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Nachfolger des OMNES AUDIO Exclusive 8 von REDCATT

Der OMNES AUDIO Exclusive 8 hatte sich in unserer Folterkammer gut geschlagen (s. HSB-Datenblatt) und gefiel uns ganz besonders gut als Grundtöner von 80 bis 500 Hz in Kombination mit dem MANGER MSW in der BigLine, der Trio MSW und der Inception.

Durch die 50 mm durchmessende Schwingspule und die steife Wabenmembran à la ETON spielte der OMNES AUDIO Exclusive 8 dort wie ein Fels in der Brandung. Daher haben wir damals auch die letzten Chassis "gebunkert", da sie doch die Idealen Grundton-Parner für unsere Manger Konstruktionen sind..

Nick Baur von Blue Planet Acoustics (kurz: BPA) hat daher zusammen mit REDCATT einen sauber produzierten Nachfolger entwickelt, den REDCATT Exclusive 8. Da er schon in der Klang & Ton 2023/4, in der Hobby-HiFi 2023/2-3 und in Franks Werkstatt der Lautsprechertechnik (s. Video) getestet wurde haben wir das Chassis erst mal nicht mit höchster Priorität getestet - es war ja schon in aller Munde. Aber 9 Monate später war es dann doch Zeit für eine "Wiedergeburt".

Ob dieses Chassis ein würdiger Nachfolger des OMNES AUDIO Exclusive 8 ist und wie man ihn optimal einsetzt klärt unser ausführliches Datenblatt . . .

Die Testchassis wurden uns von BluePlanet Acoustic Oberursel zur Verfügung gestellt

 Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen

 
 
Hersteller / Vertrieb: REDCATT / BPA  Typ: Exclusive8, 8 Ohm   Datenblatt des Vertriebs

Foto des Chassis


Der äußere Eindruck:

Der REDCATT Exclusive8 sieht mit seiner Kohlefaser-Wabenmembran nach High-Tech aus. Die inverse Staubschutzkalotte hat einen Durchmesser von 65 mm und ist aus Alu. Beim Fingernagel-Klopftest zeigt sich, dass es besonders weiches Alu ist, denn wo der Fingernagel auftraf ist seitdem eine Kerbe :-( -> also lieber nicht nachmachen und von Kindern fernhalten ;-). Die Gummisicke sieht "normal" aus und der Druckgusskorb dezent. Er bietet 6 Anschraubpunkte, 8 dünne Streben führen zur Montageplattform des Antriebssystems.

Redcatt Exclusive 8
Präzise und sauber verklebt

Recatt Exclusive 8
Auch hier fällt die hochwertige Verarbeitung auf

Recatt Exclusive 8

Recatt Exclusive 8

Von hinten fällt erst mal der 120 mm durchmessende und 20 mm hohe Ferritmagnet auf, der für die 1.4" (= 35.6 mm) durchmessenden Schwingspule eher überdimensioniert ist. Der Magnet hat eine 13 mm durchmessende Polkernbohrung, die hintere Polplatte 5 Löcher auf einem Kreis von 40 mm Durchmesser und der Schwingspulenträger ist 6-fach gelocht, damit das unter der Staubschutzkalotte eingeschlossene Luftvolumen bei großen Auslenkungen nicht komprimiert wird, sondern entweichen kann. Und auch die flache Zentrierspinne ist hinterlüftet. Die thermische Belastbarkeit wird mit 100 Watt angegeben.
Die vordere und hintere Polplatte ist jeweils 8 mm dick, die Wickelhöhe der Schwingspule ist 18 mm -> das ergibt - konservativ gerechnet - einen linearen Hub von +/- 5.0 mm.


Die TSP:

Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
178 mm
150 mm
0 mm
211.2 cm²
TSP (Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquivalentes Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
38.52 Hz (+/-0.3%)
5.88 Ohm (+/-0.5%)
9.975 (+/-1.3%)
0.241 (+/-0.3%)
0.235 (+/-0.6%)
41.61 gr (+/-0.1%)
25.94 dm³ (+/-0.7%)
15.69 N/A (+/-0.2%)
91.15 dB (+/-0.02)

 

Die Streuung der TSPs ist sehr gering. Dank der aufwändigen Be- bzw. Entlüftungsmaßnahmen und des nichtleitenden Schwingspulenträgers aus Kapton liegt die mechanische Güte bei fast 10.
Die von uns ermittelte bewegte Masse Mms von 41.6 Gramm ist für einen 20er Tieftöner recht hoch, liegt aber deutlich unter der Herstellerangabe von 50 Gramm.
Die gemessene Resonanzfrequenz liegt mit 38.52 Hz (+/- 0.3%) ca. 10% über der Herstellerangabe von 35 Hz -> dies liegt vor Allem an der geringeren bewegten Masse (-16.8%), deren Wurzel des Kehrwertes in die Berechnung der Resonanzfrequenz eingeht.
Auch beim Kraftfaktor sind wir mit 15.69 N/A deutlich anderer Meinung als der Hersteller (19 N/A):

TS-Parameter Einheit HiFi-Selbstbau REDCATT Abweichung
(original)
HiFi-Selbstbau
(20% weicher)
Abweichung
(20% weicher)
Resonanzfrequenz Fs
Gesamtgüte Qts
Äquiv. Luftvolumen Vas
Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
Gleichstromwiderstand Rdc
Effektive bewegte Masse Mms
Kraftfaktor BL
[Hz]
[-]
[dm³]
[dB/2.83V/m]
[Ohm]
[gr]
[N/A]
38.52
0.235
25.94
91.15
5.88
41.61
15.69
35
0.21
22.5
91
5.9
50
19
10.1%
11.9%
15.3%
0.15
-0.3%
-16.8%
-17.4%
34.45
0.21
32.43
 
 
 
&nbsp
-1.6%
0.1%
44.1%
 
 
 
&nbsp

 

Im Impedanzverlauf ist um 1050 Hz eine größere und um 2.9 kHz eine kleinere Störung erkennbar, die sich - wie üblich - im Schalldruck-Frequenzgang wiederfinden.
Die Resonanzfrequenz ändert sich um 8.1%, wenn man den Anregungspegel von -18 dB auf +6 dB (und damit die Eingangsleistung um den Faktor 256) erhöht, bis 0 dB sind es nur 4.8%.

Lasip empfiehlt ein 4.8 Liter großes Bassreflexgehäuse, abgestimmt auf 65 Hz - dann geht es aber auch nur bis 80 Hz runter (immerhin interessant für einen potenten Satelliten-Lautsprecher). Spendiert man 16 Liter und stimmt auf 41 Hz ab, dann verliert man unter 100 Hz ca. 4 dB, weiter 3 dB fallen dann erst bei 40 Hz ab. In einem 3.2 Liter großen, geschlossenen Gehäuse ergibt sich eine Gesamtgüte von 0.7 und eine untere Grenzfrequenz von 116 Hz - das reicht nicht mal für ein Subwoofer-Satelliten-System.

Simuliert man diese 3 Gehäuseabstimmungen mit WinISD V0.7, so ergeben sich unter Berücksichtigung einer Schwingspuleninduktivität von 1.5 mH folgende Kennwerte (gleiche Farben wie bei LASIP):

Relativer Frequenzgang [dB] Maximaler Schalldruck [dB/1m] Dafür benötigte Leistung [W]
Impedanz [Ohm] Auslenkung bei 100 Watt [mm] Strömungsgeschwindigkeit im BR-Rohr [m/s]


- alle 3 Gehäusevarianten buckeln wegen der hohen Schwingspuleninduktivität um 250 Hz auf
- die "blaue" Box (BR 16 l, 41 Hz) kann bis hinunter zu 40 Hz bis zu 103 dB Schalldruck produzieren - Respekt!
- bei einem BR-Rohr-Durchmesser von 5 cm wären die Rohre 18.2 cm (blau) bzw. 25.3 cm (grün) lang und würden bei 100 Watt unter 60 bzw. 90 Hz deutliche Strömungsgeräusche erzeugen (> 17 m/s = 5% Schallgeschwindigkeit)


Der Frequenzgang:

. . . zeigt einen "Buckel" zwischen 150 und 200 Hz und fällt darunter wegen des niedrigen Qts mit ca. 6 dB/Oktave ab. Oberhalb des Buckels beträgt der Abfall bis 600 Hz ca. 2 dB/Oktave. Darüber zeigt sich bei 1050 Hz eine gut bedämpfte Membranresonanz mit einem Maximum von 90 dB/2.83V/m gefolgt von einem 12 dB tiefen Einbruch um 1350 Hz. Bis 2.9 kHz steigt der Frequenzgang auf Achse dann wieder auf 87 dB an um danach endgültig mit ca. 18 dB/Oktave abzufallen.
Die Bündelung setzt ab ca. 950 Hz ein, der Frequenzgang fällt von 1.5 bis 2.9 kHz mit zunehmendem Winkel zunehmend ab, wobei dies - relativ zum 0°-Verlauf - recht gleichmäßig und gutmütig erfolgt. Der winkelgewichtete Schalldruck stürzt oberhalb von 1.1 kHz um ca. 10 dB ab.
Der Bündelungsgrad zeigt zwischen 1 und 1.5 kHz eine Welligkeit von +/- 2 dB und steigt dann bis 3 kHz um 7 dB an. Beide Chassis verhalten sich weitgehend gleich.

Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)


Sprungantwort/Pegellinearität

Die Sprungantwort steigt schnell an, braucht aber einen 2. Anlauf um ihr Maximum zu erreichen. Von dort schwingt sie vor allem mit der 1. Membranresonanz von 1050 Hz aus, die nach 5 ms aber weitgehend abgeklungen ist.
Das periodenskalierte Zerfallspektren zeigt ein verzögertes Ausschwingen bei den Membranresonanzen 1050 Hz und 2.9 kHz (diese Frequenzen kennen wir schon aus dem Impedanzverlauf).

Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm, 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm, 0°)

Die Pegellinearität:

Bei einem Schalldruck von 79 bis 99 dB (das entspricht einer Anregung mit 0.93 bis 9.3 Volt bzw. 0.146 bis 14.6 Watt) zeigen sich erst oberhalb von 1 kHz Nichtlinearitäten > 0.5 dB, wobei diese zu hohen Frequenzen hin zunehmen (bei 5 kHz schon ab 93 dB). Bei Steigerung des Anregungspegels um 6 dB (bzw. Vervierfachung der Eingangsleistung) treten < 1 kHz nur ganz sporadisch Kompressionseffekte > 1 dB auf. Erhöht man den Pegel um weitere 3 dB (das entspricht einer Anregung mit 1.16 bis 116 Watt) sind ab 107 dB deutliche Kompressionseffekte zu erkennen - da ist dann plötzlich Schicht im Schacht. Für einen 20er Tieftöner ist das aber schon beachtlich . . .


Der Klirrfaktor:

Die Klirrkomponente K2 verläuft oberhalb von 50 Hz weitgehend linear (mit leicht abfallender Tendenz) und steigt moderat mit dem Anregungspegel an. Bei 1.3 kHz gibt es für alle Klirrkomponenten ein Klirrmaximum, weil dort die Grundwelle einen 12 dB tiefen Einbruch hat.
Der unharmonische K3 hat eine Überhöhung um 350 Hz (= 1/3 der 1. Membranresonanz bei 1050 Hz), um 950 Hz (= 1/3 der 2. Membranresonanz bei 2900 Hz) und um 1.3 kHz (s.o.). Auch K5 hat eine Überhöhung um 220 Hz (= 1/5 der 1. Membranresonanz bei 1050 Hz), um 580 Hz (= 1/5 der 2. Membranresonanz bei 2900 Hz). Dasselbe gilt sinngemäß für K7. Die übrigen Klirrkomponenten treten erst ab 100 dB in Erscheinung. Bei 105 dB steigen alle Klirrkomponenten deutlich an.

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 / 105 dB liegt K2 zwischen 50 und 1000 Hz im Mittel bei leicht erhöhten 0.249 / 0.466 / 0.866 / 1.655 / 2.520 / 4.594%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein leicht erhöhter Mittelwert von 0.299 / 0.330 / 0.450 / 0.560 / 0.810 / 2.137%.

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) lägen alle Klirrkomponenten bis 95/100/105 dB unter 34/40/45 Hz unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Der unharmonische K3 läge zwischen 376 Hz (80 und 85 dB) bzw. 596 Hz (90 bis 105 dB) und 1679 Hz oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Für K5 gilt dies zwischen 355 Hz (80 und 85 dB) bzw. 398 (90 bis 105 dB) und 944 Hz. Beide Chassis zeigen ein sehr ähnliches Klirrverhalten.

Klirrfaktor bei 80 bis 105dB/1m (Halbraum, 20cm (48 cm ab 100 dB))


HiFi-Selbstbau-Fazit:

Der REDCATT Exclusive8 sieht mit seiner Kohlefaser-Wabenmembran wie ein High-Tech-HiFi-Tieftöner aus und ist quasi perfekt verarbeitet. Der Frequenzgang (und der Klirrfaktor) weisen ihn als reinen Tieftöner für 3-Wege-Systeme mit einer maximalen Trennfrequenz von ca. 500-600 Hz aus. Seine TSPs sind eigentlich nicht auf Tiefbass ausgelegt, so richtig wohl wohl fühlt er sich als Grundtöner von 80-600 Hz. Durch ein "zu großes" (16 Liter) Bassreflexgehäuse jedoch, mit 4 dB Pegelabfall unter 100 Hz, lässt sich eine untere Grenzfrequenz von 40 Hz erreichen. Denkbar sind solche Abstimmungen dann mit zwei Redcatt Exclusive 8 pro Box wo einer nur als "Subwoofer-Unterstützung" bis 100 Hz mitläuft.

Überzeugend sind vor allem die "grobmotorischen" Qualitäten des Exclusive8 - im oben erwähnten, "zu großen" Bassreflexgehäuse sind bis hinunter zu 40 Hz bis zu 103 dB Schalldruck in 1 m Abstand möglich! Kritisch wird es dann nur mit dem Bassreflexrohr, das bei 5 cm Durchmesser schon 18.2 cm lang wäre und ab 97 dB zunehmend Strömungsgeräusche von sich geben dürfte. Größere Rohre werden dann noch länger. Vielleicht sollte man dann über eine Art Hornkehle nachdenken.

Eine passive Weiche bei 500/600 Hz müsste steil trennen (mindestens 18 dB/Oktave), die Aufbuckelung durch die hohe Schwingspuleninduktivität kompensieren und beim "zu großen" Bassreflexgehäuse auch noch den 4 dB Abfall unter 100 Hz. Daher sehen wir den Einsatz bei tiefer unterer Grenzfrequenz eher in einem aktiven System (s. a. die Punch) oder als High-Power-3-Wege-Satellit im Heimkino mit Subwoofer-Unterstützung.

Mit einem UVP von 119 € ist der REDCATT Exclusive 8 für das Gebotene moderat bepreist und kann - auch wegen des eher geringen Volumenbedarfs - daher auch gerne mal im Doppelpack verbaut werden . . .

Kompletter Datensatz von 2 Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 107 kB)

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