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Simsalabim, wer verbiegt am schönsten

Zum Thema Frequenzweichen gibt es jede Menge Literatur (z.B. Vance Dickason). Dort findet man in der Regel für verschiedene Filtersteilheiten Formeln, mit denen die Bauteilewerte in Abhängigkeit von der gewünschten Trennfrequenz und der Lautsprecherimpedanz berechnet werden können. Im Internet findet man auch zahlreiche ONLINE-Rechner für diese Aufgabe (z.B. den HiFi-Selbstbau-Weichenrechner). In der Regel geht man davon aus, dass der zu beschaltende Lautsprecher eine konstante, "ohmsche" Impedanz besitzt (sich also elektrisch wie ein Widerstand verhält) und einen linearen Frequenzgang hat - auch im Bereich der weggefiltert werden soll. Außerdem wird angenommen, dass die verwendeten Bauteile (Widerstände, Kondensatoren und Spulen) ideale elektrische Eigenschaften haben. All das stimmt in der Regel aber leider überhaupt nicht und daher kann man die üblicherweise danach geführte Diskussion über die Vor- und Nachteile von solchen idealen Filtern auch nicht so ohne Weiteres im richtigen Leben anwenden - um es mal vorsichtig zu sagen.

Reale Lautsprecher haben einen frequenzabhängigen, komplexen Impedanzverlauf, einen mehr oder weniger krummen Frequenzgang (der unterhalb ihrer Resonanzfrequenz auch ohne elektrische Beschaltung mit 12 dB/Oktave oder mehr abfällt) und der "gedachte" SchallEntstehungsOrt (kurz: SEO) liegt mehr oder weniger hinter der Befestigungsebene. Auch Frequenzweichenbauteile haben nicht immer ideale Eigenschaften, was besonders beim Gleichstromwiderstand von Spulen deutlich wird.

Zum Glück gibt es mittlerweile sehr leistungsfähige Freeware-Programme wie Boxsim, mit denen man nicht nur den Einfluss der realen Frequenzweiche sondern auch der Schallführung und der Schallwandgeometrie auf das reale Lautsprecherchassis (inkl. "krummen" Impedanzverlauf und Frequenzgang) berücksichtigen kann. Damit ist der Bau einer virtuellen Lautsprecherkombination möglich - wenn denn die Eingangsdaten vorliegen (zur Zeit nur für fast alle VISATON-Chassis).
Hinweis: Im o.g. Artikel wird das zugrunde liegende Komzept sowie die generelle Bedienung von Boxsim bereits ausführlich erklärt. Wer Boxsim noch gar nicht kennt sollte sich daher erst mal dort einlesen.

In diesem Artikel möchten wir uns vor allem auf die elektrische Beschaltung konzentrieren. Boxsim bietet im Menüpunkt "Extras / Auslegung Standardweichen" auch ein Tool zur Berechnung der benötigten Frequenzweichenbauteile an, wobei auch hier von einer konstanten Impedanz ausgegangen wird:

Wo wir schon bei idealen Weichen sind bauen wir uns zum Warmmachen schnell einen idealen Lautsprecher. Dafür gibt man im Menüpunkt "Chassis & Einbau / Chassis 1" auf dem Reiter "Chassisdaten" Folgendes ein:


Name des Boxsim-Projekts: 8_Ohm_Direkt.bpj

Hinweis: Wenn man die Häkchen bei "F-gang Amplitude benutzen" und "F-gang Impdanz ben." entfernt wird der Frequenzgang aus den eingegebenen TSPs berechnet.

Wer's nicht hinbekommt (oder zu faul ist) kann sich die Boxsim-Dateien zu allen Schaltungen dieses Artikels auch hier downloaden (ZIP-Datei, 10 kB).

 


 

Die erste Weiche

Fachausdrücke bei Frequenzweichen:
Hochpass Eselsbrücke: lässt die hohen Töne passieren)
Tiefpass Eselsbrücke: lässt die tiefen Töne passieren)
Bandpass Kombination von Hoch- und Tiefpass -> es darf nur ein Frequenzband passieren
Spule die Impedanz Z einer Spule steigt linear mit der Frequenz an:
Z [Ohm] = 2 · Pi · Frequenz [Hz] · Induktivität [mH] / 1000
Kondensator die Impedanz Z eines Kondensator fällt zum Kehrwert der Frequenz:
Z [Ohm] = 1000000 / ( 2 · Pi · Frequenz [Hz] · Kapazität [µF] )
Trennfrequenz bei der Trennfrequenz beträgt die Filterwirkung üblicherweise 3 dB
X. Ordnung Pro Bauteil (Spule bzw. Kondensator) nimmt die Ordnung um 1 zu. Eine Weichen X. Ordnung hat einen Flankensteilheit von X · 6 dB / Oktave
Flankensteilheit im abfallenden Bereich der Weiche nähert sich der Frequenzgang einer Geraden mit einer Steigung von X · 6 dB/Oktave an

Im Grundlagenartikel Frequenzweichen wird der Impedanz- und Phasenverlauf der Bauteile detaillierter erklärt. Dort wird auch der prinzipielle Verlauf eines Filters 1. Ordnung gezeigt. Zum Warmwerden hier noch einmal ein Hochpassfilter mit einer Trennfrequenz von 1000 Hz. Damit es nicht so langweilig wird haben wir noch den Vorwiderstand von 0 bis 4 Ohm erhöht:


Name des Boxsim-Projekts: 8_Ohm_HP1.bpj


-> die abfallende Gerade bleibt gleich
-> die Trennfrequenz (= 3 dB Abfall) verschiebt sich je nach Vorwiderstand

 


"Krumme" Bauteilewerte

Bevor wir weiter in die Materie einsteigen ein paar Worte zu den Bauteilewerten. Je nach Trennfrequenz und Impedanz ergeben sich zum Teil ja recht "krumme" Werte. In der Praxis gibt es aber nur Bauteile in einem bestimmten Werteraster zu kaufen. Natürlich kann man durch Reihen- bzw. Parallelschaltung auch "krumme" Werte realisieren:

  • Bei Widerständen (R) und Spulen (L) addieren sich die Werte von R und L bei Reihenschaltung
  • Bei Kondensatoren (C) addieren sich die Werte bei Parallelschaltung

Für eine Parallelschaltung von Widerständen bzw. Spulen gilt:

Xp = (X1 · X2) / (X1 + X2)

Dasselbe gilt für eine Reihenschaltung von Kondensatoren. Hier ein kleiner ONLINE-Rechner für diese "schwierige" Formel:

 

X1: X2: Xp:

Wenn man sich aber vor Augen führt, dass die einzelnen Werte ja auch noch Toleranzen von z.B. +/- 5% haben und sich die Auswirkungen eines um 5% größeren bzw. kleineren Wertes mal anguckt, dann wird man etwas ruhiger - und begnügt sich mit dem angebotenen Werteraster. Die folgende Tabelle zeigt die Normwerte der Reihe E6 (= 6 Werte/Dekade) und E12 (= 12 Werte/Dekade) im Bereich 1 bis 10. Höhere bzw. tiefere Werte ergeben sich durch Multiplikation mit bzw. Division durch 10:

Wert 1.0 1.2 1.5 1.8 2.2 2.7 3.3 3.9 4.7 5.6 6.8 8.2 10
E12-Reihe X X X X X X X X X X X X X
E6-Reihe X - X - X - X - X - X - X

In der Regel runden wir die "exakten" Werte immer auf den nächst gelegenen Wert der E12-Reihe.

 


 

Einfache Verbiegeschaltungen:

Der obige Effekt kommt dadurch zustande, dass der Kondensator bei tiefen Frequenzen sehr hochohmig wird und daher dem Lautsprecher einen großen Anteil der gemeinsamen Spannung klaut. Bei hohen Frequenzen wird der Kondensator niederohmig und die meiste Spannung landet am Lautsprecher. Wenn man einen Widerstand parallel zum Kondensator schaltet, dann kann diese gemeinsame Schaltung nicht beliebig hochohmig werden und klaut daher dem Lautsprecher bei tiefen Frequenzen nur einen konstanten Anteil der Spannung:

Name des Boxsim-Projekts: 8_Ohm_HP1S.bpj

-> der Einsatzpunkt (= halbe Wirkung) der Absenkung ist nicht konstant

Dasselbe Spielchen kann man mit einer Spule machen:

Name des Boxsim-Projekts: 8_Ohm_LP1S.bpj

-> der Einsatzpunkt (= halbe Wirkung) der Absenkung ist nicht konstant

Und was ist, wenn man beide Schaltungen kombiniert? Bekommt man dann eine Mittenabsenkung? Bei tiefen Frequenzen wird eine solche Schaltung von der Spule "überbrückt", bei hohen vom Kondensator. In der Mitte regiert der Widerstand und versperrt den Weg zum Lautsprecher:

Name des Boxsim-Projekts: 8_Ohm_BP1S.bpj

-> mit steigendem Widerstand wird die maximale Sperrwirkung größer und schmaler

Die Resonanzfrequenz des unbedämpften Sperrkreises ergibt sich aus:

Fr [Hz] = 1000000 / ( 2 · Pi · Wurzel ( L [uH] · C [uF] ) )

 

L [mH]: C [uF]: Sperrfrequenz [Hz]:

Tipp: Genau so findet man auch die Sperrfrequenz beim Ausprobieren: zunächst lässt man den Parallelwiderstand einfach weg -> die Wirkung wird maximal und ist dann gut zu erkennen!

Hmh, kann man die Breite der Sperrwirkung nicht unabhängig von der maximalen Sperrwirkung einstellen? Na klar!

 

  • Um die Sperrwirkung schmaler zu machen verkleinert man die Spule und vergrößert man den Kondensator um denselben Faktor -> Sperrfrequenz bleibt gleich!
  • Um die Sperrwirkung breiter zu machen vergrößert man die Spule und verkleinert man den Kondensator um denselben Faktor -> Sperrfrequenz bleibt gleich!

Im folgenden Diagramm wurde die Spule von schwarz->rot um jeweils 2 Stufen der E12-Reihe (von 1.2 mH nach 0.27 mH) verkleinert und der Kondensator entsprechend erhöht (von 22 auf 100 µF) um die Sperrfrequenz konstant zu halten. Der Widerstand betrugt jeweils 8 Ohm. Im unteren Tei des Diagramms ist die Impedanz des Sperrkreises zu erkennen:


Name des Boxsim-Projekts: 8_Ohm_BP1S.bpj

Statt einer Parallelschaltung von Bauteilen in Reihe zum Lautsprecher (= Sperrkreis) kann man auch eine Reihenschaltung von Bauteilen parallel zum Lautsprecher machen (= Saugkreis). Am Lautsprecher und an der Reihenschaltung liegt dieselbe Spannung an, durch beide Zweige fließt allerdings ein unterschiedlicher Strom. Wenn die Reihenschaltung sehr hochohmig ist klaut sie dem Lautsprecher keinen Strom. Wird sie dagegen niederohmig fließt der meiste Strom durch die Reihenschaltung - sie saugt den Strom vom Lautsprecher ab.


Name des Boxsim-Projeks: 8_Ohm_BP1P.bpj

Die genaue Wirkung des Saugkreises hängt auch von der Impedanz der davor liegenden Schaltung ab. Die Frequenz maximaler Saugwirkung berechnet sich jedoch genau wie beim Sperrkreis.

 

Im 2. Teil der Artikelreihe geht es um das Thema Impedanzentzerrung und Pegelreduzierung.

Kommentare

wolfgang520
11 jahre vor
Hallo Pico,

hin und wieder taucht der Begriff "Tricky-Schaltung" auf. Handelt es sich dabei um eine besondere Filterform?

Gruß

Wolfgang
Pico
11 jahre vor
Hi wolfgang520,

"tricky" ist aus dem Englischen entlehnt und bedeutet einfach nur "kompliziert", "trickreich", "verzwickt".

Das ist keine SPEZIELLE Schaltung sondern weißt darauf hin, dass es sich eben NICHT um eine NORMALE Standard-Schaltung handelt, sondern dass dieser oder jener "Trick" oder "Kniff" angewandt wurde um einen bestimmten Effekt zu erzielen, der an dieser Stelle gerade benötigt wurde.

Standardmäßig würde man z.B. zunächst den Impedanzanstieg eines Tieftöners entzerren (z.B. mit 33uF und 6.8 Ohm in Reihe, beides parallel zum TT) und ihn dann lehrbuchmäßig beschalten (z.B. Spule in Reihe, Kondensator parallel zum TT) um einen Abfall von 12 dB/Oktave zu erreichen.

Trickreich wäre es z.B. die Impedanzentzerrung etwas "schärfer" zu machen (z.B. 47 uF, 1.5 Ohm). Dann würde die Spule keine konstante Impedanz mehr sehr sondern eine, die zu hohen Frequenzen hin abfällt. Dadurch würde die Spule zunehmend stärker wirken und statt eines Abfalls von 6 dB/Oktave einen Abfall von anfänglich z.B. 4 dB/Oktave bis schlussendlich z.B. 10 dB/Oktave erreichen.

Dies passt häufig zum Frequenzgangverlauf eines Chassis besser, denn nicht die Weiche muss nach Lehrbuch funktionieren sondern die Summe aus Lautsprecher + Weiche.

Auch bei einem Saugkreis ist eine vorherige komplette Impedanzlinearisierung nicht immer optimal.

Eine besonders "tricky" Schaltung ist z.B. auch das Akustische Butterworth Filter aus Teil 4 dieser Reihe.

Gruß Pico
wolfgang520
11 jahre vor
Hallo Pico,

vielen Dank für Deine Erläuterungen. Das Filter aus Teil 4 Deiner Serie scheint eine besondere Spezialität von Visaton zu sein. Ich konnte Anfangs mit einer ähnlichen Entzerrung bei der Bijou 170 auch nichts anfangen und habe im Visaton-Forum zu diesem Thema eine Diskussion (Entzerrerschaltungen der Frequenzweichen) begonnen.
In dem dortigen Fall wurde die Spule des TMT gleichzeitig als Bestandteil eines Sperrkreises genutzt. Nach Deiner Erklärung würde ich diese Version nun ebenfalls als trickreich bezeichnen.

Viele Grüße

Wolfgang
wolfgang520
11 jahre vor
Hallo Pico,

ich habe mich in der Zwischenzeit von der Idee einer 6 dB-Trennung getrennt.
Eventuell habe ich mich zu sehr von dem Gedanken leiten lassen, dass die Spulen mit hohen Induktivitäten einen bestimmten Widerstandswert (sagen wir mal 0,5 Ohm) nicht überschreiten sollen, dadurch wird die Sache natürlich teuer. Aber es gibt doch auch Kernspulen.

Gruß

Wolfgang
wolfgang520
12 jahre vor
Hallo Pico,

vielen Dank für Deine sehr ausführliche Antwort.
Im folgenden nenne ich meine Beweggründe für die Idee.

Vordergründig geht es mir darum die Weiche einfach aufzubauen. Bei einer Weiche erster Ordnung liegt in meinem Fall eine Spule mit 4,7 mH und niedrigem ohmschen Widerstand vor dem Tieftöner. Eine äquivalente Weiche zweiter Ordnung fordert hier schon mal 7,5 mH. Da liegt man schon so um die 30,-€ pro Spule.
Die zusätzliche Entzerrung des Breitbänders dagegen fällt weniger ins Gewicht, da keine niederohmigen Spulen Verwendung finden.

Als Breitbänder möchte ich den Alpair 6 im geschlossenen Gehäuse verwenden. Aufgrund des akustischen Abfalls unterhalb der Resonanzfrequenz dürfte die Gefahr der Überlastung durch zu flache Trennung nicht so hoch sein.
Für das Sub-Chassis habe ich den Tang Band W8-1363SBF gewählt. Der Sub soll ebenfalls im geschlossenen Gehäuse als Downfire arbeiten. Dabei wäre das Gehäuse auch gleichzeitig der Standfuss für den Breitbänder.

Beim Breitbänder habe ich eine RLC-Entzerrung der Grundresonanz vorgenommen und einen Sperrkreis zur Korrektur der gehäusebedingten Überhöhung bei 2000 Hz vorgesehen.

Sicherlich stellt dieser Vorschlag einen Kompromiss dar. Ich bitte dazu um Deine Meinung, ob ein Test lohnenswert ist.

Gruß

Wolfgang
Pico
12 jahre vor
Hi wolfgang520,

Q: Vordergründig geht es mir darum die Weiche einfach aufzubauen.
A: So, so, beim Breitbänder sind es immerhin 3 Bauteile für die Impedanzentzerrung, 3 für die Überhöhung um 2 kHz und der Kondensator. Nur für den Bass wird es simpel -> wo ist da die Logik?

Q: Bei einer Weiche erster Ordnung liegt in meinem Fall eine Spule mit 4,7 mH und niedrigem ohmschen Widerstand vor dem Tieftöner. Eine äquivalente Weiche zweiter Ordnung fordert hier schon mal 7,5 mH. Da liegt man schon so um die 30,-€ pro Spule.
A: Es interessiert ja nur die DIFFERENZ zwischen 4.7 und 6.8 bzw. 8.2 mH. Und die beträgt in der Regel weniger als 5 € bei Spulen, die bei 6.8 bzw. 8.2 mH ca. 30 € kosten (gleiche Qualität vorausgesetzt -> die etwas größere Spule hat etwas mehr Widerstand, was in der Praxis aber SO WAS von uninteressant ist . . .). also auch das Argument Geld greift nicht wirklich.

Q: Als Breitbänder möchte ich den Alpair 6 im geschlossenen Gehäuse verwenden. Aufgrund des akustischen Abfalls unterhalb der Resonanzfrequenz dürfte die Gefahr der Überlastung durch zu flache Trennung nicht so hoch sein.
A: Dieser Satz erschient mir unlogisch: was hat der AKUSTISCHE Abfall mit der ELEKTRISCHEN Trennung zu tun?

Der TANGBAND W8-1363SBF (s. http://oaudio.de/media/products/bbe0ea69f16e56d07b1.pdf) fällt wegen seiner großen Schwingspuleninduktivität übrigens von alleine mit ca. 4 dB/Oktave ab. Eine zusätzliche Spule bei einer 6 dB-Weiche würde ÜBERHAUPT nur wie gewünscht (= -6 dB/Oktave) wirken, wenn Du die Impedanz entzerrst -> wieder 2 zusätzliche Bauteile. OHNE Impedanzentzerrung wären es nur ca. 3 dB/Oktave zusätzlich. Wir verwenden oft ein Ziwschending zwischen 12 dB/Oktave-Weiche und Impedanzentzerrung, in dem wir die Impedanz zu stark entzerren bzw. den Parallelkondensator entdämpfen -> das siind auch "nur" 3 Bauteile, aber man erreicht9-10 dB/Oktave zusätzlich.

Den Alpair 6 (ich gehe mal davon aus, dass Du den 6M hast) würde ich übrigens (wie jeden Breitbänder in einem FAST-System) möglichst hoch trennen, also am liebsten > 400 Hz - davon profitiert vor allem die "Lockerheit" der Mitteltonwiedergabe schon bei mittleren Pegeln, außerdem liefert dann der Bass auch noch etwas Grundtonwärme (Stichwort: Baffle Step). Leider geht das wegen des TANGBND in Deinem Konzept nicht, da darf die Trennfrequenz nicht größer als 150 Hz sein (da der TANGBAND dort schon von selber um 3 dB abgefallen ist).

Ein geschlossenes Gehäuse für den Alpair 6M sollte möglichst klein sein, um die Auslenkungen durch die erhöhte Federsteife zu reduzieren. Eine Gesamtgüte von 0.707 ergibt sich etwa in 1.1 l (Fs = 57 Hz, Qts = 0.32, Vas = 4.7 l laut HH 3/2011) -> Fc = F3 = 125 Hz, eine für ein GHP-Konzept optimale Qtc von 1 ergäbe sich in 0.5 l (F3 dann auch etwa 125 Hz, die Größe des Kondensator (ohne Impedanzentzerrung) kann man mit AJHorn oder Boxsim ausprobieren). Dann hat man aber leider keinen Platz mehr um das Gehäuse zu bedämpfen :-(

Q: Ich bitte dazu um Deine Meinung, ob ein Test lohnenswert ist.
A: Nur durch Probieren erlangt man neue Erkenntnisse -> unbedingt ausprobieren statt nur rumzusimulieren.

Meine ideale FAST-Kombi würde als Breitbänder auf jeden Fall den WAVECOR FR090WA01 (45 €, 87 dB/W/m) verwenden, bei mindestens 250 Hz getrennt (besser 400 Hz). Darunter einen 20er - aber nicht Downfire. Unsere Red (s. http://www.hifi-selbstbau.de/index.php?option=com_content&view=article&id=109) ist von den grundlegenden Parametern (Chassis, Trennfrequenz, Steilheiten etc.) ein sehr sinnvolles Konzept, daran kann man sich orientieren. Auch die Stella von VISATON mit Seitenbass zeigt ein mögliches Konzept mit schmaler Front. Da werkelt der FRS8 auch erst bei recht hohen Frequenzen, weil er sonst keinen Grundton machen würde. Das scheint mir der Denkfehler in Deinem Konzept zu sein, es sei denn Du würdest eine SEHR breite Schallwand verwenden . . .

Gruß Pico
wolfgang520
12 jahre vor
Hallo meine Herren,

mich würden mal die Anwendungsgebiete für 6 dB Weichen interessieren.
Da ich eine Fast plane und die Trennfrequenz niedrig legen will, erscheint mir der Aufwand für 12 dB zu hoch. Außerdem befürchte ich keine Probleme bei der 6 dB Trennung. Der Sub ist bei 100 Hz Trennung weit genug von Nichtlinearitäten entfernt. Ebenso wird der Breitbänder unter 100 Hz nicht nur durch die Weiche, sondern auch durch seine eigene Resonanzfrequenz begrenzt.

Wäre eine Fast aus diesem Grund für 6 dB Trennung geeignet oder sprechen noch andere Faktoren dagegen??

Gruß

Wolfgang
Pico
12 jahre vor
Hi wolfgang520,

Q: mich würden mal die Anwendungsgebiete für 6 dB Weichen interessieren.
A: Eigentlich keine sinnvollen.

6 dB-Weichen setzt man ein, weil man die VORTEILE der 6 dB-Weichen nutzen will, nämlich:
- korrekter Amplituden- und Phasengang -> perfekte Impulswiedergabe (zeitrichtig)
- korrekter Energiefrequenzgang (bei koaxialen Punktstrahlern)
- preiswert und einfach aufzubauen

Die NACHTEILE von 6 dB-Weichen sind aber immens:
- schlechtes vertikales Rundstrahlverhalten (Abhängig von Trennfrequenz und Treiberabstand) in weiten Frequenzbereichen durch breite Überlappung
- schlechter Schutz vor tieffrequenten Belastungen -> deutlich reduzierter Maximalpegel im Vergleich zu steilerer Filterung bei gleicher Trennfrequenz

Wenn man nun aber bei all den unvermeidlichen Nachteilen die akustischen Vorteile genießen will kommt es nicht allein auf die ELEKTRISCHE Trennung an (ein Kondensator und eine Spule machen noch keine 6 dB-Weiche) sondern auf das AKUSTISCHE Verhalten, also die Überlagerung von elektrischer Filterfunktion und Frequenzgang des Chassis. Und da ist es (außer mit DSP-Systemen) absolut illusorisch einen Abfall von nur 6 dB/Oktave zu tiefen Frequenzen zu realisieren, da das Chassis ja alleine schon mit 12 dB/Oktave abfällt -> die Vorteile KÖNNEN gar nicht voll genutzt werden. Aber wozu dann all die Nachteile in Kauf nehmen?

Manche Leute entzerren sehr aufwändig den Abfall zu hohen Frequenzen hin, "vergessen" aber dabei, dass der natürlich sehr stark richtungsabhängig ist. Da man aber nicht im schalltoten Raum auf Achse hört ist auch das "Ohrenwischerei".

Bei Deinem konkreten Fall ist die Trennung des Subwoofers zu hohen Frequenzen hin kritisch (falls er eine Membranresonanz und/oder eine zu hohe Induktivität hat wirkt die Spule nicht genug). Zu tiefen Frequenzen hin beträgt die AKUSTISCHE Steilheit 18 dB/Oktave und nicht die gewünschten 6 dB/Oktave. Bei der Resonanzfrequenz des Breitbänders passiert dann noch etwas völlig Ungeplantes, da wirkt der Kondensator nämlich auf einmal nicht mehr und die Resonanzfrequenz schlägt voll durch (s. z.B. http://www.hifi-selbstbau.de/images/stories/Lautsprecher/MS908/Artikel2/MS908_Boxsim_Volt_Orig.png). Um das zu vermeiden brauchst Du 3 weitere Bauteile (R+L+C in Reihe, alles zusammen parallel zum Breitbänder, s. http://www.hifi-selbstbau.de/index.php?option=com_content&view=article&id=163&Itemid=68 - das zum Thema geringer Aufwand bei 6 dB-Weichen.

Gruß Pico

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