, das ungekürzt verbaut wird.
Was bleibt........... ach ja, die Zeichnung. Wie ihr sehen könnt, haben wir die neue DreiZwo etwas einfacher gestaltet und z.B. die Öffnung am hinteren Gehäuse des Mitteltöner weggelassen. Das Gehäuse ist zu lang und der CX 3-1 macht zu wenig Hub, als dass diese Öffnung entscheidend etwas bringen würde. Das jedenfalls hatte die alte Version gezeigt, also kann man sie getrost weglassen. Auch haben wir die Streben zur Versteifung des Gehäuse nur noch an einem neuralgischen Punkt vorgesehen, das vereinfacht den Zusammenbau und man kann das Absorptionsmaterial besser einbringen. Zuvor hatte dieses einigen Schwierigkeiten bereitet. Aber hier nun die Zeichnung:
Die Zeichnung mit Maßen als PDF Download Zeichnung DreiZwo MkII (für Abonnenten)
Hier schon mal eine kleine (noch unvollständige) Übersicht der Kosten.
Omnes Audio CX 3.0/ 3.1 / 46,- €
Omnes Audio W8 Alu / 80,- €
HSB-Weiche / 60,- €
Fertiggehäuse MDF roh / 337,- €
Fertiggehäuse MDF schwarz / 411,- €
Fertiggehäuse Multiplex / 611,- €
Füße aus Metall / noch offen
Bausätze Zuschnitt / noch offen
Es handelt sich um Stückpreise + Versand. Es wird natürlich den Bauplan geben für jemand der sich die Gehäuse selber bauen möchte. Die Weichen sind mit konfektionierten Kabeln und passenden Steckern für die Chassis ausgelegt. Die Fertiggehäuse enthalten schon das Absorptionsmaterial und auf Nachfrage die montierte Weiche (Gehäuse-Preise dann entsprechend höher).
Die Zeichnung, Weiche + Chassis wird es auch in unserem Shop geben.
Fazit:
Mission completed: die neue DreiZwo ist in allen Belangen besser als die alte - nur etwas größer ist sie geworden. Dafür gibt es eine Fertigweiche und eine schöne und praktische Lösung für die Aufstellung. Und auch Fertiggehäuse wird es von Speakercase geben.
Die "originale" DreiZwo war im Bassbereich und in den Höhen etwas vorlaut, was älteren, mittenbetonten Aufnahmen durchaus entgegenkam. Die "neue" DreiZwo M2 konzentriert sich mehr auf die Wiedergabe von "modern" abgemischten Aufnahmen und gibt diese sehr ausgewogen und "erwachsen" wieder. Dabei klingt sie immer klar und durchhörbar, ohne im Hochtonbereich zu nerven.
Das vertikale Rundstrahlverhalten ist sehr gleichmäßig, sowohl auf dem Boden sitzend als auch stehend kann man Musik genießen. Im Hochtonbereich um 7 kHz kann man durch Einwinkelung noch etwas feintunen. Der Effekt stellt sich aber nur in relativ stark bedämpften Hörraumen ein, bei denen der Direktschall dominiert. In halligen Räumen dürfte der Effekt der Einwinkelung deutlich geringer ausfallen.
wir würden es auch besser finden wenn wir alles einfach frei geben könnten. Solange die Geil ist Geil Mentalität weiter anhält und lieber wegen einer Ersparnis von 3,50€ auf einer Plattform gekauft wird die NICHTS, aber auch überhaupt nichts in die Sache investiert hat, bleibt uns keine andere Wahl als es so zu machen wie es jetzt ist.
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Theo