Wie wir schon im Bericht zur VeraQ geschrieben hatten, sind wir im November 2003 über den Veravox 3 von Cantare Audiosysteme gestoßen und wir wussten sofort das wir dieses Chassis oft einsetzen würden. Wir haben in diesem Bericht auf verschiedene Möglichkeiten hingewiesen einen Breitbänder im Tieftonbereich zu entlasten, um ihn nicht durch Überlastung zu zerstören und damit die erzielbare Lautstärke zu erhöhen. Aus diesen Gedanken heraus entstand die VeraTwo, ein Breitbandsystem das durch einen 17 cm Tieftöner unterstützt wird.
Highground
Der Veravox 3 ist im Selbstbausektor mittlerweile ziemlich bekannt und erfreut sich hoher Beliebtheit nicht zuletzt deswegen, weil er absolut einfach, unkompliziert einzusetzen und zu beschalten ist. Damit die Winzigkeit dieses Chassis klar wird, haben wir ihn mal neben eine Mignon-Batterie gesetzt.
Als Entlastungszeuge bot sich recht schnell, nach blättern in den einschlägigen Katalogen, der 17 cm Tiefmitteltöner W160AL von Gradient an, der von der Firma Intertechnik in Kerpen vertrieben wird. Nur von akustischen Gesichtspunkten geleitet, freut es uns umso mehr das die beiden Chassis auch optisch ziemlich perfekt zusammenpassen. Das wird durch den, von Cantare angebotenen, Edelstahlring für den Veravox 3 sehr verstärkt.
Die Simulation mit Lasip gibt uns für den Veravox 3 ein Volumen von 9,4 Litern an, was nicht zu unserer Idee passt einen möglichst kleinen, gut klingenden und sehr günstigen Lautsprecher zu bauen. Da der Gradient auch schon mindestens 14 Liter für sich beansprucht, wäre das Plus von 9.4 Liter dann nicht mehr im Rahmen den wir uns bei der Planung gesteckt hatten.
Das ist eigentlich aber auch kein Beinbruch, denn wir können das Gehäuse des Mitteltöners ja einfach kleiner machen. Aus der Erfahrung heraus mit anderen Konstruktionen dieser Art wissen wir, dass bei der von uns angestrebten Trennfrequenz um die 300 Hz, oft eine leichte Schmalbrüstigkeit im Stimmbereich der männlichen Künstler auftritt wenn man den "Mittel-Hochtöner" sehr linear abstimmt. Wir wollten aber eine "warme" Wiedergabe erreichen um damit die perfekte Anpassung an den Tieftöner zu ermöglichen. Aus diesem Grund stimmten wir den Veravox auf ein Qtb jenseits der üblichen 0.7 ab, was eine Frequenzgangüberhöhung im Bereich um die 200 Hz verursacht und es uns möglich macht einen einfache Weiche einzusetzen, weil wir sonst sehr tief und sehr steil trennen müssten um das von uns befürchtete "Grundtonloch" zu umgehen. Natürlich könnte man auch den Bass höher abtrennen, was aber unserer Philosophie entgegen ist den Veravox so breitbandig wie möglich einzusetzen. Daraus ergibt sich folgendes Bild für die Gehäuseabstimmung.
Mit Gehäuse und Frequenzweiche ergibt sich das von uns angestrebte Frequenzverhalten.
Da unser Lautsprecher günstig im Preis und einfach im Aufbau werden sollte, haben wir uns auf die Suche nach einem einfachen Mittelgehäuse gemacht uns sind in einem Baumarkt fündig geworden. In den meisten Baumärkten findet man Kunststoffblumentöpfe in allen Größen die einfach zu verarbeiten und recht stabil sind. Der preis von etwa 1,- Euro spricht da seinen eigene Sprache.
Mit Heißkleber angebracht und mit Knetmasse abgedichtet hat man sehr schnell und billig ein gutes MT-Gehäuse. Die nicht symmetrischen Wände des Topfes tun ihr übriges stehen Wellen zu vermindern.
Underground
Der W160Al von Gradient ist ein sehr gut verarbeitetes Chassis, dass für einen Preis von 31 Euro erstaunlich gute akustische Fähigkeiten zu bieten hat. Er hat sich mit einem Schlag in unser Bastlerherz katapultiert und wird auch in Zukunft in diversen Projekten von uns verbaut werden. Zunächst fiel er uns durch seinen sehr ausgeglichenen Frequenzgang auf, der sich ohne große Zicken bis 3 KHz hochschraubt. Dadurch ist der schön anzuschauende 17er auch sehr gut in 2-Wege Kombinationen mit einem Hochtöner zu gebrauchen.
Die Simulation zeigt ein Gehäuse mit 16 Litern Volumen an, zu dem man den Liter für unseren MT-Blumentopf noch hinzurechnen muss. Wir wollten jedoch das Böxlein noch kleiner haben und haben uns für ein 13 Liter Gehäuse entschieden von dem das Mitteltonvolumen abzurechnen ist. So kommen wir alles in allem durch die Virtuelle Vergrößerung durch Dämpfungsmaterial auf ein akustische Volumen von ca. 13,8 Liter. Wie sich das auf die Abstimmung auswirkt zeigt uns unsere Simulationssoftware Lasip.
Sowohl das Ausschwingverhalten, als auch der Hub des Chassis wird durch die willkürliche Gehäuseverkleinerung nicht wesentlich verändert, so das wir unsere Idee beruhigt weiter in die Tat umsetzen können.
Gesagt getan, die Messung des Gradient mit und ohne Frequenzweiche zeigen uns das wir auf dem richtigen Weg sind. Durch die tiefe Trennfrequenz verlieren wir bei W160AL einiges an Wirkungsgrad, was aber genau so gebraucht wird, da der Veravox 3 mit effektiven 84 dB bei 2,83 Volt auch eher ein Leiser ist. Bei dieser Beschaltung passen die beiden Chassis jedoch perfekt zusammen.
Wie die beiden Chassis harmonieren zeigen die Einzelfrequenzgänge und die Gesamtimpedanz des Box. Wir haben es hier mit einer, für den Verstärker, unkritischen Box zu tun, die sich Problemlos im Wohnraum recht unauffällig integrieren lässt.
Jetzt interessiert uns natürlich noch der Gesamtfrequenzgang und das Rundstrahlverhalten. Hier haben wir uns sehr darüber gefreut das wir ohne weichetechnische Tricks zu einem guten Ergebnis gekommen sind, was sich in einem sehr entspannten Klangbild wiederspiegelt.
Kritische Menschen mögen sich an dem Peak bei 18 KHz stören und nach Entzerrung verlangen, aus unserer Sicht ist das jedoch nicht nötig, weil dadurch der angenehm, nicht übertrieben warme Klang des Lautsprechers oben ein Glanzlicht bekommt. Zudem kommt, dass schon eine Anwinkelung auf 15 Grad, diese Überhöhung verschwinden lässt.
Alles in allem haben wir es hier mit einem kleinen Lautsprecher für alle Fälle zu tun, der sich kaum eine Blöße gibt und für unter 100 Euro pro Seite zu bauen ist. Wer es im Bassbereich etwas tiefer haben möchte, kann diesen Lautsprecher auch als Reflexbox bauen. Dabei ist zu beachten die die Breite des Gehäuses und die Position der Chassis von oberen Rand nicht verändert wird. Eine Simulation zeigt uns den zu erwartenden Unterschied zwischen Reflexlautsprecher und geschlossenem Gehäuse. Allerdings ist die Reflexbox wesentlich größer.
Wir bleiben jedoch zunächst bei unserer "closed" Konstruktion
Mit einer einfachen 12 dB Schaltung ohne weitere Tricks haben wir dieses preisgünstige System hinbekommen. Bitte die Werte der Weiche genau einhalten, denn man verändert das Verhalten der Weiche wenn man den Elko im Tieftonsektor durch vermeintlich höherwertigere Teile ersetzt. Das Gleiche gilt auch für die Spulenwerte.
In einer der Ausgaben 2005 werden wir den Gradient auch in eine TQWT bauen, da er verspricht dort ganz außergewöhnliches zu leisten. Ob wir diesen schönen Tieftöner dann wieder mit einem Breitbänder kombinieren oder ein "normales" 2-Wege System bauen, konnten wir bis jetzt noch nicht festlegen.
Viel Spaß beim Nachbau.
30 Watts
Das HiFi-Selbstbau Team