Die MarkO - von chinesischen Drachen und einem Mann der auszog, unbekannte Länder zu entdecken.
"Warum heißt die Box denn Marko und warum sind da Drachen drauf?" wurden wir oft auf der HiFi-Music-World 2009 gefragt. Die Erklärung hat dann einige verblüfft und war, wenn man in den Gesichtern der Fragesteller las, vollkommen anders als sie es erwatet hätten.
Bereits im April hatten wir einen Bauvorschlag gemacht, der als Chassis den Fullranger Alpair 10 von Mark Audio vorsah, die MarkTen TL. Hier konnte man schon ahnen, was es bedeuten sollte. 10er Fullrange-Chassis von Mark Audio, MarkTen eben.
Wie es zur chinesisch bemalten MarkO kam, erfährt der Interessierte in unserem Bauvorschlag zur Fullrange-Bassreflexbox "MarkO"
AKT 1, die Namensgebung
Etwa im Jahr 1275 gelangte der damals 17jährige Marco Polo über große Umwege mit seinem Vater und seinem Onkel nach China. Dort traf Marco Polo angeblich Kublai Kahn, den Mongolenherrscher, ein Enkel von Dschingis Khan. Marco Polo hinterließ nach eigener und Erzählung anderer soviel Eindruck, dass der Großkhan Kublai Khan ihn zum Präfekten ernannte, also quasi zu seinen Chefverwalter. Das klingt so unglaublich, dass man da ruhig ein wenig zweifeln darf. Auch die Wissenschaft bezweifelt mittlerweile viele Geschichten von Marco Polo.
Ca. 700 Jahre später hatten wir die Idee, den Alpair 10 von Mark Fenlon aus der Chassisschmiede Mark Audio in eine Bassreflexbox einzubauen, weil die schon vorgestellte MarkTem TL einfach für Viele zu groß ist und laut technischer Daten das Chassis eigentlich auch hervorragend in einem 15 Liter Bassreflexgehäuse funktionieren müsste. MARK-Fenlon. man bemerkt es schon, da muss ein Teil des Namens unserer neuen Lautsprecher-Kreation herkommen. Ich hatte, als wir an dem Gedanken zur MarkO feilten die Idee, eine alte Anordnung der Bassreflexkanäle wiederzubeleben, den TL Resonator. Doch dazu später mehr.
Immer wieder hört man, dass Kugelboxen einen besseren Ruf haben als herkömmliche Gehäuse, sollen Sie doch, neben dem Effekt weniger Kantenreflexionen zu erzeugen, keine stehenden Wellen im Inneren zulassen. Nun, ganz so verhält es sich nicht. Bei einem Kugelgehäuse hat man es mit einer zum Durchmesser passenden Resonanz im Gehäuse zu tun. Eine Resonanz kann man jedoch mit Absorbtionsmaterial besser bekämpfen als viele verschiedene Resonanzen. Aber leider kann man herkömmliche Bassreflexboxen nicht vollständig füllen, wenn man nicht die Wirkung der BR übermäßig schmälern möchte. Der TL-Resonator jedoch ermöglicht uns die vollständige Befüllung mit Absorbtionsmaterial und so können wir die runde Form verwenden ohne ihren größten Nachteil. Eine Kugelbox ist aber viel zu schwer herzustellen, als dass wir einem Nachbauer unserer MarkO diesen Weg durch das Gehäuse "verbauen" wollten. Also machen wir die Box doch nur in einer Dimension rund, haben wir uns gedacht. Als die rundgefrästen Seitenteile der Box dann vor uns lagen, kam irgendwie der Gedanke auf, dass diese aussehen wie ein großes O. Da war er geboren - der Name MarkO. Von Marco Polo bis Marco und dann bis MarkO war es nur ein kleiner Schritt. Da Marco Polo sich seinerzeit wohl in China herumtrieb, war auch schnell die chinesische Grundidee bei der Farbgebung des Lautsprechers geboren. China bevorzugt die Farbe rot, das dürfte hinlänglich bekannt sein. Das bevorzugte Zeichen des Kaisers von China war der Drache. Meine Frau und meine kleine Tochter erklärten sich dann freundlicherweise bereit, die Box in Serviettentechnik mit chinesischen Drachensymbolen zu bekleben, eine fiese aufwändige Arbeit, wie ich mittlerweile weiß.
AKT 2, der TL-Resonator
Heinz Schmitt und Karl Heinz Fink dürften gerade den Älteren unter uns Selbstbauern ein Begriff sein. Heinz Schmitt war einige Jahre Chefredakteur des Selbstbau-Magazins "Klang und Ton" und ist leider viel zu früh und unerwartet von uns gegangen. Karl Heinz Fink ist Inhaber der erfolgreichen Firma Fink Audioconsulting, Diese beiden Herren betrieben in den 80ern ein DIY-HiFi Laden mit dem Namen "Klein aber Fein" und dort wurde ein Lautsprecher Namens "Vivace" mit Vifa Bestückung kreiert, mit geschätzten mehreren tausend verkauften Exemplaren seinerzeit ein großer Erfolgt. Genau diese Vivace verwendete damals den TL-Resonator (die 94er Version tat das nicht mehr), ein Grund für den großen Erfolg der Box. Ich glaube, dass die Box damals mit einem 25er Bass, einer 75er MT-Kalotte und einer 26 mm HT Kalotte bestückt war.
Ich habe auch mit Karl Heinz Fink, dem damaligen Partner von Heinz Schmitt, Kontakt aufgenommen und ihn um ein Statement gebeten, welches ich auch bekam und er zur Veröffentlichung freigab.
Zitat:
"Hi Theo,
klar kannst du gerne ein paar Bemerkungen haben von mir...
Der TL-Resonator geht eigentlich komplett auf Heinz Schmitt zurück, der schon damit "schwanger" lief, als wir beide uns in den frühen 80 Jahren kennenlernten. Damals war das nur eine Idee - heute könnte ich die Richtigkeit sogar beweisen. Viele haben darüber abgelästert und ich konnte sogar in einem Buch lesen, dass es gar nicht funktionieren könne. Schade, dass Heinz Eure neue Box nicht mehr erlebt kann - er hätte sich bestimmt gefreut. Viel Erfolg damit!
Gruß
KH"
Zitat Ende.
Nun - ich habe besagte Box damals in einem kleinen Elektronikladen namens "Arlt" gehört und war von der Basstauglichkeit und der sauberen Tieftonwiedergabe begeistert. Bastler wie ich war und bin, habe ich dann damals sofort meine geliebten KEF B139 in einen TL-Resonator gebaut und es hat mich regelrecht umgehauen. Ich habe seinerzeit am Hörplatz tatsächlich eine Wiedergabe bis 20 Hz erreicht und das war auch zu hören. Ich habe bis heute kaum eine Box gehört, geschweige denn gebaut, die so tief spielte. Nun ja, 140 Ltr. pro Gehäuse haben meiner damaligen Freundin nicht wirklich gefallen. Irgendwo habe ich noch die alten Neutrik Messschriebe, wenn ich die mal finde reiche ich sie nach.
Etwas zur Theorie von Heinz Schmitt
Im Idealfall wird die Membranrückseite des Tieftöners einer Box durch eine gegenphasig rücklaufende Welle bedämpft. Die zurückschwingende Membran trifft also auf einen gerade ankommenden Druckbauch. Bewegt sich die Membran nach außen, läuft der Druckbauch gerade weg und die Membran muss auf eine zusätzliche "Luftverdünnung" arbeiten. Das ist die ideale Bedämpfung der Membran im Resonanzbereich. Heinz Schmitt hatte seinerzeit herausgefunden, dass ab einer bestimmten Gehäusegröße der Box die Kopplung nicht mehr funktioniert, weil die rücklaufende Welle regelrecht in der Box verpufft und damit zur Bedämpfung nicht mehr zur Verfügung steht. Heinz sah das Problem in der Anordnung des Reflexrohres, das frei in die Box hineinragt. Es galt also eine Anordnung zu finden, bei der unabhängig von der Gehäusegröße eine intensive Kopplung der Membran und der besagten rücklaufenden Wellen stattfindet. Es gibt bei der TL-Resonator Anordnung noch einen weiteren Vorteil, der zwar heute nicht mehr ganz so wichtig ist wie zu Zeiten des Plattenspielers, aber wenn man es umsonst bekommt, warum nicht? Durch die Luft, die sich an der Membran vorbeidrückt, kommt es zu einer Erhöhung der bewegten Masse, die die Ausschwingvorgänge in Richtung tieferer Frequenzen verschiebt und quasi eine Art Subsonicfilter bildet.
Diese Überlegungen brachten Heinz Schmitt zu einer vollkommen neuen Anordnung der Reflexkanäle
Man kann förmlich mit dem Auge sehen, dass sich die rücklaufenden Wellen an der Membrane vorbeizwängen müssen und sie damit bedämpfen. Wenn man eine Anordnung der Öffnung wie im mittleren Bild wählt, wie wir es bei der MarkO machen, kann man sogar noch den Knick und damit eine weitere mögliche Resonanzstelle im Kanal vermeiden.
Heinz Schmitt fand bei seinen Versuchen heraus, dass man die Bauweise auch mit nur einem Kanal (rechtes Bild) bauen kann, was zwar nicht ganz so ideal ist, aber wohl immer noch der Großteil der Vorteile erhalten bleibt. Das würde sich z.B. bei größeren Standboxen anbieten.
Als Ergebnis bleiben die Vorteile gegenüber einer normalen Anordnung des Kanals:
- Ausnutzung der Strömungsvorgänge zur direkten Bedämpfung der Membran. Der Effekt ist einer Transmissionline ganz ähnlich, daher "TL-Resonator"
- Das direkte Ankoppeln der Tunnelluftmasse verschiebt Ausschwingvorgänge in den subsonischen Bereich und macht sie damit unhörbar
- Es ist nun möglich, den Gehäusehohlraum stärker zu bedämpfen ohne die Resonatorfunktion zu beeinträchtigen.
- Durch symmetrische Belastung der Membran werden Taumelbewegungen vermieden (Bild 1 und 2).
- Die Anordnung der Tunnelöffnungen an den Endpunkten des Gehäuses bewirkt eine virtuelle Membranflächenvergrößerung und eine Erhöhung des Strahlungswiderstandes, was den Wirkungsgrad und das Impulsverhalten geringfügig verbessert.
Die Transmissionline-Resonanz
Besonders längere Bassreflexrohre bringen noch den in diesem Fall unangenehmen und nicht gewünschten Effekt mit, dass sie bei bestimmten Frequenzen resonieren. Bei einer beidseitig offenen Röhre ist das die Frequenz, deren halbe Wellenlänge der Länge des Kanals entspricht und die Vielfachen dieser Frequenz.
Frequenz = C / 2 x L
C ist dabei die Schallgeschwindigkeit in m/s und L die Länge des Rohres in Meter. Das Rohr der MarkO ist 18,7 cm lang und würde demnach also bei ca. 900 Hz resonieren. Eigentlich dürfte klar sein, dass man gerade bei Zwei-Wegelautsprechern einen derartigen Effekt überhaupt nicht gebrauchen kann, liegt er doch mit im angeregten Übertragungsbereich des Tieftöners. Bei Breitbandlautsprechern ist das Problem ebenfalls nicht zu verachten. Allein bei Mehrwegeboxen, deren Trennfrequenz im Tieftonbereich unterhalb der Resonanzfrequenz des Rohres liegt muss man diesen Umstand nicht beachten, da die Frequenz hier einfach nicht mehr angeregt wird. Wie erklärt sich das und was kann man dagegen machen?
Geht eine beidseitig offene Röhre auf Resonanz, so befindet sich an beiden offenen Enden jeweils ein Schnellmaxima und in der Mitte des Rohres eine Schalldruckmaxima. Verhindert man das Druckmaxima, so muss doch rein theoretisch die Resonanz vermindert werden. Genau das erreichte Heinz Schmitt seinerzeit und wir heute durch aufbohren des Bassreflexrohres genau in der Mitte.
Wenn man sich eine schöne Schablone macht bekommt man das für beide Kanäle wunderbar hin
Der Effekt lässt sich messtechnisch deutlich nachweisen, hier mit zugeklebten und offenen Bohrungen.
Das man im Leben kaum etwas geschenkt bekommt wird auch hier wieder klar. Auch die Resonanzfrequenz der Konstruktion steigt an und zwar um den Faktor Wurzel 2. Wenn man also die alte Resonanzfrequenz wieder herstellen möchte, muss man diesen Faktor in die Berechnungen mit einbeziehen. Das erreichen wir, indem wir die Abstimmfrequenz mit 1/Wurzel 2, also mit 0,707 multiplizieren. Wer also eine BR auf 40 Hz abstimmen möchte und dabei einen aufgeschnittenen Resonator verwenden will, muss die Box zunächst auf ca. 28 Hz abstimmen. Durch das Aufschneiden landet man am Schluss dann wieder richtig auf etwa 40 Hz. Man kann durchaus die gängigen BR Simulationen zur Berechnung heranziehen, muss aber zum Schluss die Kanalfläche durch 2 teilen, da wir ja zwei Kanäle brauchen, die Länge bleibt unverändert.
Wenn man das alles betrachtet, so war auch Heinz Schmitt ein "kleiner" Marco Polo, denn auch er entdeckte unbekannt Gebiete. Für uns unverständlich warum man auf dieses Wissen nicht mehr zurückgreift, bringt es doch teils erhebliche Verbesserungen im Verhalten des Lautsprechers bei geringfügig höherem konstruktiven Aufwand.
AKT 3, die Box
Weiter oben hatte ich ja schon angedeutet, dass der Lautsprecher wie ein großes O konstruiert wird, man erstellt also zunächst einmal zwei runden Scheiben. Da wir ca. 15 Liter Innenvolumen angestrebt haben (Empfehlung von Torsten Fischer, BPA), brauchen wir einen Kreis mit 50 cm Innendurchmesser, wenn wir davon ausgehen, dass die Box innen 16 cm breit wird. Es gilt:
Radius² x PI x 16
das entspricht dann 3140 cm³. die Hälfte (Halbkreis) ist dann 1570 cm³. Zieht man nun noch die Bassreflexkanäle und das Chassis-Volumen ab, kommt man auf ein effektives Volumen von ca. 14 Ltr. pro Box. Etwas virtuelle Volumenvergrößerung durch Absorptionsmaterial hinzugerechnet...........
Also zeichnen wir einen 50cm Kreis, fräsen ihn aus und sägen ihn in zwei Teile. Schon hat man die Seitenteile einer Box fertig. Oder man macht es wie ich es gemacht habe und leimt auf die Schallwand die seitlichen Bretter in recheckiger Form auf und fräst an der Box.
Wenn man die Seitenteile groß genug macht, kann man mit dem Rest der Fräsung wunderbar eine Spannschablone basteln.
Die Bassreflexkanäle wurden übrigen mittels Abstandshalter zwischen die Seitenwände gesetzt
Wenn man mit diesen Arbeiten durch ist, erhält man schon ein Gefühl für die Proportionen des Lautsprechers
Mittlerweile bekommt man in vielen Baumärkten 3 mm MDF Platten, von denen man 6 Schichten mittels unserer Schablone auf die Rundungen presst. Dann hat man zum ersten Mal die Box in Rohversion vor sich
Nahtstellen verspachtelt und fertig......ach ja, da war doch noch was. Man sollte die BR-Öffnung nicht vergessen. Dafür zeichnet man die Öffnung aufs Gehäuse, bohrt sie an den Enden an und sägt den Rest mit der Stichsäge aus. Dann muss man mit einer Raspel nur noch die Übergänge glatt machen. Zugegeben, eine etwas knifflige Arbeit, aber mit Bordmitteln die jeder hat machbar.
Wie weiter oben schon erwähnt wurde, lässt sich die BR-Version TL-Resonator viel einfacher bedämpfen als herkömmliche Bassreflexboxen. In der MarkO geht es aber trotzdem recht aufwändig zur Sache, da die ein oder andere Besonderheit eingebaut wurde. Da wären zunächst ein dicker Teppich zu erwähnen, der neben seinen absorbierenden Eigenschaften auch noch durch seine recht hohe Masse positiven Einfluss auf die mitschwingenden Gehäuseseitenteile ausübt.
Richtig zugeschnitten und auf beide Seiten geklebt, macht er den Klopptest auf diese vom akustischen Eindruck her wesentlich besser.
Die Rückwand wird vollständig mit Noppenschaumstoff beklebt, ebenso die Verstärkungsstrebe zwischen den Seitenwänden.
Der ganze Raum bis in Höhe der Strebe wird dann locker mit Polyesterflies gefüllt, so das quasi der ganze verbleibende Raum hinter dem Chassis gefüllt ist. Mit einer normalen Bassreflexbox ließe sich das nicht machen, da würde die Wirkung der BR Öffnung dann gegen Null tendieren..
AKT 4, der fertige Lautsprecher
Da ist sie nun, die Box mit nur einem Chassis, die trotzdem alles können soll. Hochtonbereich, Tieftonbereich und auch Mitteltonbereich. Dabei soll sie neutral und räumlich spielen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, kann das funktionieren? Schauen wir uns doch mal eine Messung in unserem Reflexionsarmen Raum (RAR) an.
Leider können wir in unserem RAR nur bis etwa 400 Hz hinunter vernünftig messen, darunter gleicht er, wie alle anderen Räume auch, einem Schätzeisen. Will man tiefer messen, muss man sich mit dem Mikrofon in den Bereich der Nahfeldmessung begeben, um den Raum auszublenden. Trotzdem, zwischen 400 und 13 Khz ± 3,5 dB, das wäre vor Jahren noch ein die HiFi-Norm sprengender Superlautsprecher gewesen. Und genau so hört er sich auch an. Die MarkO ist auch ohne Filterung schon erstaunlich ausgereift, unserer Meinung nach einer der wenigen Lautsprecher, die sich ohne Filter tatsächlich ohne Kopfschmerzen hören lassen können. Das Klangbild ist klar strukturiert und sehr räumlich. Dabei geht die kleine Box so tief in den Keller, dass man es kaum glauben mag, würde man es nicht hören. Allein die fiesen Resonanzen bei 5 KHz und 7 Khz und das Plateau dazwischen lassen je nach Musik-Stück schon mal die Zähne klirren. Wer aber diverse andere Breitbänder ohne Filter gehört hat, hat hier keinerlei Probleme.
Mal sehen ob man das mit einwinkeln wegbekommt.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts und wenn Sie was sehen, dann bestimmt nicht durch einwinkeln der Box. Die Membranresonanzen des Alpair 10 sind sogar noch unter einem Winkel von 30° deutlich zu sehen und zu hören. Da muss also, wer das überhaupt bei einem Breitbänder ertragen kann, ein Filter her. Da wir dazu tendieren, Filter und Hörraumbedingungen zu entwickeln, alles andere ist wie wir finden eigentlich Blödsinn, ab mit der MarkO in den HS-Hörraum.
Ja Willi, da lieg'ste flach nicht wahr? So schlimm ist das doch gar nicht mehr, was so ein Abstand von 3 m ausmacht. Soviel zum Thema "in speziellen Räumen" entwickelte Boxen. Im Hörraum und auf Abstand kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Natürlich sind die Resonanzen der Membran immer noch zu erkennen, aber doch längst nicht mehr so erschreckend wie RAR. Also wollen wir das gemessene doch mit Boxsim anschauen, damit wir dann auch ein wenig virtuell am Frequenzgang schrauben können.
Geht doch - ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Als erstes muss jetzt mal das "Zähneklirren" weg. Dazu fügen wir in die Plusleitung einen Sperrfilter aus Spule/Widerstand/Kondensator ein. Mit dem Widerstand macht man etwas leiser und mit Spule und Kondensator lässt man alles das am Widerstand vorbei, was nicht leiser werden soll. Hört sich einfach an, ist es auch, wenn man Boxsim hat.
Voilá, weg ist der "Kronenzieher". Allerdings fällt jetzt eine gewisse Bauchigkeit zwischen 300 Hz und 2 KHZ auf. Die macht sich durch ein zu grundtonreiches Klangbild bemerkbar. Man denkt bzw. es hört sich an, als hätte man zu wenig Hochtonbereich, liegt da aber mit dieser Vermutung vollkommen daneben. Die Spezialisten, die nur mit den Ohren abstimmen, nehmen jetzt hier den schon gefundenen Filter wieder zurück, weil sie ja nicht wissen, dass der Fehler jetzt woanders liegt. Vielleicht kommen einige sogar darauf, den Filter ganz wegzunehmen, damit sie Hochtonbereich haben und dann in den Foren auch nicht müde werden zu sagen "Breitbänder mit Filter klingt lahm und lustlos". Unserer Erfahrung nach ist NUR Messen genau so falsch wie NUR mit den Ohren abstimmen. Die gesunde Mischung macht´s, wie sooft im Leben.
OK, nehmen wir uns mal dem dicken Bauch an....ja ich weiß, muss ich dieses Jahr auch. Auch hier wird ein, wie schon oben beschriebener Sperrfilter verwendet.
Das sieht doch schon wie ein fertiges Abendessen aus, oder? Plötzlich hat man wieder genügend Hochtonbereich, der Grundtonbereich kommt schlackenfrei mit sehr guter räumlicher Illusion und passt sich nahtlos dem Tieftonbereich an. Natürlich ist das im Detail nicht so einfach wie hier beschrieben. Da dreht man am Filter 1, dann muss man wieder am Filter 2 drehen und umgekehrt. Das geht eben nur mit viel Musik hören und einer großen Portion Geduld. Von der Schaltung her ist die Sache sehr überschaubar, man muss sich nur noch Gedanken machen wie viel Geld man in die Qualität der Bauteile stecken möchte. Unsere Abonnenten können sich die Schaltung natürlich mit Bauteilewerten herunterladen, dazu später der Link mit allen Daten.
Nun noch die Auswirkung der Schaltung auf den Impedanzverlauf
Man könnte sagen im Mittel eine 10 Ohm Box, die für einen modernen Verstärker keinerlei Problem sein dürfte, was sie dann ja auch nicht ist - wie das Gespann MarkO und XTZ Class A 100DIII auf der Messe demonstrierte. Und so sieht unsere Filterschaltung dann "in fertig" aus. Für einen guten Breitbänder haben wir auch gute Bauteile genommen.
AKT 5, konstruktives
Dem willigen Nachbauer müssen wir natürlich noch eine Zeichnung liefern.
Mit den Außenmaßen, unseren Grundlagenartikeln, den Berechnungstools und diesem Text, sollte es eigentlich jedem möglich sein, seine MarkO zu bauen. Wir werden 2010 dazu übergehen, die Bauvorschläge mit Zeichnung, Maßen und Boxsimdatei in unserem Shop für einen kleinen Obolus anzubieten. Unsere Abonnenten erhalten den Download aller erforderlicher Daten natürlich weiterhin im Downloadbereich oder im Direktlink zu den Daten.
Zum Schluss noch .ein paar Bilder und Erläuterungen.
Wie man sieht habe ich für für den "Ständer" ein kleines Böckchen gebaut. Der Ständer ist eigentlich ein auf dem Kopf stehendes Tischbein aus dem Baumarkt. Diese Tischbeine haben im Fuß ein recht langes Kunststoffgewinde, mit dem man die Unebenheiten des Bodens ausgleichen kann. Das kann man wunderbar nutzen, um die Box zu montieren. Am oberen Ende haben diese Tischbeine ein M10 Gewinde, mit dem man das Bein mittels entsprechender Halterung an den Tisch schrauben kann. Diese Halterung muss man nicht mitkaufen, dafür kauft man sich 2 lange M10 Schrauben. Jetzt braucht man nur noch eine Bodenplatte, damit die Box festen Stand erhält. Pico hatte im Baumarkt schöne runde Steinplatten gefunden, denen man nur noch ein Loch verpassen muss, um die M10 durchstecken zu können.
Sieht unserer Meinung nach top aus und steht fest. Man kann die Bodenplatte natürlich auch aus Holz oder sonst was bauen, daher hier keine weitere Beschreibung. Das soll jeder machen wie es ihm gefällt.
An dieser Stelle ein großer Dank an meine Frau und meine Tochter Lana. Sie haben sich ein ganzes Wochenende um die Ohren geschlagen um die chinesischen Bildchen auf die Box zu kleben, blöde Arbeit ist das. Man zerlegt eine Serviette in ihre Einzelteile und bekommt ein ziemlich dünnes Blättchen. Die Box wird mit verdünntem Holzleim eingestrichen und dann versucht man die Papierteile entgegen der ziemlich starken Anziehungskraft des Leimes richtig zu positionieren. Wenn man alles drauf hat, tupft man wieder eine Schicht mit Wasser verdünnten Leim darüber. Zum Schluss bekommt das Ganze noch eine Schicht Seidenmattlack zu Stabilisierung.
Die beste Version der MarkO spielte letztes Jahr auf der Hifi-Music-World in der aktiven Variante. Hierzu haben wir das relativ neue Modul AS2.100 verwendet. Dazu könnt Ihr im Bericht mehr lesen. Mit der DSP Power des Hypex hat man natürlich noch ganz andere Eingriffsmöglichkeiten und kann viel feinfühliger Fehler ausbügeln und auf die Raumakustik eingehen. Wer ein Hypexmodul hat und eine MarkO nachbauen möchte, kann uns gerne per Mail wegen eine Grundeinstellung kontaktieren.
AKT 6, das Hörerecho
Sowohl die passiv gefilterte als auch die aktive Version haben auf der Messe für viel Lob gesorgt. So ziemlich jeder hat gemerkt, dass der Alpair 10 in diesem Konzept ziemlich komplett ist und man eigentlich kaum mehr braucht, solange man nicht mit Brachialpegel hören will.
Schöne Texte und Berichte findet man z.B. im HiFi-Forum oder auch bei Frank Landmesser.
Hier stellvertretend einige Meinungen zur MarkO:
""Die MarkO selbst hat mich, nicht nur in Bezug auf Grösse und Preis, ziemlich beeindruckt. Im Zusammenspiel mit dem Hypex-Amp (angeblich inkl. Filter-Modul fuer 350,-EUR zu haben) ergab sich eine neutrale und breitbandige Kombination, die ich so noch nicht mit einem BB gehoert hatte. ""
""Auch ich war von der MarkO sehr beeindruckt, zumindest grobdynamisch für diese Größe sehr überzeugend. Im Ansatz empfand ich auch eine gewisse Leichtigkeit/Sauberkeit in der Wiedergabe , so ähnlich wie bei gut aufgestellten Folien oder sauber klingenden Keramik Lautsprechern (Lumen White etc.), ergo wenig Kistenklang. Ob das am Gehäuse am Treiber oder an beidem liegt ?""
""Als erstes war die MarkO von Hifi-Selbstbau dran. Fand ich sehr gut, wobei ich da aber auch den besten Platz hatte, dh. weit vorne und in der Mitte. Mir ist da auch nichts schlechtes dran aufgefallen, was schonmal viel wert ist.""
""spritzig, knackig und mit Substanz, die ich einem 13er solo niemals zugetraut hätte""
""Bei Hifi-Selbstbau habe die MarkO gehört. SEHR feines Teil. Bei der ersten Aufführung konnte ich kaum glauben, dass diese Zwerge alleine den 55m2 beschallt haben. Breitbändertypisch gute Räumlichkeit, genügend und ordentlich auflösenden Hochtonbereich und Bass war auch genug da. Was will man mehr ?""
""MarkO War der erste Höreindruck nach der Ankunft. Ich hatte nur ganz hinten einen Stehplatz und trotzdem war mein erster Eindruck: Endlich wieder mal ein Breitbänder. Eine Raumabbildung und Greifbarkeit der einzelnen Schallquellen, die man sich nicht vorstellen muß, sondern die wirklich da stehen. Daran änderte weder mehr oder weniger passive Entzerrung was, noch der Umstieg auf das Hypex DSP-Modul, was IMHO ene absolute Empfehlung für das Modul ist. Der Markaudio klingt tatsächlich schon ohne Entzerrung sehr gut, gewinnt aber im direkten Vergleich mit der digitalen Vollentzerrung noch ein Stück. Überhaupt scheint das Hypex Modul ein Geheimtipp zu sein.""
""MarkO, Für mich der Gesamtsieger dieser Messe. So einfach, so klein, so günstig und klingt so ausgewogen & räumlich das man die Frage stellen muss ob man denn mehr LS braucht? Insbesondere die geschlossenheit der Wiedergabe gepaart mit Rhythmischer vollkommenheit war überzeugend. Sogar ohne Entzerrung ein kleines Wunder.""
Fazit
Mit dem Alpair 10 ist es Mark Audio gelungen, einen exzellent guten Breitbänder zu einem vernünftigen Preis auf den Markt zu bringen. Schon im ersten Versuch hatte der Treiber gezeigt, dass er was auf dem Kasten hat. Jetzt mit Hingabe an Konstruktion und Chassis, zeigt er, dass er ein Ausnahmetalent ist. Dabei sticht vor allem hervor, dass der Alpair 10 ein Allrounder ist und nicht nur die ein oder andere Pling Plong Scheibe gut wiedergeben kann. Rundherum ein gelungenes Chassis, wir freuen uns auf die kleineren Brüder.
Wird die Kanallänge durch die Dicke der runden Aussenwand nicht verlängert und so die Bohrungen nicht mehr mittig?