TSP aus Messung mit Zusatzmasse (Mittelwert und Streuung von 2 Chassis bei Anregung mit -18 dB): |
Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Effektive bewegte Masse Mms Äquiv. Luftvolumen Vas Kraftfaktor BL Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum) |
44.14 Hz (+/-1.6%) 7.65 Ohm (+/-0.0%) 3.124 (+/-3.3%) 0.473 (+/-3.7%) 0.411 (+/-3.6%) 24.05 gr (+/-6.0%) 92.97 dm³ (+/-9.2%) 10.40 N/A (+/-5.7%) 94.38 dB (+/-0.03)
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Unsere Meinung:
- Der äußere Eindruck:
Beim Auspacken des AUDIO NIRVANA 10" SUPER zieht der kupferfarbene Aluminium-Phaseplug die Blicke auf sich. Seine Besonderheit wird durch das dezente Schwarz des gesamten Chassis noch unterstrichen. Lediglich der "AUDIO NIRVANA" Schriftzug hebt sich noch in goldenen Buchstaben ab, was stark an den "John Player"-Look der 80er Jahre erinnert. Der Magnet ist mit 145mm Durchmesser genau so groß wie bei den kleineren Geschwistern. Die äußere Verpackung sieht auf den ersten Blick nicht sonderlich Vertrauen erweckend aus, erweist sich jedoch bei näherer Betrachtung als recht funktionell.. Von vorne ist die Membran durch ein durchsichtiges Kunststoffformteil geschützt, der Rest ist in einem zweigeteilten Styroporblock gelagert, der einen eventuellen Sturz des Chassis während des Transports "wegsteckt". Siehe hierzu auch die Bilder des AUDIO NIRVANA 6.5 Plus. Die amerikanische Firma COMMONSENSE AUDIO lässt die AUDIO NIRVANA Chassis nach Ihren Vorgaben bei FOSTEX bauen. Es handelt sich hierbei um modifizierte Chassis der alten FOSTEX FE Serie mit schwarz gefärbter, leichter Membran, größerem Magneten und Schwingspule. In Deutschland werden sie von SpectrumAudio und von Thorsten Webers Boxen-Baustelle (leider nicht mehr) vertrieben.
- Die TSP:
Ein Resonanzfrequenz von 44 Hz und eine Gesamtgüte von 0.41 rufen nach einer klassischen Bassreflex-Abstimmung. Die Simulationen eines geschlossenen bzw. Baßreflex-Gehäuses mit LASIP zeigt, dass hier durchaus auch Tiefbass erwartet werden darf:
Die Bassreflex-Variante geht nicht nur tiefer, sie entlastet den Treiber oberhalb von 30 Hz auch im Hubverhalten was er mit nur 1 mm X-max auch gut gebrauchen kann.
Die bewegte Masse ist für einen 25er mit 24 gr. äußerst gering. Im Datenblatt gibt es keine Angaben zur Schwingspulenlänge, der lineare Hub wird jedoch mit 1 mm angegeben. Da die Polplatte 8 mm stark ist liegt die Vermutung nahe, dass eine 10 mm "kurze" Schwingspule verwendet wird.
- Der Frequenzgang:
Der Frequenzgang sieht "interessant" aus:
- bei 650 Hz gibt es einen kleinen Einbruch unter 0° und 15° (den man bei vielen Breitbändern beobachten kann) gefolgt von einer 6 dB Stufe (die wir schon vom VISATON B200 kennen)
- Oberhalb von 1.5 kHz verläuft der Frequenzgang auf Achse sehr linear und setzt oberhalb von 8 kHz bis 16 kHz noch zu einem Höhenflug an (max. 107 dB/2.83V/m)
- Bei (2.5 und) 3.2 kHz gibt es auf Achse eine 5 dB hohe Resonanz
- Bei höheren Winkeln >= 30° bleibt der Frequenzgang bis über 10 kHz erstaunlich konstant
Wenn man den Schalldruckpegel unter allen Winkeln von 0° bis 60° entsprechend der Abstrahlwahrscheinlichkeit gewichtet und energetisch mittelt ergibt sich ein Wert, der proportional zur insgesamt abgestrahlten Schallleistung ist:
-> eine so konstante Schallleistung ist für einen 25 cm Breitbänder absolut sensationell!
Bei der winkelabhängigen Gewichtung muss man sich vor Augen führen, dass die Abstrahlung auf Achse eigentlich ein Sonderfall ist. Das kann man sich anhand eines Globus sehr schön vorstellen, bei dem der Lautsprecher quasi im Erdmittelpunkt sitzt: die Abstrahlung auf Achse (0° +/- 7.5°) "beleuchtet" nur z.B. den Nordpol (kleine Fläche), während der unter 90° +/- 7.5° abgestrahlte Schalldruck das gesamte Äquatorgebiet (riesige Fläche) "beleuchtet". Daher ist für die insgesamt in alle Raumrichtungen abgestrahlte Schallleistung der Frequenzgang unter Winkeln >= 30° besonders wichtig. Und hier schlägt sich der 10-Zöller von AUDIO NIRVANA wie der Name schon sagt - SUPER. Allerdings verläuft der Frequenzgang ziemlich "zappelig", so dass davon auszugehen ist, dass dort sehr viele Resonanzen und ein verzögertes Ausschwingen auftreten. Daher wurde ausnahmsweise auch mal das Zerfallspektrum unter 30°, 45° und 60° gemessen. Beim Vergleich zum Zerfallspektrum unter 0° ist zu beachten, dass der Dynamikbereich jeweils angepasst wurde. Wie im Grundlagenartikel begründet versuchen wir immer 25 dB Dynamik vom mittleren Schalldruckpegel (hier 95 dB, < 1 kHz) darzustellen:
Erstaunlicherweise ist das Nachschwingen unter 0° und 15° höher als unter 30° und 45°. Kriterium ist jeweils, wie viel Fläche oberhalb des Diagrammbodens noch sichtbar ist (der Diagrammboden liegt etwa konstant bei 70 dB, das ist 25 dB unter dem mittleren Schalldruckpegel < 1000 Hz). Die Serienstreuung beim Frequenzgang ist ausgesprochen gut, da haben wir leider schon viel Schlimmeres gemessen. Dies gilt auch für den kritischen Einbruch bei 650 Hz: hier scheint die manuell Beschichtung der AUDIO NIRVANA typischen Akkordeon-Sicke recht gut gelungen zu sein. Lediglich um 2.5 kHz zeigt sich eine nennenswerte Abweichung zwischen beiden Chassis.
- Der Klirrfaktor:
Der Klirrfaktor verläuft oberhalb von etwa 100 Hz sehr gleichmäßig. K3 liegt extrem niedrig und steigt auch bei höheren Pegeln kaum an (Mittelwert von 80 bis 5k Hz bei 85 / 90 / 95 / 100 dB ist 0.05 / 0.08 / 0.18 / 0.61 %). Auch der "gutmütige" K2 ist in dem Frequenzbereich bis 95 dB recht gering (0.47 / 0.86 / 1.64 / 3.57 % bei 85 / 90 / 95 / 100 dB). Beim 2. Chassis ist der Klirrfaktor fast identisch, < 100 Hz ist K2 sogar deutlich geringer. Unterhalb von 100 Hz steigt der Klirrfaktor wegen des begrenzten linearen Hubs und wegen des abfallenden Frequenzgangs in dem sehr großen Testgehäuse (> 1500 l) deutlich an. Dies dürfte bei einem Bassreflexgehäuse wesentlich günstiger aussehen.
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Der AUDIO NIRVANA 10" SUPER ist ein überraschend gutes Chassis und unserer Meinung nach mit 150 €/Stück äußerst preiswert. Auf Achse wird eine obere Grenzfrequenz von 16 kHz erreicht, K3 liegt unter 0.1% und die TSPs erlauben 43 Hz in 80 l. Der 10" SUPER ist ein wirklicher Breitbänder!
Wir haben die 10" SUPER mal in die Bassabteilung unseres modularen Gehäuses eingebaut.
Das Ergebnis hat uns sehr positiv überrascht! Genau auf die Hörposition ausgerichtet war das Klangbild sehr hell und sehr luftig. Die Raumabbildung war sehr exakt, Bobby McFerrin stand genau umrissen und exakt in der Mitte. Die Klangbalance war so allerdings nicht in Ordnung. Hier muss man entweder aktiv oder passiv entzerren, oder unterhalb von 1 kHz z.B. einen zweiten 10" SUPER spendieren, womit man dann eine 100 dB/2.83V/m 4-Ohm-Box hat! Diese direkte Ausrichtung auf den Hörplatz ist in wenig bedämpften Räumen zu empfehlen.
Alternativ kann man mit der Ausrichtung der Chassis experimentieren. Wir haben die Chassis einmal parallel zu den Raumwänden ausgerichtet, so dass wir quasi unter 30° Musik gehört haben. Hier stimmte die Klangbalance deutlich besser (fast schon zu warm), allerdings erschien uns die räumliche Abbildung zu zerrissen (links, mitte, rechts) und dadurch etwas zu spektakulär. Schließlich haben wir die Boxen zu stark eingewinkelt, so dass sich die Hauptabstrahlrichtung deutlich vor dem Hörplatz gekreuzt hat (Winkel zwischen Rückwand und Hauptstrahlrichtung ca. 50°). Hier war die Klangbalance noch etwas ausgewogener und die räumliche Abbildung kompakter. Als wir dann die Basisbreite noch jeweils 20 cm vergrößert haben war die Räumlichkeit noch einmal besser. Die Variation des Abstrahlwinkels ist aber nur für Räume mit einer normalen bis geringen Nachhallzeit im mittleren und oberen Frequenzbereich zu empfehlen, ansonsten wird man mit energiereichen Reflexionen zu kämpfen haben.
An dieser Stelle möchten wir uns bei unserem Abonnenten "kboe" bedanken, der uns die Chassis für einen umfangreichen Test überlassen hat.
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