Schallmauer

Mit etwas Verzögerung nun auch hier der Bericht des LS3/5a Battles. Beschrieben hatte ich schon grob im internen Forum unter Clones...muss das? Die ein oder andere interessanten Konstruktion wird vielleicht noch hier einlaufen um sie mal zu hören oder zu messen. Es war jedenfalls ein anstrengendes, aber sehr interessantes Wochenende. 

Der Bericht wird hier 1:1 übernommen damit es nicht zu Verwirrungen kommt. 



zunächst mal auch von meiner Seite aus herzlichen Dank an das BPA Team, das uns in diesen Tagen ertragen hat ohne zu murren. Es gehört schon viel Liebe zum Hobby dazu, um dies zu machen.



Hauptsächlich ging es uns um den Battle LS3/5a Clone. Die Grenzen waren fürs Gehäuse sehr eng gesteckt, wie man in der Bekanntmachung nachlesen kann.

https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?17436-BBC-LS-3-5a-Battle-Der-Herbstbattle-ausnahmsweise-mal-nicht-im-Norden

Das schränkt einerseits sehr ein, andererseits aber ist es eine echte Herausforderung. Was dabei herausgekommen ist, könnt ihr in den folgenden Kurzbeschreibungen der Lautsprecher herausfinden. Wir bekamen ausreichend Platz, um die Lautsprecher sauber aufzustellen.



Die Abhörsituation ließ kaum Wünsche offen.

Jeder durfte stellen und vorführen wie er mochte. Da war für mein Empfinden auch schon der große Knackpunkt. Die einen gaben sich Mühe, die anderen nicht. Die einen spielten ausgesuchte Musik, die anderen nicht. Hier wurden, das kann ich aus meiner jahrelangen Hörerfahrung sicher behaupten, zum Teil reichlich Prozentpunkte verschenkt.
Natürlich laufen die Battles unter dem Motto Spaß ab, wenn man jedoch den Aufwand bedenkt der dort getrieben wird, ist es schade, so kurz vorm Ziel einige Meter zu verschenken. (Unforced Error).

So haben sich manche Kandidaten sicher unter Wert geschlagen.
Noch etwas zu den folgenden Statements, das ist nötig um das Geschriebene besser einordnen zu können. Meine Höreindrücke beruhen auf über 40 Jahren Musik machen und Musik hören. Es sind meine Lebenserfahrungen und meine Erkenntnisse aus 100erten Hörsessions. Jeder macht andere Erfahrungen und hört anders, daher sind auch die Empfindungen zum Teil sehr unterschiedlich. Ich versuche jedem Lautsprecher eine Chance zu geben und zu ergründen, ob und wie er vom Mittel abweicht. Dabei versuche ich persönliche Vorleiben zu unterdrücken. Das muss man antrainieren und dazu braucht es viel Ausdauer.

Die Messungen wurden Quick&Dirty gemacht, ohne reflexionsarmen Raum. Außerdem wurden die Messungen in 1 m Abstand gemacht, gehört haben wir aber deutlich weiter entfernt. Der Höreindruck muss also nicht zwingend mit der Messung korrelieren. In der Regel kann man aber Tendenzen festmachen. Aber auch das ist eine Übungssache.
Zum Schluss sei bemerkt, wir hatten keinen Lautsprecher am Start, der wirklich schlecht geklungen hätte und nicht zu gebrauchen gewesen wäre. Ein großes Lob an alle Teilnehmer, das habe ich auch schon anders erlebt. Trotzdem wähle ich zum Teil deutliche Worte, damit es für den Unerfahrenen besser nachvollziehbar ist. Also nicht böse sein, wenn es Dich trifft und mal darüber nachdenken, ob Du mit Deiner Musikwahl und/oder Aufstellung selbst zur Kritik beigetragen hast.

Ach ja, um vielleicht etwas besser zurecht zu kommen haben wir aus allen Lautsprechern einen Mittelwert gebildet, der in jeder Messung dazu gezeigt wird (dünne Linie). Hier wir der Wert nochmals allein gezeigt.



Alles in allem hat es riesigen Spaß gemacht und ich habe viel dazu gelernt. Ich hoffe euch geht es ähnlich.


1) onetwo (ArLo62)
Tieftöner: Monacor SPH-135TC
Hochtöner: Peerless XT25SC90-04
Weiche: Eigenentwicklung



Grundtonbereich deutlich unterbelichtet Tiefton eigentlich nicht vorhanden. Grundtonbereich klang "pappig", schlecht zu beschreiben, was damit gemeint ist. War irgendwie Lust- und Kraftlos. Der Lautsprecher wirkte immer irgendwie nervig. Mitten wurden belanglos, aber grätzig wiedergegeben, wenn es etwas lauter wurde. Der Lautsprecher wurde meiner Meinung nach mit für ihn völlig unpassender Musik vorgeführt.




2) LS5/20a (Theo)
Tieftöner: Monacor SPH-135C
Hochtöner: Visaton: G20SC
Weiche: Eigenentwicklung



Da enthalte ich mich beim Urteil und überlasse das anderen. Entwicklungsziel war, den LS3/5a moderner zu interpretieren. Der Lautsprecher sollte Pegelfester, dynamischer und frischer als das Original klingen, ohne dabei zu verfärben. Die restriktiven Gehäusevorgaben werden in einer nächsten Version umgangen, sodass auch hausgemachte Fehler verschwinden. Zudem ist eine aktive Variante in der Planung




3) CS1a (tifflor5)
KEF B110
KEF T27
Weiche: KEF



Der Lautsprecher klingt belanglos, nichts ist wirklich ansprechend. Kenne ich genau so auch von meiner CS1a, hatte gehofft, dass die, im Gegensatz zu meiner Rohspan-Version, Sperrholzversion anders sein würde. Den Lautsprecher würde ich allerhöchstens noch als Aufzugbeschallung einsetzen wollen. So hat man früher Lautsprecher gebaut, heute sicher nicht mehr. Jetzt könnte man meinen, das Unauffällige wäre ein Kompliment, ist aber leider nicht. Andere Teilnehmer zeigen, dass modern und trotzdem unauffällig im Sinne von keine bis kaum Fehler funktionieren kann.




4) Chap (DemonCleaner)
TB W5-1685
Seas 22TFF
Weiche: Eigenentwicklung



Gleichmäßige, moderne Abstimmung, keine Ausreißer. Tieftöner „ploppt“ etwas, deutet eventuell auf falsche Absorption hin. Es wurde auch die GHP Version mit Vorkondensator vorgeführt. Wenn man keinen Schallplattenspieler verwendet, kann man sich GHP schenken. Der Unterschied ist zu gering um dafür Geld auszugeben. Guter Allrounder.




5) HecMäc (olnima)
TT: Heco
HT: McVoice HT-700
Weiche: Eigenentwicklung



Irgendwie wollte sich das Klangbild nicht zusammenfügen. Die Aufstellung sorgte für Drei-Kanal-Wiedergabe: Links – Mitte – Rechts. Homogene Räumlichkeit quasi nicht vorhanden. Wiedergabe erschient merkwürdig flach, ab und an spitzig.





6) DaySi (Olaf_HH)
Dayton ND-140/8
Sica z009240
Weiche: Eigenentwicklung



Bei diesem Clone kam irgendwie kein Fluss in die Musik. Er klang immer leicht bedeckt, konnte keinen Glanz aufbauen. „Attacke“ war nicht sein Ding, dann wurde er matschig. Räumliche Wiedergabe war anfangs eine Fehlanzeige, nachdem die Lautsprecher stark eingekreuzt wurden, war das allerdings behoben.




7) MorMon (Zeppi)
Tieftöner: Morel MW144
Hochtöner: Morel DMS29
Weiche: zugekauft



Gute Trennung der Ereignisse, löst sehr gut auf. Die Lautsprecher klingen ansprechend dynamisch. Das Klangbild löst sich sehr gut von den Speakern. Shaker klingen etwas nach Plastik, vielleicht eine Hochtonüberhöhung. Männerstimmen tendenziell etwas zu vorlaut. Leider hat Zeppi die Weiche nicht selbst entwickelt, wäre ein Kompliment wert.





8) der englische Patient (LarsNL)
Tieftöner: Gradient CR-120
Hochtöner: Visaton SC10N
Weiche: Eigenentwicklung



Klingt ausgeglichen und dynamisch. Hochtöner vielleicht ein wenig zu laut. Gute Attacke. Frauenstimmen tendenziell leicht bedeckt, Stromgitarren kommen etwas zu dünn rüber. Handklapps (Tänzerin) etwas zu dünn.





9) kleiner Feigling (spendormania)
Tieftöner: SB Acoustics SB15MFC30-4
Hochtöner: Seas 22 TFF
Weiche: Eigenentwicklung (aktiv)



Ausgeglichen, Bafflestepp durchAktivbetrieb quasi nicht vorhanden. Löst gut auf, kann dynamisch. Manchmal minimal bedeckt, aber insgesamt trotzdem frei. Macht eigentlich 90% richtig,obwohl nicht auf den Raum eingemessen. Bei angewendeter Raum-Einmessung geht noch ein wenig mehr. Für mich der erste Platz des Battles. Hier zeigt sich, dass Aktivkonzepte mittlerweile auch im DIY Bereich beherrsch-, bezahlbar und überlegen sind.

Auffallend auch, dass spendormania eine Liste mit Musik veröffentlicht hat, mit der abgestimmt wurde. Hier wurde nicht gebastelt, sondern es gab einen klaren Plan. Das zahlt sich immer aus.




10) Andy (Frank Kuhl)
Tieftöner: Görlich 130/25/8
Hochtöner: Monacor AIRMT-85
Weiche: Eigenentwicklung



Sehr spannendes Projekt, so hätte ich es vor Jahren auch präferiert.
Der Lautsprecher beklagte vom ersten Ton an fehlende Wärme, Hochtonbereich zu vordergründig, insgesamt eher anämisch. Klavier klingt nach Draht, nicht nach Korpus. Drei Quellen-Wiedergabe war nach Eindrehen weg. Ich habe klar Franks Handschrift erkannt, seine erste LS 3/5 Interpretation, die LS 5/19, hatte ähnliche Tendenzen. Der Lautsprecher dürfte Breitbandfans gefallen, übrigens auch ein Kompliment.





11) Newmirs LS3/5a (newmir)
Tieftöner: Monacor SPH-135AD
Hochtöner: Monacor DT-254
Weiche: Eigenentwicklung



Klingt recht „Blutarm“, soll heißen, verteilt wenig Kraft in den Raum. Tieftonbereich eher schwach, Frauenstimmen nasal verfärbt und etwas bedeckt. Tiefer Bass nicht vorhanden, lag aber eher an der Musik.





12) Seophon (hoschibill)
Tieftöner: Isophon 130 mm
Hochtöner: Seas AlNiCo 38 mm
Weiche: Eigenentwicklung



Das Seophon klang warm und angenehm, zurückhaltend in der Mitte. War nicht in der Lage, Instrumente hinreichend aufzulösen. Wenn es komplexer wurde, neigte der Lautsprecher schnell zum nerven und vermatschen der Ereignisse. Räumlichkeit war scheibenartig eindimensional, keine Tiefe.





13) Falcon Nachbau (knut_t)
Tieftöner: B110B
Hochtöner: T27
Weiche: Falcon Acoustics



Ausgeglichener Klang. Frauenstimmen klingen frei, minimal nasal, aber nicht Mittenlastig. Jegliches fehlen von S-Zischern oder Schärfe. Wunderbare Trennung von Stimmen bei Chören. Das richtige Maß zwischen Grundton und Rest.





14) Mein BBC-Clone (a.j.h.)
Tieftöner: Mission CP-134
Hochtöner: ScanSpeak D2010
Weiche: Eigenentwicklung



Bass- und Grundtonlos bei Jazz-Gedudel, Tiefbassarm bei anderer Musik trotz BR-Konstruktion. Klang nicht wirklich frei. Auflösung von komplexen Ereignissen fiel ihr schwer, wurde dann leicht vermatscht.





15) myCLONE 3/5 (goldkante)
Tieftöner: Gradient Select w148-8
Hochtöner: Gradient GTD 104-N
Weiche: Eigenentwicklung



Völlig distanziert, keine Intimität in der Wiedergabe. Fiel besonders bei der Roger Waters Scheibe auf, die ich wirklich zur Genüge kenne und die mir jedes Mal eine Gänsehaut auf die Arme treibt. Hier tote Hose. Klingt bedeckt, nicht frei. Obertöne bei akustischen Gitarren quasi nicht vorhanden, bei Becken fehlt der Glanz, das Metallische.
Sorry, für mich der Langweiler beim Battle.

Die Daten der Messung liegen noch nicht vor, habe ich angefragt, sorry.




16) LS3/5 Nouveau (tim1999de)
Tieftöner: 13 SB ???
Hochtöner 29 mm ???
Weiche: Eigenentwicklung



Sehr lebendiger Klang, tendenziell etwas zu hell, eher zu wenig Grundton. Manchmal etwas aggressiv. Auffallend, sehr pegelfest.




So das wars von meiner Seite aus. Wie geschrieben, keiner der Lautsprecher war schlecht, aber irgendwie muss man die Unterschiede ja in Worte fassen. Messungen in einem Meter Abstand sind unserer Meinung nach nur bedingt geeignet das Hörerlebnis beschreiben zu können. Aus diesem Grund arbeiten wir auch mit der "Wedel-Messung" am Hörplatz, die sehr gut mit dem Gehörten korreliert. Solltet ihr mal versuchen.
Auch die Messungen unter Winkel erklären oft sehr viel über das Verhalten eines Lautsprechers im Raum. Das hilft beispielsweise eine gute Aufstellung zu finden. Was Aufstellung und Musikauswahl betrifft solltet ihr noch mal in euch gehen, da wurde sehr viel Potential verschenkt, schade

 

Kommentare

1
kasbc
5 jahre vor
"Trotzdem wähle ich zum Teil deutliche Worte, damit es für den Unerfahrenen besser nachvollziehbar ist"

Was ist daran mißzuverstehen?
hifi-cinema
5 jahre vor
"Keiner der Lautsprecher war schlecht" ??

Die Beschreibungen gehen aber genau in diese Richtung. Also das könnte man Euch als politisch nicht korrekt nachweisen und pädagogisch auch nicht...

Die beschriebenen Klangeindrücke erinnern mich stark an meine Suche nach geeigneten ersten Lautsprechern in den 80ern. SO haben die damals gehypten "englischen" LS auf mich gewirkt (Wharfedale, Kef, Rogers ...)
EIn Glücksfall war damals die Dynaudio Contour 1 die es dann geworden ist.

Heute ist LS Kauf dank Aktivtechnik kein Ding mehr. Bei Minimalem Budget gibt es wohnraumschicke Studio Monitore (Yamaha LS5 oder 7 und andere), wer mehr hat kauft sich ne NuPro A300, bei höheren Ambitionen eine kleine Abacus.
Sounding dann per EQ ind er Abspiel-Software... trötig, Muffig ("Englisch" im Sinne der 80er) geht immer.
Wer will kannn auch bauen, wobei das bei Standardlösungen aus Budgetgründen nciht mehr nötig ist.

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