Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: FOSTEX Typ: FS21RP, 8 Ohm Datenblatt des Herstellers

Foto des Chassis


 

 

Membranfläche: -> Membranfläche Sd: ?? cm²
TSP aus Freiluftmessung
(Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
623.0 Hz (+/-0.7%)
7.18 Ohm (+/-2.0%)
3.537 (+/-48.6%)
68.347 (+/-17.5%)
3.355 (+/-47.3%)
91.07 dB (+/-0.34)

Pseudorauschen (horizontal) > 1000 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)

Pseudorauschen (vertikal) > 1000 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)

 


Sprungantwort (Chassis 2, 20 cm, 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 2, 20 cm, 0°)

 


Klirrfaktor bei 80 bis 95dB/1m (Halbraum)

 


 


Kompletter Datensatz beider Chassis (Impedanz, Lp, Lw und Bündelungsmaß im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 54 kB)
Hinweis: Beide Chassis sind SEHR alt, aber wenig benutzt!

Unsere Meinung:
  • Der äußere Eindruck:
    Der FOSTEX FS21RP ist im wahrsten Sinne des Wortes DER "Klassiker" unter den Magnetostaten! Und genau so sieht er aus: klassisch! Die Frontplatte FOSTEX-typisch anthrazith, dann ein schwarzer Fliegengitter und dahinter die Kunststofffolie mit den golden schimmernden Leiterbahnen ergibt zusammen ein wertiges Aussehen. Hinten ist er dagegen sehr schlicht gehalten.


    Die Konstruktion ist mittlerweile über 25 Jahre alt. Die Magnetstäbe waren damals wohl noch nicht aus Neodym, dafür aber aus einem Stück, so dass sie die gesamte Konstruktion massiv verstärkt haben. Apropos massiv: verglichen mit einem BOHLENDER & GRAEBENER Neo8 ist der FS21RP ein echtes Schwergewicht. Wie der Neo8 so ist auch der FS21RP symmetrisch aufgebaut mit Magneten vor UND hinter der "Membran".


    Die Rückseite ist mir der Vorderseite an 12 Stellen verschraubt. Ein Lösen der Schrauben ist aber nicht zu empfehlen, im Zweifelsfall machen sich die Magnete selbstständig und dann hatte man einen funktionierenden FS21RP :-(

     

  • Die TSP:
    "Ein Magnetostat hat doch gar keine TSPs" ist die landläufige Meinung. Wenn man sich den Frequenzgang aber genau anguckt sieht man doch eine schmalbandige Überhöhung am unteren Übertragungsende. Na klar, so ein Magnetostat hat auch eine Membranmasse (sehr gering) und eine Nachgiebigkeit der Einspannung (sehr hoch), ist also auch nur ein Feder-Masse-System. Die elektrische Bedämpfung funktioniert aber nicht so gut, da der Luftspalt relativ groß ist. Daher ist Qes mit knapp 70 auch extrem groß, d.h. der Magnet hat das Chassis bei der Resonanzfrequenz nicht gut im Griff. Was elektrisch nicht klappt kann man aber ja auch mechanisch hinkriegen, indem man z.B. einen Strömungswiderstand (Vlies) zwischen Membran und Gehäuse einbringt oder den Membranrand mechanisch bedämpft. Je nach Anordnung und genauer Dimension der Magnete und der mechanischen Bedämpfung streuen Qes und Qms - und damit Qts ganz ordentlich. Die Resonanzfrequenz des FS21RP liegt bei etwa 623 Hz, und die Gesamtgüte von 3.53 führt zu einer deutlichen Überhöhung im Frequenzgang bei etwa 650 Hz.
    Der Gleichstromwiderstand der Membran streut um +/- 2.0 %, was zu einer Streuung des mittleren Schalldruckpegels von +/- 0.34 dB führt. Insgesamt liegt der Wirkungsgrad zwischen 800 und 3150 Hz 91 dB/2.83V/m im leicht gehobenen Bereich.
    Trotz der schlechten elektrischen Kopplung zur Membran (Qes ca. 70) zeigt der Impedanzverlauf bis 4 kHz leichtere Abweichungen. Diese deuten auf mechanische Resonanzen hin.

     

  • Der Frequenzgang:
    Der Frequenzgang auf Achse ist nur von 800 bis 3150 Hz sehr linear. Darunter kommt die wenig bedämpfte Eigenresonanz des Chassis, darüber zeigt sich auf Achse (und 15° seitlich) eine 5 dB hohe Stufe. Unter 30° seitlich sieht das schon etwas besser aus, allerdings stört dann eine Resonanz um 4 kHz, die auch unter höheren seitlichen und vertikalen Winkeln noch stört. Folglich sieht man diese Überhöhung auch im winkelgewichteten Schalldruckverlauf.
    Prinzipbedingt (durch seine große Länge) bündelt der FS21RP stark in vertikaler Richtung. Unter 15° (Unterschied Stehen bzw. Hocken zu Sitzen in ca. 2 m Entfernung) ist der Verlauf noch recht linear, bei höheren Winkeln (z.B. 45° = Deckenreflexion in ca. 3 m Hörabstand) wird oberhalb von 1500 Hz deutlich weniger Energie in den Raum abgestrahlt. Auch hier ist die 4 kHz-Resonanz wieder zu erkennen. Diese Bündelung ist in wenig bedämpften Räumen (z.B. Fliesen- bzw. Parkettboden) durchaus erwünscht.
    Das Zerfallspektrum sieht gut aus - bis auf die lange abklingende Membranresonanz bei 650 Hz. Hier muss auf jeden Fall eine Anregung durch das Musiksignal vermieden werden. Dies kann nur durch ein steiles Hochpassfilter mit genügend Abstand zur Resonanzfrequenz erreicht werden (z.B. 18-24 dB/Oktave bei 1000 Hz).

     

  • Der Klirrfaktor:
    Der Klirrfaktor hat beim FS21RP schlechte Karten: durch das symmetrische Design und die massive Ausführung liegt der Klirrfaktor zum Teil an unserer Nachweisbarkeitsgrenze. Bei einem mittleren Schalldruckpegel (800 - 3150 Hz) von 80 / 85 / 90 / 95 dB beträgt der mittlere Klirrfaktor im Bereich 1000 bis 4000 Hz für die "harmonische" Klirrkomponente K2 0.21 / 0.38 / 0.66 / 1.18 %. Unter gleichen Bedingungen liegt die "unharmonische" Klirrkomponente K3 bei außerordentlich niedrigen 0.04 / 0.06 / 0.09 / 0.16 %. Kurzfristige Klirrspitzen bleiben immer unter dem doppelten Mittelwert.

     


HiFi-Selbstbau-Fazit:


Auch 25 Jahre nach seinem Erscheinen und über 15 Jahre nach seinem Produktionsstop ist der FOSTEX FS21RP noch ein gefragtes Chassis. In der elektronischen Bucht werden für gut erhaltene und intakte Chassis hohe Preise gezahlt. Bereits damals waren die Dinger ja SEHR teuer und viele konnten nur von ihnen träumen. Große Verbreitung fanden sie über die in den 80er Jahren weit verbreitete Firma ACR, die sie auch in ihren High-End-Bauvorschlägen einsetzte, da kann Theo sicher mehr dazu schreiben.
Unsere Messungen belegen, dass die Lobeshymnen auf den FS21RP zu Recht bestehen. Wenn man ihn bei 1 kHz steilflankig trennt (Klirrfaktor und Ausschwingverhalten bedanken sich) und die Stufe bzw. den Anstieg bei 4 kHz entsprechend kompensiert macht er selbst den aktuellen Chassis als Mittelspezialist noch etwas vor.
Besucher der DIY-Messe HiFi-Music-World 2004 in Wetzlar bzw. 2005 in Gelsenkirchen konnten den FS21RP digital entzerrt in unserer Referenzbox hören. Im Rahmen der Entwicklung unserer neuen Aktiv-Referenz wollten wir mit aktueller Messtechnik unserer damaligen Referenz auf die Chassis fühlen. Denn schließlich soll die neue Referenz ja nicht nur nachbaubar sondern auch deutlich besser als die "alte" Referenz mit ihren durch die Bank über 20 Jahre alten "Schätzchen" sein . . .

Kommentar von Theo: Die Fostexwandler wurden seiner Zeit in einigen Fertiglautsprechern eingesetzt, in denen es dann auch den FS41RP zu bestaunen gab. Dieser Wandler war dann noch mal dreimal so groß wie der 21er. Firmen wie Fischer Audio setzten solche Kombinationen erfolgreich z.B. bei Stereo als Referenz ein. Zur dieser Zeit wurden gerade in vielen HighEnd Projekten die legendären Wandler eingesetzt. Im Selbstbaubereich erlangten die Magnetostaten in der RP Serie von ACR eine gewisse Berühmtheit. Da gab es die Isostatic Serie, die mit den Modellen RP 200, RP 300 und RP 400 damals einige Preise abräumte. Die RP 400 war beispielsweise eine Bandpasskonstruktion, die zum Tieftonabteil zwei 20cm "Grund-Töner" einsetzte, die die FS21RP von tiefen Tönen freihielten.

Wir selber setzten den FS21 RP in unserer Arbeitsreferenz ein, wo er flankiert von einem Visaton Hochtonmagnetostaten und zwei 250 mm Görlich Studiobässen hervorragende Dienste leistete. Die Nachfrage nach dem nicht mehr nachbaubaren Lautsprecher ist immer noch so groß, das wir das Projekt nun fortführen wollen, allerdings mit käuflichen Magnetostaten. Wie sich jedoch herausstellt, sind Treiber dieser Bauart die an die Fostex heranreichen äußerst dünn gesät.