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Stippvisite auf der High-End 2014

Der Titel sagt es schon: wer - wie ich - nur 1 Tag auf der High-End ist kann nicht umfassend von dieser RIESEN-Veranstaltung berichten. Ich habe mir stattdessen ein paar Rosinen herausgepickt um nicht in der Flut der Informationen die Orientierung zu verlieren.

Auf der Homepage der High-End-Society gab es zwar ein Markenverzeichnis, praktischer fand ich aber den gut gemachten Messe-Guide der aktuellen Stereoplay 06/2014 - vielen Dank an die Redaktion! Zu einem wirklich unwiderstehlichen Kauf macht dieses Heft auch die beiliegende Heft CD mit dem Titel "Natural Bass", auf der z.B. das Finale der Ouvertüre 1812 von Tschaikowski zu finden ist (die mit den Kanonenschüssen). In Kürze wird es auch einen Bericht geben wie tiefe Bässe denn auf welchem Stück vorkommen und welche Stücke Schwerstarbeit für den Tieftöner und den Verstärker sind.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja - der High-End-Fahrplan. Geräte gucken und schöne Fotos machen ist zwar ganz nett, aber eigentlich geht es ja ums Hören und ums schlauer werden. Für mich sind immer Workshops und Vorträge das Salz in der Messe-Suppe, und so habe ich meinen Messetag (Sonntag, den 18.5.) denn auch darum herum gebaut. Zentrale Punkte waren der Vortrag (auf der leider viel zu wenig beachteten Technologie-Bühne) "Strategies for Room Equalization of High End Systems" von Christof Faller von Illusonic und der Stereoplay-Workshop "Digital oder analog: Welche Aufnahmen sind audiophiler?". Für den Workshop musste man sich am Stereoplay-Stand zunächst mal Karten besorgen, denn der Workshop fand am Sonntag nur 10:30, 12:30 und 14:30 Uhr statt. Da um 12:00 Uhr der Vortrag auf der Technologie-Bühne war und es nach 30 Minuten Anstellen an der Kasse für den 10:30 Uhr Termin zu spät war kam nur noch der 14:30 Uhr Termin in Frage - und eingelocht!

 

Der Rest des Tages war dann zur "freien Verfügung", wobei ich UNBEDINGT die Magico Ultimate III hören wollte - wann kann man schon mal so einen SUPER-Lautsprecher für schlappe 300.000 € (pro Stück) hören? Ein weiteres "Must-Hear" war die Avantgarde Acoustic Zero 1 - für knapp 10.000 € (das Paar) gibt es eine Aktivbox mit FIR-Filtern und Hörnern im Mittel- und Hochtonbereich - wenn das kein Schnäppchen ist! Und gut aussehen tut sie auch noch!

Auf meiner To-Do-Liste stand aber auch der Besuch von bekannten Gesichtern - und natürlich von Firmen aus dem DIY-Bereich. Eine wahre Goldgrube an angesagten DIY-Firmen hatte sich bei PureAudioProject UG in Halle 3 / Stand H01 versammelt, als da wären (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Audio Nirvana, Eminence, Hypex, miniDSP, Morel und Tang Band


Also nix wie hin! Da musste ich trotz früher Stunde erst mal ein paar Minuten warten bis ich ein einigermaßen "leeres" Bild machen konnte:

Es handelt sich ausschließlich um Lautsprecher mit offener Schallwand, die nach einen einfachen Baukasten-System aufgebaut sind - was die Kosten niedrig halten sollte. Oft werden DSP-Module von Hypex oder DSP-Weichen von miniDSP eingesetzt (um bei den kleineren Modellen den zu tiefen Frequenzen hin prinzipbedingt abfallenden Frequenzgang zu korrigieren). Es gibt aber auch größere Modelle mit speziell für Open Baffle geeigneten Tieftonchassis und passiven Frequenzweichen. Ein SEHR interessantes Konzept wie ich finde - bleibt abzuwarten wo die preislich liegen.

Leider nicht für den Selbstbauer erhältlich: die Mittel-/Hochton-Einheit des neuen Spitzenmodells "La Assoluta" von Tidal mit dem weltweit ersten Diamant Tief-/Mitteltöner (das dürfte die Diamant-Version des ACUTON C90-6-724 sein, der in unserer Trio Pro steckt)

 


Dann ging's erst mal weiter zu Magico - mal sehen wie die den zu erwartenden großen Besucheransturm managen. Ganz einfach: zu jeder vollen Stunde gibt es eine ca. 25 minütige Vorführung, in die man nicht reinplatzen kann (weil der Raum ohnehin proppenvoll ist). Danach empfiehlt es sich direkt einen guten Hörplatz zu belegen und 35 Minuten dumm rumzusitzen - was tut man nicht alles um einen 600.000 € Lautsprecher zu hören ? Hier erst mal ein paar Fotos von der Magico Ultimate III:

Die beiden schwarzen Kisten links und rechts innen waren noch 2 zusätzliche Subwoofer (QSUB) mit identischer Bestückung wie die Ultimate III ;-)

Der Herr rechts neben der Box zeigt nicht nur, wie smart man aussehen muss um bei Magico arbeiten zu dürfen sondern auch, dass die Ultima III ziemlich groß ist (knapp 8 Fuß). Mit genauen Daten über diesen Lautsprecher ist das so eine Sache - auf der Homepage von Magico findet dieser Lautsprecher momentan gar nicht statt !!! Da 35 Minuten ziemlich lang sein können bat ich den smarten Herrn von Magico uns doch die Wartezeit mit ein paar technischen Details zu verkürzen - "wer nicht fragt bleibt dumm" ! Zusammen mit meinen im Internet zusammengeklaubten Infos ergibt sich der folgenden Steckbrief:

Hersteller: Magico
Modell: Ultimate III (s.u.)
Abmessungen: ca. 240 cm hoch, ca. 360 kg/Stück
(Anlieferung des Komplettsystems in 9 Kisten)
Preis: 600.000 € (ich hoffe doch tutti kompletti mit externen Verstärkern)
Prinzip: 5-Wege (davon 4-Wege Hörner + Subwoofer)
Frequenzweiche: 5-Wege Digital (mit Raumanpassung)
Verstärker: intern: 2kW für Subwoofer + 300 Watt für Grundton
Extern: 3x Nelson Pass
Subwoofer: 38cm Durchmesser, +/- 32 mm Hub
Grundton: geschätzte 20cm Durchmesser, Konus
Sonstiges: Hochtontreiber von Goto

Auch wenn viele Zeitschriften den Lautsprecher Ultima II nennen - es ist schon die 3. Generation dieses ÜBER-Lautsprechers. Die Entwicklung der Ultimate I begann vor ca. 13 Jahren um auszuloten was machbar ist (s. Bericht in The Absolute Sound). Er war eigentlich gar nicht für den Verkauf gedacht. Erst die Version Ultimate II (ab 2009) fand einige Käufer weltweit (s. z.B. hier). Die Ultimate III wird nur auf Bestellung gebaut.

Und wie klingt sie nun? Es wurden insgesamt 9 Stücke präsentiert, leider wurden sie nicht angesagt. Da wir gebeten wurden die Handys während der Musikvorführung auszuschalten konnte man auch Dienste wie Shazam nicht nutzen :-( Wichtig anzumerken: ich saß in der 2. Reihe in der Mitte, in Anbetracht der Größe der Lautsprecher dürfte das eine der besten Hörpositionen im Raum gewesen sein. Die meiste Musik kannte ich nicht, von daher ist ein Kommentar natürlich nur begrenzt aussagefähig.

Nr Musik Kommentar
1 Unbekannt (Sänger dominiert) Recht starker Grundton, Sänger steht schön in der Mitte, aus den Lautsprechern scheint nichts zu kommen -> so sollte es sein
2 Unbekannt (Klaviermusik) Das Klavier klangt nicht sehr klar oder hart (was man bei einem Hornsystem vielleicht erwartet hätte) sondern eher etwas "zahm"
3 Dire Straits Der Sänger löst sich wieder perfekt, scheint aber leicht erkältet zu sein (ganz leichte nasale Verfärbung)
4 Unbekannt (Klassik) (dazu habe ich mir nichts notiert)
5 Unbekannt (3x Akustikgitarre) Wieder recht starker Grundton
6 Unbekannt (Sängering + Gitarre) Manchmal etwas hart
7 Yim Hok-Man/Poem Of Chinese Drum Furztrockene Bassschläge (richtiger Tiefbass ist da zwar nicht drauf, das Maximum liegt um 46 Hz); der Pegel kam völlig mühelos rüber (bei der rechten Box klapperte aber was mechanisch -> PEINLICH)
8 Renaud Garcia-Fons/Ghazali? Kam extrem gut
9 Allen Taylor/Scotty Sehr authentisch, ging unter die Haut; bei diesem Stück funktionierte die genaue Abbildung des Sängers in der Mitte aber nur auf wenigen Zentimetern -> hier muss es eine Menge Phasenschweineren/-effekte auf der Aufnahme geben (die anderen Stücke waren in diesem Punkt völlig unkritisch)

Und was ist nun mein Fazit? Das Material ist über jeden Zweifel erhaben und kann sicher extrem hohe Lautstärken unverzerrt erzeugen (was hier nicht ansatzweise ausgefahren wurde). Die digitale Frequenzweiche bietet nach Aussage des smarten Magico-Herrn die Möglichkeit der Raumanpassung, die zusätzlichen Subwoofer taten ein Übriges den Raum im Bassbereich in den Griff zu bekommen (im Bassbereich gab es auch überhaupt nichts zu meckern). Der Grundtonbereich erschien mir in einigen Stücken etwas zu dick - aber das ist sicher über eine andere Einstellung der digitalen Frequenzweiche korrigierbar - oder die Einstellung wurde für einen anderen Hörplatz optimiert? Für ein solches System (und bei dem Preis) sollte eine Optimierung am Hörplatz ohnehin selbstverständlich sein, nur so kann man das Optimum aus einem solchen System am jeweiligen Hörplatz herausholen.

Die Optik ist martialisch (Kommentar meiner besseren Hälfte über das Deckblatt des Messe-Guides von Stereoplay, wo die Ultimate III "von schräg hinten" abgebildet wurde : "da hatte wohl jemand Erektionsprobleme"). Warum es nun 2 Hörner im Hochtonbereich sein mussten verstehe ich nicht so recht, und warum der Tieftöner mit 38cm so "klein" ausgefallen ist und in einem relativ kleinen Hamsterkäfig residieren muss verstehe ich auch nicht - da wollte man wohl den Eindruck erwecken dass man es mit einem "Nur-Horn" zu tun hat.

 


Der nächste Punkt auf meiner "Must-Hear"-Liste war Avantgarde Acoustic. Im letzen Jahr hatten die einen Lautsprecher rausgebracht der von uns hätte sein können/müssen - die Zero1:

  • 3-Wege-Aktiv mit Digitalweiche und FIR-Filtern
  • 30cm Bass, Mittel- und Hochton als Horn (das hätte bei uns nicht unbedingt sein müssen)
  • Dezentes, puristisches Äußeres, sehr effizient zu fertigen (Spritzgußgehäuse)
  • - und das alles für "nur" 9990 €/Paar

Übrigens: während ich den Bericht schrieb sah meine bessere Hälfte den Prospekt der Zero 1 und blätterte interessiert darin rum. Ihr Urteil zur Optik: todchic!

In den letzten Jahren war uns Avantgarde Acoustic eigentlich immer dadurch aufgefallen, dass sie eine relativ schlechte Vorführung gemacht haben (s. High-End-Bericht 2010): komische Musik, Lautsprecher ungünstig aufgestellt, kaum raumakustische Maßnahmen (nach dem Motto: schließlich baut man ja Hornlautsprecher, die brauchen das nicht). Und dabei sehen die Lautsprecher so toll aus - wirklich schade drum.

Aber auch dieses Jahr war es leider nicht besser - obwohl man den schon seit Jahren gebuchten Raum (Atrium 4, 1. OG, Raum E124) doch eigentlich langsam kennen sollte. Der Raum ist zwar etwas komisch geschnitten mit relativ viel Fensterfront, aber davon stehen die Lautsprecher eigentlich weit genug entfernt. Als ich in den Raum kam spielte noch die "linke" Box, das Modell Duo Grosso für 25.900 €/Paar. Da saß ich noch nicht gut, außerdem interessierte mich ja vor allem die Zero1. Nach 15 Minuten kam die dann dran, und mittlerweile hatte ich mich auch schon in die 3. Reihe auf den Mittelplatz "vorgearbeitet", also eigentlich günstige Voraussetzungen für eine Beurteilung.

Es ging los mit dem Fusion-Klassiker Street Life von den Crusaders (mit Randy Crawford) aus dem Jahre 1979 - tolle Musik, aber bescheiden aufgenommen. Die Basedrum klang total pappig (war das auf der Aufnahme wirklich soooo schlecht), die Höhen kamen sehr dezent - eine so fehlerbehaftete Aufnahme nimmt man nicht um einen 10.000 € Lautsprecher auf einer der weltgrößten HiFi-Messe vorzuführen - einen Ferrari bestückt man ja auch nicht mit Schubkarrenrädern um ihn den Kunden schmackhaft zu machen. Und diesen miesen Sound musst man auch noch über 5 Minuten aushalten (weil ausblenden geht ja gar nicht aus Respekt vor dem Künstler) - kein Wunder, dass schon erste Besucher den Hörraum verließen.

Weiter ging es mit In the Air Tonight von Phil Collins von 1981. Auch hier gilt: tolle Musik, schlechte Aufnahme. In den ersten 3 Minuten ist ja außer der rockigen Stimme von Phil Collins und einem völlig hallig aufgenommenen und weitestgehend bassfreien Schlagzeug über einem Keyboardteppich nicht viel los. Alles wartet auf den "Trommelwirbel" bei 3:16 Minuten und hofft da auf etwas Spektakuläres - wir hören ja schließlich über Hörner mit ihrer explosiven Dynamik. Da die Aufnahme das aber nicht hergibt bleibt die erhoffte Offenbarung aus - und wieder verlassen die Zuhörer reihenweise den Raum.

Weiter geht's mit Keep Looking von Sade von 1988 - auch tolle Musik, schon etwas besser aufgenommen. Der Bass dröhnt aber und klingt hohl, nicht so übervoll wie auf der Aufnahme. Immerhin steht die Sängerin schön in der Mitte . . .

Als 4. Stück kamen elektronische Drums - da bin ich dann auch raus. Leider war die Musik in keinster Weise geeignet die Fähigkeiten dieses Lautsprechers auszuloten. Das Konzept (Aktivtechnik, digitale Frequenzweiche mit FIR-Filtern) ist auf perfekt linearen Frequenzgang auf Achse abgestimmt (s. Supertest in Fidelity) und macht technisch alles richtig - wenn Musikhören nur aus Direktschall bestehen und nur im schalltoten Raum stattfinden würde! An den Hörraum anpassen kann man die Zero 1 leider nicht - obwohl das Konzept das natürlich hergibt. Hier hat man unserer Meinung nach nicht zu Ende gedacht, denn gerade die individuelle Anpassung der Lautsprecher an den Hörraum macht den Unterschied. Das weiß jeder, der mal eine Anlage in jahrelanger Kleinarbeit auf ein hohes Niveau gebracht hat - und dann umgezogen ist. Mit dem Ergebnis, dass dieselbe Anlage einfach nur noch grottenschlecht klang . . .

 


Das Thema "raumakustische Maßnahmen" war dieses Jahr präsenter denn je - so langsam schnallt auch die letzte highendige Schnarchnase, dass eine dicke massive Frontplatte nicht das einzig wichtige Kriterium ist. Neben dem raumakustischen "Urgestein" Thomas Fast

sah man in vielen Räumen umfangreiche raumakustische Maßnahmen - hier mal ein paar Beispiele:

Sogar bei Devialet (wo es auch stark um gutes Aussehen geht) durften sich einige raumakustische Elemente blau anleuchten lassen.

Selbst die zu mietenden Hörkabinen waren dieses Jahr raumakustisch gepimpt mit Akustikdecken und (serienmäßigen?) Eckabsorbern:

 


Um Raumakustik im weiteren Sinne ging es auch in dem Vortrag von Christof Faller (Fa. Illusonic) mit dem Titel "Strategies for Room Equalization of High End Systems" auf der (leider viel zu wenig beachteten) Technologie-Bühne. Die Reihen der Zuhörer waren sehr licht - Equalizer scheut der gemeine High-Ender schließlich wie der Teufel das Weihwasser. Herr Faller beschrieb sehr anschaulich das Problem von Messungen im Hörraum - und was man dagegen tun muss (nämlich räumlich mitteln). Und wenn man eine Überhöhung gefunden hat die an vielen Plätzen vorkommt - dann muss man sie auch wegfiltern (sofern man denn geeignete Hardware hat - z.B. von Illusonic ;-)! Bei den Messungen an zahlreichen Orten fallen viele Daten an die effektiv gesichtet werden müssen - da kommt die Software der Firma Illusonic ins Spiel, die nur in Zusammenhang mit der Hardware verkauft wird :-(

 


Nun zum 2. Lernevent, dem Stereoplay-Workshop "Digital oder analog: Welche Aufnahmen sind audiophiler?". Die Vortragenden waren Jürgen Schröder (Stereoplays Tonmeister, im Foto bedient er rechts die Bandmaschinen) und Uli Schiller (Senior Projekt Manager und Dozent an der SAE, im Foto spielt er Gitarre).

Die Gitarre wurde von insgesamt 4 Mikrofonen aufgenommen:

  • 2 identische NEUMANN-Mikros mit Kugelcharakteristik oben im Abstand von ca. 25 cm (sog. AB-Anordnung)
  • 1 Mikrofon ca. 25 cm vom Steg
  • 1 Mikrofon ca. 25 cm vom Griffbrett

Die Mikros gingen in ein - natürlich analoges - Mischpult (4 Eingänge, links oben im Bild), wurden dort in "Echtzeit" gemischt und an 2 Kanälen ausgegeben. Diese beiden Kanäle gingen parallel in eine STUDER A80 MkII Tonbandmaschine und einen TASCAM DA-3000 DAT-Rekorder. Die Wiedergabe erfolgte über PMC Aktiv-Lautsprecher (Typ IB2S XBD-A mit den legendären 75 mm ATC Mitteltonkalotten). Das Musikstück wurde live eingespielt, anschließend spielte Herr Schröder eine der beiden Aufnahmen ab, dann die andere (die Zuhörer wussten nicht welche Aufnahme läuft). Anschließend fragt er welche Aufnahme besser geklungen habe (im Sinne von "näher am Original") und von welcher Aufnahme man annähme, dass sie analog bzw. digital sei.

Welche Frage auch gestellt wurde - es gab keine klaren Mehrheiten (40:60 oder 60:40 oder 50:50). Die Beurteilung welche Aufnahme näher am Original war hing natürlich davon ab, ob man mittig oder seitlich saß und in welcher Entfernung vom Lautsprecher. Eine der Aufnahmen war deutlich "heller" und teilweise aggressiv - und weil digital ja aggressiv ist dachten einige dies sei die Digitalaufnahme - weit gefehlt. Denn dazu trägt auch ganz wesentlich bei welche Mikrofone wie angeordnet und mit welchem relativen Pegel sie abgemischt wurden - einzelne Aspekte der Aufnahmekette kann man nicht isoliert beurteilen.

Zum Abschluss wurde die Aufnahme noch mal nur mit den beiden oberen Mikrofonen gemacht ohne die beiden Effektmikrofone im Nahfeld der Quelle (damit die Aufnahme nicht zu aggressiv klang). Wieder klang es anders und wieder ging es 40:60 oder 60:40 oder 50:50 aus wenn gefragt wurde ob diese Aufnahme denn analog oder digital und welche besser sei etc.

Und die Moral von der G'schicht? Eine Aufnahme wird von vielen Faktoren bestimmt - die Art der Speicherung ist nur eine davon!

Zum versöhnlichen Ausklang des Workshops wurde noch mal ein Juwel analoger Aufnahmekunst abgespielt Totos "I Will Remember" aus dem Album Tambu aus dem Jahre 1995: das ist einfach eine geile Aufnahme mit fettem Bass und knackigem Schlagzeug, die die PMC Aktiv-Lautsprecher mit "angemessenem Pegel" super rübergebracht haben - Kompliment!

 


Auf meinem Rundgang habe ich auch bei Hubert Reith (HiFi-Akademie) reingeschaut. Ich habe dort keine Bilder gemacht, denn die Neuerung zur Messe kann man nicht fotografieren: sein netPlayer kann jetzt auch Wimp streamen, ein nicht verlustbehaftetes Streaming-Format (FLAC) - das lässt das Herz des modernen High-Enders höher schlagen! Am Stand von Wimp ging es denn auch hoch her!

Auf so einer riesigen Messe gibt es für jeden Geschmack etwas:

Schnuckelig fand ich diese Pretiosen von Heybrook - kleine Koaxial-Regallautsprecher (aktiv und passiv) mit passendem Subwoofer in Massiv-Holzleisten-Optik:

In der Halle 4 stutzte ich an einem riesigen Stand, auf dem nur 2 kleine Regallautsprecher auf Ständern rumstanden - die allerdings allerliebst anzusehen und anzufassen waren. Es handelt sich um den 1. (noch nicht spielfähigen) Prototypen einer neuen ambitionierten dänischen Firma mit dem passenden Namen Ambitious.

Bei Membranform und -farbe des Tief-/Mitteltöners ist man sich noch nicht ganz einig, nur der Hochtöner mit Waveguide soll eine inverse Diamantmembran haben - was sonst? Die ungewöhnlich geformte weiße Membranvariante hatte ursprünglich mein Interesse geweckt und natürlich das irgendwie "wuchtig" aussehende Gehäuse, bei dem nicht nur der Deckel aus massivem Aluminium besteht. Nächstes Jahr soll sie spielbereit sein . . .

Zu den optischen Highlights der Messe gehörte für mich noch die Salon von Wolf von Langa:

Immer wieder schön auch die großen Hornskulpturen, diesmal die Avantgarde Acoustic Trio mit 2 Basshorn-Modulen (zusammen gerade mal schlappe 60.000 €, also 1/10 der Magico Ultimate III), gesehen bei fono Acustica:

"Konventioneller" und mehr "old school" dagegen die Konstruktionen von Blumenhofer Acoustics:

Mehr old school geht nicht: Silbatone Acoustics präsentiert mal wieder Pretiosen aus dem firmeneigenen Museum. Ein Highlight der Messe für mich war ein Ausspruch von Mr. Chang (der freundliche Koreaner in der Bildmitte): "wissen Sie was dieses Kabel kostet?" (hebt ein fingerdickes, schwarzes Lautsprecherkabel an) "5000 Dollar" (pause, Raunen im Raum) - "pro Kilometer!" (Gelächter) - schade, dass ich davon kein Video gemacht habe . . .

Nebenan bei TAD gab es weitgehend "normales" Zeugs - wenn man nach der Optik geht. Aber TAD heißt nicht umsonst Technical Audio Devices Laboratories - und ist die technologische Speerspitze von PIONEER. Von denen kennt man vielleicht die S-1EX mit einem 14 cm Koaxial-Chassis und 2x 18 cm Tieftönern. Das in erwachsen durfte ich bei TAD genießen - die TAD Compact Reference. Das Koaxialchassis stammt aus der "großen" TAD Reference One und misst 16 cm im Durchmesser, im Bass begnügt sich die "kleine" mit einem 20cm Chassis. Aber was die TAD-Mannen aus dieser Kombi rausholen ist schon sensationell. Ich durfte z.B. ein Stück von der CD Nils Lofgren Band Live in "ordentlicher" Lautstärke genießen - das kam schon verdammt gut! Aber auch "leisere" Töne von Peter, Paul & Mary (Sorrow) mit dichtem Gesangsarrangement wussten zu gefallen. Hier hätte ich noch stundenlang sitzen und mich von toller Musik faszinieren lassen können - aber da draußen war ja noch sooo viel Anderes . . .

Auch bei KEF gab es Koaxialchassis mit Bassunterstützung zu sehen - die hatten die komplette Reference-Serie mit der neuesten Entwicklungsstufe ihres UNI-Q-Chassis überarbeitet. Das etwas angestaubte Design der bisherigen Reference-Serie wurde gleich mit renoviert - die neuen Boxen sehen deutlich moderner aus:

Da wir ja selber seit langem Fans von digitalen Frequenzweichen sind waren wir positiv überrascht von der High-End-DAC-Vorstufe nuControl zur "Klangoptimierung von Lautsprechern und Subwoofern im Hörraum":

Das Gerät beinhaltet als Besonderheit eine digitale Frequenzweiche (2 in / 4 out) mit 7 z.T. parametrischen Equalizern und einstellbarer Signalverzögerung. Damit lassen sich zum einen "normale" Lautsprecher an den Hörraum und den Hörgeschmack anpassen - oder aber bass- bzw. höhenarme Aufnahmen "aufpeppen". Die Ausgangskanäle 3 und 4 sind insbesondere für Systeme mit Subwoofer-Unterstützung gedacht und erlauben die perfekte Anpassung inkl. Hochpassfilter und Signalverzögerung für die Satelliten. Die Bedienung erfolgt ausschließlich über die Tasten auf der Gerätefront oder die Fernbedienung, es ist kein PC notwendig: modernste Technik gepaart mit konservativer Nutzerschnittstelle - ob die Rechnung aufgeht? Apropos Rechnung: man rechnet bei Nubert mit einem Preis von ca. 2000 € . . . Da ist unsere Schaltzentrale MindAudio A1 ohne Endstufen mit 1300 € aber preiswerter . . .

Zum Abschluss der Messe wollte ich noch bei Martion vorbeischauen. Die haben zwar einen kleinen Stand in Halle 4 / Stand P13, aber dort kann man nicht vernünftig vorführen - außerdem ist das sehr teuer. Daher mietete sich Martion lieber in der Zenit-Kulturhalle ein, die 100 m südlich von der High-End auf der anderen Straßenseite liegt. Die Suche nach dem Eingang erwies sich als nicht so einfach: die grobe Richtung war zwar hervorragend ausgeschildert,

beim 1. Versuch bin ich dann aber doch am deutlich schlechter ausgeschilderten Eingang vorbei gelaufen (vielleicht wäre ein roter Teppich besser gewesen als ein grauer) . . .

Drinnen empfing mich Jugendzentrumsflair - und leere Hörränge: für Musikvorführung auf hohem Niveau waren die Räume meiner Meinung nach nicht geeignet (oben: Martion; unten: Süsskind mit einem "verschwommenen" Joachim Gerhard):

 


Fazit:

Man braucht alle 3 Messetage um bei dem RIESIGEN Angebot einigermaßen durchzukommen. "Normales", erschwingliches HiFi kam nach meinem Eindruck weniger vor, es galt eher das Motto: teuer as teuer can be! Mittlerweile kommt einem eine Avantgarde Acoustic Trio mit Basshörnern für 60.000 € ja schon fast als Schnäppchen vor: die müssen die Preise unbedingt nach oben anpassen um gegen eine Magico Ultimate III nicht allzu lächerlich zu wirken - letztere kostet immerhin 10x so viel!

Gute Musikvorführungen gab es auch immer weniger - in den meisten Räumen ist ein ständiges Kommen und Gehen. So kommt der Punkt "hören" oft zu kurz. Bleibt der Punkt "sehen" - der wurde dafür übererfüllt.

 

 

Kommentare

LIFU
10 jahre vor
Hoi Pico

Danke für den Bericht.

Es ist wirklich nicht möglich die Ausstellung an einem Tag zu erfassen.

Ich kann nur allen raten, früh da zu sein. Da kann man noch auf guten Plätzen höheren.
Später stauen sich die Besucher unverständlicherweise immer am Eingang.
Die Besten Höhrplätze sind aber oft gar nicht besetzt.
Also immer erst wie ein Panzer den Eingangsbereich überwinden und plötzlich öffnet sich der Raum und man hat Platz.
Das ständige Geplapper der anderen Besucher muss man halt ausblenden.

Für mich war dass mit Abstand "Best of Show".

http://www.my-hiend.com/vbb/showthread.php?7827-2014%E5%B9%B4%E5%BE%B7%E5%9C%8B%E6%85%95%E5%B0%BC%E9%BB%91High-End%E9%9F%B3%E9%9F%BF%E5%B1%95%E5%AF%A6%E6%B3%81%E5%A0%B1%E5%B0%8E-Munich-High-End-Show&p=209676#post209676

Die TADs haben mir auch sehr gefallen.

Zitat:
Zu den optischen Highlights der Messe gehörte für mich noch die Salon von Wolf von Langa:
Das sehe ich auch so. Optisch sehr gelungen.

Leider nur optisch.

Gustav
Diskus_GL
10 jahre vor
Hallo Pico,

schön, auch mal einen kritischen Berichte zu lesen - fehlt in den Publikationen ja doch sehr.
Dein Augenmerk und die entsprechenden Kommentare sind da erfrischend anders - Danke.
Die Tendenz das es immer "Hochpreisiger" wird, ist ja allenthalben zu sehen - und scheint ja auch zu funktionieren (soweit ich weiss waren es dieses Jahr nicht weniger Hochpreis-Aussteller als in den vergangenen Jahren)… andererseits war das Messe-Thema ja "HigH-End"…. nicht "Geiz ist Geil" :D


Grüsse Joachim
FlorianK
10 jahre vor
Schöner Bericht! Wird Zeit, dass ihr euch auch mehr den Hörnern annehmt :unsure:
Wobei mir trotzdem etwas die Relation fehlt bei den Ultima Teilen.600K€ sind schon eine Ansage.

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