Kleiner Amp ganz groß

Als wir vor einigen Wochen von TRENDS AUDIO den Verstärker TA-10.1 zugesendet bekamen, konnten wir uns ein Grinsen nicht verkneifen. Ist diese lustige Kerlchen gerade mal größer als 2 Zigarettenschachteln und tut so als ob er erwachsen wäre. Auch fiel uns sofort der Crocodile Dundee Spruch in abgewandelter Form in den Sinn, "was das soll ein Verstärker sein, das ist doch kein Verstärker............" Spätestens auf der HiFi-Music-World zeigte uns der Kleine dann warum er doch eine Daseinsberechtigung hat. An unserer LAL  (86 dB/2.83V/m) zeigte er das er klanglich einiges zu bieten hat und in Verbindung mit einem wirkungsgradstärkeren Lautsprecher und in einem normal großen Wohnzimmer eben doch ziemlich erwachsen ist.

Trends Audio TA-10.1 (öffentlich)


Kleiner Amp ganz groß?

Seit einiger Zeit geistert ein neues Verstärkerkonzept durch die DIY- und HiFi-Gemeinde, von dem Sagenhaftes berichtet wird. Das sogenannte Class-T-Prinzip. Das ähnelt dem Class-D Prinzip eines Digitalverstärkers, enthält aber zusätzlich einen Digital Signal-Prozessor (DSP) der Dank genauer Kenntnis der Schalttransistoren die Verzerrungen klein halten kann. Dieser Kniff wurde von der Firma Tripath entwickelt.

Es sind mehrere DIY-Bauvorschläge bekannt, z.B. von ELV und auch preiswerte Komplettgeräte z.B. von Sonic Impact. So verlockend der geringe Preis ist, so wenig ansprechend ist das Äußere. Zu den unmittelbaren Kosten kommt jeweils auch noch ein Netzteil etc. dazu, was beim Preisvergleich berücksichtigt werden sollte.

Es finden sich auch einige Berichte zu diesen Verstärkern, z.B. im DIY-Paradies oder auf 6moons, die durchaus dazu angetan sind unsere Neugier zu wecken.

Die Firma Trends-Audio vertreibt seit kurzem in Deutschland einen auf diesem Konzept basierenden Verstärker Namens TA10.1, der dem Billigheimer-Image der obigen Kandidaten ein hochwertiges Äußeres entgegensetzt. Aber auch die inneren Werte stimmen: Trends-Audio zeichnet sowohl für das Schaltkreis-Design als auch für die Auswahl der hochwertigen Komponenten verantwortlich. Die Besucher der HiFi-Music-World hatten Gelegenheit den TA 10.1 im Rahmen der Vorführung der LAL im Vergleich zu unserem Class-A-Verstärker von XTZ (Class A100D3) zu hören.


Die äußere Erscheinung:

Von außen sieht der Kleine mit seinem titanfarbenen Metallgehäuse richtig edel aus. Die Front dominiert der Lautstärkeknopf, der sich der Drehbewegung genau richtig widersetzt um ein wertiges Betätigunsgefühl zu vermitteln. Die blaue Power-LED sieht "cool" aus.

Auf der Rückseite geht es recht eng zu, kein Wunder bei den Abmessungen (s.u.)


Hinweis: die "weiße" Cinch-Buchse ist bei den Seriengeräten jetzt rot markiert

Die Qualität der Anschlüsse ist sehr gut, was man besonders bei häufigem Umstöpseln (z.B. im Rahmen einer subjektiven Beurteilung) zu schätzen lernt. Allerdings ist die Beschriftung der Kanäle nicht so einfach zu lesen (weiße Schrift auf titanfarbigem Grund). Wer den TA-10.1 "stationär" betreibt wird das aber kaum stören.

Das Innenleben sieht unspektakulär aber sehr aufgeräumt aus. Schließlich ist das Netzteil ja auch ausgelagert . . .


Klangeindruck:

Der kleine TA-10.1 musste an unserer neuen "großen" LAL zeigen was er drauf hat:


LAL + TA-10.1


Der TA-10.1 im Vergleich zu einem 13 cm Mitteltöner


Hier der Vergleich mit dem CD-Player XTZ CD-100

Der Wirkungsgrad der LAL ist mit 86 dB/2.83V/m nicht gerade üppig, andererseits kann sie - entsprechende Eingangsleistung vorausgesetzt - ganz schön laut aufspielen. Damit ist die LAL kein einfacher Prüfstein, denn wenn hier wem die Puste ausgeht ist das der TA10.1 und nicht die LAL.

Generell wird dem Class-T-Prinzip ein eher röhrenähnlicher, warmer Klang nachgesagt. Unsere Messungen des Frequenzgangs im belasteten Zustand (s.u.) bestätigen dies.

Ähnliches sagt man vom Class-A-Prinzip, welches in unserem Abhörverstärker XTZ ClassA100D3 realisiert wurde. Demzufolge sollten beide Verstärker einen ähnlichen Klangcharakter haben.

Hinweis: Der Vertrieb empfiehlt den TA-10.1 mindestens 50 Stunden einzufahren, damit er sein volles Klangpotenzial entfalten kann. Wir haben ihn einfach einige Tage am Netz gelassen und ihn erst dann gehört.

Nach dem ersten Umstecken vom Class-A- zum Class-T-Verstärker wird klar: die Unterschiede sind nicht groß! Bei solchen Beurteilungen ist es ja immer besonders schwierig vor allem unterschwellige Erwartungshaltungen außen vor zu lassen. Nach 5- bis 6-maligem Umstecken verdichtete sich aber der Eindruck, dass der TA 10.1 z.B. bei dem Stück "Vocaleros / Superstition" ein bisschen weniger spritzig agierte als der XTZ - obwohl auch der schon ganz leicht in Richtung rund tendierte. Der Unterschied ist aber nicht groß und je nach dem mag die eine oder andere Charakteristik besser zum Rest der Kette passen. Neben der Spritzigkeit fehlte uns auch etwas die Luftigkeit bei Aufnahmen mit natürlichem Hall (z.B. Take Dake / In The Hollow), und bei Triangelpassagen meinte man eine geringfügige Rauhigkeit zu hören. Dies alles sind aber Feinheiten, die man erst nach mehrmaligem Umstecken sicher heraushört.

Das alles kann die Faszination des kleinen Gerätchens kaum trüben. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Wucht der kleine auch im Frequenzkeller agiert. Hier hat man nicht den Eindruck er könne dem Basschassis nicht seinen Willen aufzwingen.

Ein "Manko" lässt sich aber nicht wegdiskutieren - die geringe Ausgangsleistung. Bei modernen Standard-Produktionen mit relativ hohen energetischen Mittelwerten (Stichwort: RMS-Wert) von 15-20% ist selbst mit der "normal lauten" LAL gehobene Zimmerlautstärke ohne Verzerrungen möglich. Legt man aber einen leisen, hochdynamischen Track auf (z.B. The Sheffield Drum Record / Ron Tutt) und hebt die Lautstärke entsprechend an, dann werden die Pegelspitzen deutlich hörbar komprimiert und die Mundwinkel wandern nach unten.

Aber von einem Kleinwagen erwartet man ja auch nicht, dass man einen Wohnwagen den Großglockner hinauf zieht. Unter diesem Blickwinkel ist der TA 10.1 daher immer dann wärmstens zu empfehlen, wenn keine allzu hohen Leistungen gefordert werden. Zugegebenermaßen ist es etwas unfair so einen Winzling an einer LAL zu betreiben, aber auf der HiFi-Music-World in Gelsenkirchen hat er bewiesen das er das gut hinbekommt.

Interessant dürfte der TA-10.1 sicher werden wenn er in Verbindung mit hochwirksamen Lautsprechern wie z.B. einer TwoAndOne spielt. Dann dürfte sein sehr angenehmer Klang  erst richtig zu Entfaltung kommen.

Von uns eine klare Empfehlung für den Trends Audio TA-10.1


Messungen:

Messungen des Klirrfaktors entzog sich der TA-10, da die Lautsprecherausgänge nicht gegen Masse arbeiten und es so zu Ausgleichsströmen zwischen dem TA-10 und unserer nicht galvanisch entkoppelten Soundkarte kommt. Bei den Messungen des Frequenzgangs und der Kanalgleichheit wurde der Pluspol des Soundkarteneingangs einfach gegen eine virtuelle Masse gemessen, die Soundkartenmasse wurde also nicht mit dem Verstärker verbunden.


der Frequenzgang ist lastabhängig, F3 liegt bei 2 bzw. 45 kHz


die Kanalgleichheit ist in weiten Bereichen besser als +/- 0.5 dB

Zum Thema Messungen an Verstärkern mit soundkartenbasierten Messsystemen werden wir in Kürze einen eigenen Artikel veröffentlichen.


Fazit:

Bei seinen geringen Abmessungen hat der TA 10.1 keine direkte Konkurrenz zu fürchten. Den Großen steht er in Sachen Klang kaum nach - solange keine hohen Leistungen gefordert werden. Dank wertigem Äußeren und guter Verarbeitung geht der Preis von 179 € voll in Ordnung.


Technische Daten:

Abmessungen Verstärker 46 x 76 x 114 bzw. 150 mm (H x B x T ohne/mit Regler und Anschlüssen)
Abmessungen Netzteil 33 x 48 x 117 mm (H x B x T)
Gewicht Verstärker 500 gr
Gewicht Netzteil 300 gr
Betriebsspannung 12 Vdc, 3A (Herstellerangabe)
12.83 Vdc, 0.00 Vac (Messung Leerlauf)
Eingangsimpedanz 53.2 / 51.8 kOhm (Messung links/rechts)
Spannungsverstärkung x 0.00 = -100 dB (min)
x 0.20 = -14 dB (9 Uhr)
x 3.55 = +11 dB (12 Uhr)
x 10.0 = +20 dB (3 Uhr)
x 11.8 = +21.5 dB (max)
Ausgangsleistung
(Herstellerangaben)
2x 15 Watt an 4 Ohm (10.95 Vpeak, 2.74 Apeak)
2x 10 Watt an 8 Ohm (12.65 Vpeak, 1.58 Apeak)

Hinweis: der Klirrfaktor konnte wegen fehlendem Massebezug nicht gemessen werden

Vertrieb Deutschland: Versandhandel Frank Koglin, Junkernstraße 5, 47051 Duisburg, Tel.: 0177 200 44 06

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