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Laute Tieftöner.....

sind eine Seltenheit und so war es kaum verwunderlich das wir das Angebot sofort annahmen als wir einen "echten" Studiobass zum messen angeboten bekamen. Der BEYMA 12BR70 ist von seinem äußeren Erscheinungsbild ein Chassis "alter Schule" und von seinen Daten her macht er keinen Unterschied zu dieser herangehensweise an das Thema Musikwiedergabe. Gut ist was gut sein muss, der Rest ist Schnickschnack In einem noch als vernünftig zu bezeichnenden Gehäuse um die 100 Liter, kann man mit ihm einen sauberen Tieftonbreich bis ca 40 Hz erreichen und das bei 94 dB ! Wirkungsgrad..

 


Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: BEYMA Typ: 12BR70, 8 Ohm Datenblatt des Herstellers

Foto des Chassis
 


Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
287 mm
241 mm
0 mm
547.4 cm²
TSP aus Messung
mit Zusatzmasse
(Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquiv. Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
32.78 Hz (+/-3.5%)
5.66 Ohm (+/-0.5%)
3.132 (+/-5.7%)
0.432 (+/-3.1%)
0.379 (+/-1.9%)
64.43 gr (+/-0.0%)
155.68 dm³ (+/-7.1%)
13.19 N/A (+/-0.0%)
94.44 dB (+/-0.04)

Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)

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Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm, 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm, 0°)

 

 


Klirrfaktor bei 85 bis 100dB/1m (Halbraum)
 


 

Kompletter Datensatz beider Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 74 kB)
Hinweis: Beide Chassis sind 24 Stunden eingerauscht!


Unsere Meinung:
  • Der äußere Eindruck:
    Der 12BR70 sieht irgendwie altmodisch aus, so wie man früher Basslautsprecher gebaut hat. Obwohl er einen Druckgusskorb besitzt wurde die 23 mm breite Gummisicke von vorne aufgeklebt und die Nahtstelle mit einem dicken Dichtstreifen aus Schaumstoff kaschiert (der nebenbei auch 4 der insgesamt 8 Befestigungslöscher "versteckt"). Daran merkt man, dass der 12BR70 aus der Studio-Serie von BEYMA kommt, da geht es nicht um schönes Aussehen sondern um guten Klang.


    In der Mitte der klassischen, recht tiefen Papiermembran macht sich eine 100 mm durchmessenden Staubschutzkalotte aus Papier breit. Die Schwingspule hat dagegen nur einen Durchmesser von 52 mm. Der 134 mm durchmessende und 21 mm hohe Magnet ist dem Spulendurchmesser entsprechend dimensioniert. Als Be- bzw. Entlüftungsmaßnahme gibt es eine 20 mm durchmessende Polkernbohrung. Die Zentrierspinne ist nicht hinterlüftet, ein Zeichen für eine leicht betagte Chassiskonstruktion.
    Der Druckgusskorb beinhaltet 6 Streben, die 40 mm breit und sehr flach sind. Dadurch bleiben nur 6 trapezförmige Flächen mit insgesamt 315 cm² Querschnitt als hinterer Schallaustritt übrig - und damit 42% weniger als die Membranfläche. Auch das würde man heute so nicht mehr machen, vor allem da die Biegesteifigkeit einer Strebe nur linear von der Breite aber mit der 3. Potenz von der Materialstärke abhängt.
    Die Seriennummern beider von unserem Abonnenten Sheffield zur Verfügung gestellten Treiber liegen sehr weit auseinander (SN1 = SN = A720426, SN2 = A773398) und das Chassis 1 hatte eine glänzende Versiegelung zwischen Membran und Staubschutzkalotte (bei Chassis 2 war diese matt ausgeführt).

     

  • Die TSP:
    Die gemessenen TSPs stimmen sehr gut mit den Herstellerangaben überein und streuen bei den wesentlichen Parametern Mms und BL extrem gering - da hat offenbar jemand seine Fertigung im Griff, und das trotz der großen Differenz der Seriennummern. Der Impedanzverlauf (und damit die TSPs) zeigt nur eine geringe Pegelabhängigkeit, bei der +6 dB-Messung erhält man allerdings wegen des hohen Wirkungsgrades und niedriger Resonanzfrequenz (= hohe Auslenkung) keine ganz "saubere" Messkurve mehr. Der Hub ist also in weiten Bereichen linear, bei einer 23 mm breiten Gummisicke und einer Wickelhöhe von 19 mm bei 7 mm Luftspalthöhe war das aber auch zu erwarten. Damit ergibt sich näherungsweise ein linearer Hub von +/- 6 mm.

    TS-Parameter Einheit HiFi-Selbstbau BEYMA Abweichung
    Resonanzfrequenz Fs
    Gesamtgüte Qts
    Effektive bewegte Masse Mms
    Äquiv. Luftvolumen Vas
    Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
    [Hz]
    [-]
    [gr]
    [dm³]
    [dB/W/m]
    32.78
    0.379
    64.43
    155.7
    94.44
    35
    0.36
    65
    135
    94.5
    -6.3%
    +5.3%
    -0.9%
    +15.3%
    -0.06 dB

    Eine Resonanzfrequenz von 32.8 Hz verbunden mut einer Gesamtgüte von 0.38 versprechen im Bassreflexgehäuse eine untere Grenzfrequenz von knapp 38 Hz. Dafür werden allerdings auch 115 l Volumen benötigt, die Abstimmfrequenz liegt bei praxisgerechten 35 Hz. In 80 l Bassreflex geht es noch bis 43 Hz hinab:

    Geschlossen ist ohne Entzerrung kein echter Tiefgang zu erwarten (etwa 60 Hz in 50 l). Hier "rächt" sich der relativ hohe Wirkungsgrad von 94.5 dB/2.83V/m, der allerdings auch durch den geringen Gleichstromwiderstand von 5.66 Ohm um ca. 1 dB "geschönt" ist.
    Die Streuung der TSPs ist bei den wesentlichen Parametern Rdc, Mms und BL sehr gering.
    Im Impedanzverlauf deuten sich Membranresonanzen bei knapp 600 und 2500 Hz an, die sich - wie üblich - im Frequenzgang wiederfinden. Die Impedanzerhöhung um 600 Hz ist auch im Datenblatt des Herstellers erkennbar.

     

  • Der Frequenzgang:
    Hier fällt vor allem das tiefe "Loch" bei knapp 600 Hz ins Auge (das sich im Datenblatt des Herstellers allerdings nicht wiederfindet). Hier liegt üblicherweise eine Sickenresonanz vor, d.h. der Sickenbereich schwingt gegenphasig zum Rest der Membran. Bei 700 Hz ist auch das Ausschwingen deutlich verzögert. Von 700 bis 1500 Hz verläuft der Frequenzgang wieder vorbildlich linear, von 2 bis 4 kHz toben sich dann aber die Membranresonanzen aus.
    Oberhalb von 700 Hz setzt auch die Bündelung ein. Beide Chassis verhalten sich auf Achse selbst im Bereicht der Membranresonanzen fast identisch - Hut ab! Selbst wenn mal alle gemessenen Winkel gewichtet ist die Abweichung sehr gering. Das zeugt von einer guten Fertigungskonstanz.

     

  • Der Klirrfaktor:
    Der "harmonische" Klirrfaktor K2 verläuft oberhalb von 600 Hz weitgehend konstant und steigt darunter kontinuierlich leicht an. K2 ist wie üblich stark vom Anregungspegel abhängig. Demgegenüber zeigt sich der "unharmonische" K3 (und K5) oberhalb von 50 Hz weitgehend unbeeindruckt vom Anregungspegel. Wegen dem ausgeprägten K3-Plateau von 200 bis 1500 Hz ist der 12BR70 vor allem für tief getrennte 3-Wege-Systeme geeignet.
    Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 85 / 90 / 95 / 100 dB liegt K2 im Frequenzbereich von 50 bis 400 Hz im Mittel bei 0.49 / 0.88 / 1.65 / 3.13%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von 0.32 / 0.37 / 0.43 / 0.41%.
    Gemäß des Artikels Klirrfaktor - wie viel ist zu viel? wäre der Klirrfaktor K3 ab 400 Hz und 85 dB gerade hörbar (K5 ab 300 Hz und 90 dB). Bei sehr hochwertigen Systemen sollte der 12BR70 daher nur bis max. 400 Hz zum Einsatz kommen.

     

  • Die Pegellinearität:
    Wegen des hohen Wirkungsgrades wurde die Pegellinearität nur von 1 (= 0 dB) bis 10 Vrms (= +20 dB) ermittelt, das entspricht einem mittleren Schalldruckpegel von 85 bis 105 dB in 1m Abstand. Bereits ab +10 dB (entspricht 95 dB) setzt unter 700 Hz eine geringe Nichtlinearität ein, die allerdings unterhalb von 700 Hz bis zu einem mittleren Schalldruckpegel von 105 dB kaum eine Kompression von 1 dB überschreitet.

     


HiFi-Selbstbau-Fazit:


Der BEYMA 12BR70 ist kein "Schönling" und glänzt nicht mit High-Tech-Zutaten sondern ist einfach nur ein gut gemachter, klassischer Studiobass. In einem 115 bzw. 80 l großen Bassreflexgehäuse geht er bis 36 bzw. 43 Hz hinunter. Der relativ große Volumenbedarf ist dem hohen Wirkungsgrad geschuldet. Mit knapp 550 cm² Membranfläche und 6 mm linearem Hub kann er im Zweifelsfalle auch mal ordentlich Luft verschieben.

Ohne Kompromisse ist er "nur" bis 400 Hz einsetzbar, darüber hat er Probleme im Frequenzgang und Klirrverhalten. Somit ist er ideal für größere 3-Wege-Kombinationen mit höherem Wirkungsgrad und nicht zu hoch getrenntem Konusmitteltöner geeignet. Mit einem UVP von 112 € ist er ausgesprochen preiswert.

Kommentare

Karl Retter
11 jahre vor
hallo Hifi Freunde,

habe den Basslautsprecher in ein BR Gehäuse mit 120 Liter eingebaut. Darüber ein 12 Liter MT/HT Gehäuse.
Daten seht Ihr im Hifi Forum unter Nachbauten. 3 Wege Box.

Der Lautsprecher ist jeden Cent wert. Ich kann nur jedem empfehlen der einen entsprechenden Sound wünscht dieses Chassis einzusetzen. Allerdings ist er mit den entsprechenden MT/HT LS zu kombinieren.

Wer in der Nähe von Böblingen wohnt und die Boxen mal hören möchte
kann mich gerne anschreiben.

Gruß
Karl Retter
Cay-Uwe Kulzer
12 jahre vor
Mehr per Zufall bin ich auf diesen Test gestoßen, der genau unsere Eindrücke von diesen Tieftöner wiedergibt.

Insbesondere die hohe Empfindlichkeit und der recht gute "Tiefgang" bis ca. 40 Hz sind nicht außer acht zu lassen. Bei uns kombinieren wir ihn mit einen Coax aus dem gleichen Hause und erreichen damit eine Kombination mit einer Empfindlichkeit von ca. 96dB in einer 2 1/2 Wege Konstruktion.

Ja, er schaut sehr bieder aus, eigentlich nach nichts, aber der Klang steht hier im Vordergrund. Den PA Look haben wir dadurch kaschiert, dass wir den Tieftöner und Coax einen Zierring verpassen.
Theo
12 jahre vor
Hallo,

habe mir eure Webseite angeschaut, interessante Konstruktion. Leider werden Chassis die nicht mit Worten wie Carbon oder Kapton daherkommen heute leider nicht mehr enrstgenommen. Trotzdem ist dieses Chassis eine Empfehlung wert, ein Wolf im Schafspelz.

:-) Theo

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