Schicker 10-Zoll PA-Tief-/Mitteltöner von REDCATT

Der REDCATT 123NPMX-8 (s. Datenblatt) hat einen kleinen Bruder, den 101NPMX-8. Von vorne ist die Verwandtschaft gut zu erkennen, von hinten sieht der kleinere Bruder dann aber wesentlich weniger martialisch, fast schon unscheinbar aus:
- der Schwingspulendurchmesser ist mit 50 mm nur halb so groß wie beim 123NPMX-8
- die elektrische Belastbarkeit ist mit 150 Watt nur 20% vom 123NPMX-8
- der Schwingspulenüberhang ( (Wickelhöhe - Luftspalthöhe)/2 ) ist mit 3.25 mm nur 56% vom 123NPMX-8

Der 101NPMX-8 ist damit eher für lautes HiFi bzw. Heimkino als für PA geeignet. Dass er dem Auge schmeichelt und den Geldbeutel nicht überstrapaziert nehmen wir dabei gerne in Kauf ;-) . . .

Unser ausführliches Datenblatt klärt, wie der REDCATT 1010NPMX-8 optimal eingesetzt werden kann . . .

Die Testchassis wurden uns von BluePlanet Acoustic Oberursel zur Verfügung gestellt

 Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen

 
 
Vertrieb: BPA  Typ: 101NPMX-8, 8 Ohm   Datenblatt des Vertriebs

Foto des Chassis


Der äußere Eindruck:

Der Druckgusskorb des 101NPMX-8 hat eine vierteilige Moosgummidichtung für die rückwärtige Befestigung auf einer Schallwand. Diese ist aber so passgenau verklebt, dass man zweimal hingucken muss um die Spalte zwischen den vier Einzelteilen zu erkennen - geht doch! Das sieht jedenfalls wesentlich schicker aus als die sonst im PA-Bereich üblichen mehrteiligen Pappdichtungen.
Der Druckgusskorb bietet 8 Befestigungslöcher, 6 breite Streben führen zur Aufnahme-Plattform des Magnetsystems - das ist für die Ableitung der dort angreifenden Reaktionskräfte in das Gehäuse nicht ganz optimal, besser wäre es, wenn von jedem Befestigungsloch direkt eine Strebe zur Aufnahmeplattform führt.
Der 101NPMX-8 hat eine luftgetrocknete, mit Glasfasern versetzte Papiermembran mit 9 Versteifungsringen und einer 90 mm durchmessenden Staubschutzkalotte. Die 3-fach gewellte Textilsicke ist glänzend beschichtet (Dämpfung?) und von vorne auf die Membran geklebt.

Von hinten fällt erst mal der "nur" 75 mm durchmessende Antrieb auf, der zusammen mit der hinteren Polplatte 33 mm hoch ist. Das wäre in Anbetracht der 50 mm durchmessenden Schwingspule nicht viel - wenn der Magnet nicht aus Neodym wäre. Die 15 mm durchmessenden Polkernbohrung sorgt dafür, dass die unter der Staubschutzkalotte komprimierte Luft entweichen kann und so nebenbei für Kühlung sorgt. Die unter der Zentrierspinne komprimierte Luft kann durch 6 kleine Öffnungen entweichen. Die elektrische Belastbarkeit wird mit 150 Watt AES angegeben (s. What is the difference between Watts Rms & Watts Aes?), das ist dem Schwingspulendurchmesser von 50 mm und der geringen Wickelhöhe von 14.5 mm geschuldet.
Die Luftspalthöhe beträgt 8 mm, die Wickelhöhe der Schwingspule ist 14.5 mm -> das ergibt - konservativ gerechnet - einen linearen Hub von +/- 3.25 mm.


Die TSP:

Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
229 mm
197 mm
0 mm
356.3 cm²
TSP (Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquivalentes Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
60.00 Hz (+/-0.1%)
5.14 Ohm (+/-4.5%)
4.054 (+/-7.8%)
0.644 (+/-6.6%)
0.556 (+/-6.9%)
34.49 gr (+/-6.6%)
36.79 dm³ (+/-6.3%)
10.18 N/A (+/-2.3%)
94.75 dB (+/-0.38)

Die Streuung der TSPs ist noch gering. Die Hersteller-TSPs Rdc, BL und Mms werden recht gut getroffen, die federabhängigen TSPs Qts, Fs und Vas werden leicht verfehlt, obwohl die Chassis 24 Stunden eingerauscht wurden. Unter Annahme einer 20% weicheren Aufhängung passen die Werte aber ganz gut zu den Herstellerangaben:

TS-Parameter Einheit HiFi-Selbstbau Redcatt Abweichung
(original)
HiFi-Selbstbau
(20% weicher)
Abweichung
(20% weicher)
Resonanzfrequenz Fs
Gesamtgüte Qts
Äquiv. Luftvolumen Vas
Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
Gleichstromwiderstand Rdc
Effektive bewegte Masse Mms
Kraftfaktor BL
[Hz]
[-]
[dm³]
[dB/2.83V/m]
[Ohm]
[gr]
[N/A]
60
0.556
36.79
94.75
5.14
34.49
10.18
53
0.55
49.7
94.56
5
32.6
9.6
13.2%
1.1%
-26%
0.19
2.8%
5.8%
6%
53.67
0.497
45.99
 
 
 
&nbsp
1.3%
-9.6%
-7.5%
 
 
 
&nbsp

- unser Qts ist kleiner, da unser Qms ca. 26% kleiner ist (unser Qes weicht bei 20% weicherer Einspannung nur um -5.6% ab)
- unser Vas ist kleiner, da unser Sd ca. 2% kleiner ist (Sd geht quadratisch in die Berechnung von Vas ein)

Im Impedanzverlauf sind um 280 Hz sowie um 2.2 kHz schmalbandige Störungen erkennbar, die sich auch im Schalldruck-Frequenzgang wiederfinden.
Die Resonanzfrequenz ändert sich im Mittel um 2.3%, wenn man den Anregungspegel von -18 dB auf +6 dB (und damit die Eingangsleistung um den Faktor 256) erhöht - dies lässt sich zum einen durch die harte Einspannung und den damit verbundenen geringeren Hub erklären, ist aber auch ein erster Hinweis darauf, dass der 101NPMX-8 "Nehmer-Qualitäten" hat . . .

Lasip empfiehlt ein 100 Liter großes Bassreflexgehäuse, abgestimmt auf 45 Hz - dann geht es aber auch bis 40 Hz runter (grüne Kurve). Spendiert man nur 60 Liter und stimmt auf 45 Hz ab (blaue Kurve), dann verliert man zwischen 37 und 80 Hz ca. 3 dB Pegel, was bei wandnaher Aufstellung durchaus sinnvoll sein kann. Verwendet man die TSPs aus dem Datenblatt des Vertriebs ergibt sich die gelbe Kurve.
In einem 35 Liter großen, geschlossenen Gehäuse ergibt sich eine Gesamtgüte von 0.8 und eine untere Grenzfrequenz von 78 Hz - passend für ein Subwoofer-/Satelliten-System

Bei Platzproblemen (z.B. im Heimkino) reichen auch 15 Liter mit 560 uF Vorkondensator (oder entsprechende elektronische Entzerrung), dann geht es bis 73 Hz runter.

Um zu sehen, wie viel Schalldruck bei welcher Frequenz erzeugt werden kann wurde WinISD V0.70 bemüht und die obigen Varianten simuliert:

Frequenzgang [dB(rel)]Maximale Leistung [W]Maximaler Schalldruck 1m [dB]
Schalldruck bei 100 W in 1m [dB]Auslenkung bei 100 W [mm]Vent speed bei 100 W [m/s]

-> es können maximal 115 dB Schalldruck in 1 m Abstand produziert werden - wegen des geringen linearen Hubs aber nur oberhalb von 125 Hz
-> die Bassreflexsysteme können oberhalb von 32 Hz bis zu 15 dB mehr Schalldruck erzeugen
-> die Bassreflexsysteme brauchen einen Subsonic-Filter bei 40 Hz, das BR-Rohr muss mindestens 10 cm Durchesser haben

Würde man auf den konservativ berechneten linearen Hub ( (Wickelhöhe 14.5 mm - Luftspalthöhe 8 mm)/2 = 3.25 mm) noch den im PA-Bereich üblichen "Aufschlag" von (Luftspalthöhe 8 mm/4 = 2 mm) machen, könnten unter 125 Hz bis zu 20·Log10 ( 5.25 / 3.25 ) = 4.16 dB mehr Schalldruck produziert werden, das Chassis ist dann bereits oberhalb von 100 Hz durch die elektrische Belastbarkeit limitiert (vorher 125 Hz) . . .


Der Frequenzgang:

. . . verläuft auf Achse weitgehend gleichmäßig von 150 bis 1000 Hz (Mittelwert 94.00 dB, Standardabweichung +/- 1.00 dB). Oberhalb von 1 kHz steigt der Frequenzgang auf Achse bis 2.1 kHz um 5 dB an und fällt dann ab 3 kHz steil ab.
Beide Chassis verhalten sich auf Achse bis 2 kHz weitgehend gleich.

Die Bündelung setzt ab ca. 900 Hz ein, der Frequenzgang fällt bis 3 kHz (bis 2 kHz zunächst moderat, von 2 bis 3 kHz dann stärker) mit zunehmendem Winkel zunehmend ab, wobei dies - relativ zum 0°-Verlauf - recht gleichmäßig und gutmütig erfolgt. Um 2.1 kHz nimmt die Bündelung bei der Membranresonanz leicht ab.
Der winkelgewichtete Schalldruck verläuft bis 2 kHz weitgehend linear und fällt dann steil ab.
Chassis 2 (9% geringere Membranmasse als Chassis 1) ist beim winkelgewichteten Schalldruck oberhalb 600 Hz kontinuierlich lauter, bei weitgehend gleichem Schalldruck auf Achse ist dementsprechend der Bündelungsgrad geringer.

Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)


Sprungantwort/Pegellinearität

Die Sprungantwort zeigt nur in den ersten 2 ms mehrere kleinere, mittelfrequente Störungen
Im periodenskalierten Zerfallspektrum ist um 2.1 kHz ein leicht verzögertes Ausschwingen erkennbar, oberhalb von 2.6 kHz ist das Ausschwingen deutlich verzögert.

Sprungantwort (Chassis 2, 20 cm, 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 2, 20 cm, 0°)

Die Pegellinearität:

Bei einem Schalldruck von 89 bis 109 dB (das entspricht einer Anregung mit 1.6 bis 16 Volt bzw. 0.49 bis 49 Watt) zeigen sich < 7 kHz nur sporadisch Nichtlinearitäten > 0.5 dB. Bei Steigerung des Anregungspegels um 6 dB (bzw. Vervierfachung der Eingangsleistung) zeigen sich bei der letzten Pegelstufe breitbandige Kompressionseffekte, um 150 Hz beginnt die Dynamikkompression bereits bei 95 + 17 = 112 dB. Auch der Bereich von 1.5 bis 3 kHz zeigt Kompressionseffekte, hier beträgt der Schalldruck aber durch den Frequenzganganstieg auch bis zu 120 dB.



Der Klirrfaktor:

Die Klirrkomponente K2 verläuft oberhalb von 50 Hz weitgehend linear (mit leichter Überhöhung um 2.5 kHz) und steigt moderat mit dem Anregungspegel an. Der unharmonische K3 zeigt bei Pegeln bis 95 dB (= 20 cm Messabstand) eine Überhöhung zwischen 700 Hz und 2 kHz, ansonsten verläuft er oberhalb von 50 Hz weitgehend linear und steigt weniger als K2 mit dem Anregungspegel an. Bis 95 dB zeigt K5 eine Überhöhung zwischen 200 und 900 Hz, andere Klirrkomponenten treten erst ab 105 dB in Erscheinung. Bei 105 und 110 dB steigen alle Klirrkomponenten deutlich an, das Chassis kollabiert aber noch nicht

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 / 105 / 110 dB liegt K2 zwischen 50 und 2000 Hz im Mittel bei 0.171 / 0.310 / 0.551 / 0.998 / 0.835 / 1.545 / 2.949%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert 0.085 / 0.109 / 0.149 / 0.247 / 0.451 / 0.626 / 1.312%.

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor lägen alle Klirrkomponenten bis 95/100/105/110 dB unter 32/34/42/47 Hz unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Der unharmonische K3 läge zwischen 631 Hz (80, 85 und 90 dB) bzw. 668 Hz (95 und 100 dB) und 1334 Hz oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Für K5 gilt dies zwischen 398 Hz und 944 Hz (80 bis 100 dB). Bei 105 und 110 dB Anregungspegel werden die "Überschreitungs"-Bereiche beim kritischen K3 zunehmend kleiner -> je lauter desto weniger Klirr (ein durchaus günstiges Verhalten für ein PA-Chassis).

Klirrfaktor bei 80 bis 110dB/1m (Halbraum, 20cm (48 cm ab 100 dB))


HiFi-Selbstbau-Fazit:

Der REDCATT 101NPMX-8 zeigt einen bis 1 kHz weitgehend linearen und darüber bis 2 kHz leicht ansteigenden (und damit leicht korrigierbaren) Frequenzgang. In einem 100 Liter großen Bassreflexgehäuse ist Tiefbass bis 40 Hz möglich. Der Wirkungsgrad liegt mit 94 dB eher bei lautem HiFi oder Heimkino als bei ernsthaftem PA, auch die elektrische Belastbarkeit von "nur" 150 Watt spricht dafür. Der lineare Hub von "nur" +/- 3.25 mm (konservativ) bzw. +/- 5.25 mm (mit "Aufschlag") limitiert den maximal erzielbaren Schalldruck im Bassbereich - was Besitzer von Röhrenverstärkern mit Leistungen von < 30 Watt kaum stören dürfte.
Wer es aber im Bassbereich lauter mag sollte den 101NPMX-8 und ihn im Doppelpack verwenden (s. Bauvorschlag REDCATT 210.1 Moai).

Der Linearitätscheck liefert bis 109 dB keinen Anlass zur Kritik, darüber kommt das Chassis ohne Bassentlastung aber langsam an seine Grenzen.

Der REDCATT 101NPMX-8 ist von vorne ein echter Hingucker und mit 99 €/Stück fast schon ein Schnäppchen! Es bietet sich "oben rum" die Kombination mit einem 1" Kompressionstreiber mit Hochtonhorn an (z.B. 1" Horntreiber und Hörner im Vergleich oder Redcatt 140FCDX4 und Lavoce HD1004), wobei die Trennfrequenz etwa bei 2 kHz liegen sollte. Insbesondere im Heimkino mit Subwoofer-Unterstützung ließe sich so eine noch relativ preiswerte Lösung finden, die "normale" AV-Receiver wegen der nicht zu niedrigen Impedanz und dem relativ hohen Wirkungsgrad auch bei hohen Schalldruckpegeln nicht überfordern dürfte . . .

Kompletter Datensatz von 2 Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 112 kB)

Kommentare

BluePlanet
3 monate vor
Danke für den Test. Das Chassis hat durch den Neo Magnet sehr wenig Gewicht.
Als Satellit passt der Treiber in eine 25 Liter Kiste, geschlossen.
50 Liter als Doppel 10er...
Für Heimkino sind die 35 Liter anzuraten, da dort tiefer getrennt wird.
Die Trennung zum Hochtöner kann einfach passiv erfolgen. Obwohl: letzte Woche war ich auf der ISE Messe. Dort gab es nichts ohne DSP.
D. h. den Vorpasskondensator kann ich mir schenken, sobald ein DSP im Spiel ist.
Gruss, Nick

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