Eine oft diskutierte Frage taucht in den verschiedenen Foren und bei unserem Magazin immer wieder auf. Hat eine TQWT überhaupt Vorteile gegenüber einer normalen Bassreflexbox? Immerhin ist eine tief spielende TQWT meist wesentlich größer als eine Bassreflexbox. Da uns die Frage nach dem Aufwand auch interessiert, wer macht schon gerne mehr als er muss, haben wir und der Sache angenommen und werden beide Formen fertig aufbauen um endgültig zu klären ob es in dieser Frage einen Sieger gibt. Wir haben uns zunächst schwer getan Treiber zu finden die in beide Gehäuseformen einzubauen sind und bei denen sich dann noch Gehäusewerte ergeben die sich direkt miteinander vergleichen lassen.

Warum in die Ferne schweifen stellt man immer wieder fest, so auch in diesem Fall. Nach längerem Suchen sind wir letztlich in unserer Asservatenkammer gelandet und haben den Gradient W160AL wieder ausgegraben. Das der Gradient W160AL/8 in einer TQWT gut funktioniert hatte ich ja schon ausprobiert, dass er zudem noch in unserem Fundus ist macht die Sache recht unkompliziert. Da wir 2 Paar besitzen, lässt sich auch der Vergleich beider Gehäusevarianten gut durchführen ohne immer herumschrauben zu müssen oder nur mit jeweils einer Box arbeiten zu müssen. Das kommt auch unserer Philosophie aktuelle Lautsprecher immer Vorführbereit zu haben nach.

Hier zunächst die Daten des W160AL

Fs: 44 Hz
SD: 125 cm²
Re: 6.18 Ohm
Qms: 2.13
Qes: 0.59
Qts: 0.46
Vas: 21
BL: 6.14
Lvc: 0.4 mH

Unser Simulationstool LASIP sagt uns das sich der Gradient offensichtlich in einer 34 Liter großen Bassreflexbox ganz wohl fühlt und in diesem Volumen schon beeindruckend tief spielt.

Mit unserem Online-TQWT-Simulationstool für Abonnenten, haben wir dann auch eine erste Vorstellung bekommen wie die TQWT aussehen wird.

Um nun einen Vergleich der Simulationen zu bekommen, müssen wir ein Simulationstool benutzen das sowohl Bassreflex UND TQWT beherrscht. Da gibt es unseres Wissens nach nur eines, die Martin King Sheets für den MathCad Explorer.

Die Dateneingabe erfolgt, wenn man die Grundbedingungen beachtet, sehr schnell, so dass man beeindruckend genaue Simulationen der verschiedenen Gehäuseformen erhält. Hier die Parametereingabe der Bassreflexbox.

Um die Box auf die von Lasip errechneten 34 Liter zu bekommen gibt man im King-Sheet für die die Grundflächen S0 und SL jeweils 19 x 37 cm ein. Mit der Höhe 50 cm ergibt sich dann 35 Liter, ein hinreichend genauer Wert um die Konstruktionen zu vergleichen. Das vermeintlich zu große Volumen wird ja durch die Chassis, Weichenbauteile und eventuelle Verstrebungen wieder kleiner.
Wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass wir die Innenbreite des Gehäuses mit Absicht auf 19 cm festgelegt haben, weil die TQWT genau so breit ist und wir dadurch in die Lage versetzt werden identische Schallwandabmessungen für beide Lautsprecher einzustellen.

Für die TQWT ergibt sich bei Martin King folgendes Bild

Jetzt kommt der spannende Teil der Simulation. Endlich zu sehen wie den wohl der zu erwartende Tiefgang für beide Konstruktionen ausfällt. Ich möchte euch da jetzt auch nicht länger warten lassen und nur noch eines anmerken. Wenn sich in der Praxis ein ähnliches Ergebnis einstellt wie in der Simulation, bekommen wir mit beiden Varianten beeindruckend tief spielende Lautsprecher. Welchem Prinzip man den Vorzug geben will muss jeder für sich selbst entscheiden, entweder nach Gefühl welche Version man besser findet, oder bei einem Hörtest in unseren Räumen.

Hier nun die Simulation der Frequenzgänge der Probanten, zunächst die Bassreflexbox

Die TQWT zieht hier ein wenig tiefer und etwas leiser, was ihr im Raum nach unserer Erfahrung allerdings gut tut. Wer die Reflexbox etwas größer baut und etwas tiefer abstimmt dürfte das auch hinbekommen.

Die Impedanzkurven zeigen ein nicht ganz unähnliches Verhalten so das man sich wirklich vorstellen kann das beide Gehäuse eng miteinander Verwandt sind.

Bassreflex

TQWT

Hier der Anteil der Rohre am Gesamtgeschehen.

Bassreflex

TQWT

Wie die verschiedene Konstruktionen Einfluss auf das Hubverhalten des Chassis nehmen, sieht man in den nächsten beiden Grafiken.

Bassreflex

TQWT

 

Auch das simulierte Impulsverhalten zeigt keine sehr großen Unterschiede, die TQWT ist leicht unruhiger aber dafür geringfügig schneller fertig.

Bassreflex

TQWT

Als erstes Fazit kann sagen das beide Simulationen sehr gleich aussehen und eigentlich die Bassreflexbox wegen des kleineren Gehäuses vorzuziehen ist. Da wir ja schon einige TQWT´s und auch Bassreflexlautsprecher gebaut haben, wissen wir das es da noch mehr gibt als die Simulation.
Rein von der Gehäusegröße her, die bei der Reflexbox 35 Liter und bei der TQWT 62 Liter beträgt, steht es 1:0 für die Reflexbox. Ob die TQWT mit ihrem Standardgehäuse besser, anders klingt als die Reflexversion in ihrer Standardversion, müssen Messwerte und Hörteste ergeben. Wir müssen uns also irgendwann aufraffen und beide Boxen bauen. Die genauen Gehäusebaupläne und Messergebnisse werden wir dann im Abonnententeil veröffentlichen. Ein klangliches Fazit wird es geben, wenn wir einer genügend großer Zahl von Hörern die Möglichkeit gegeben haben beide Lautsprecher zu beurteilen. Da würde sich natürlich unsere HiFi-Music-World anbieten

Es bleibt spannend!

Kommentare

wolfgang520
11 jahre vor
Mit dem W5-1138SMF habe ich eine Vergleichsrechnung bezogen auf das Gehäusevolumen durchgeführt.
In der Version TQWT benötige ich 38,4 Liter Innenvolumen für die Box.
Die TML erfordert dagegen nur 20,7 Liter nach Bailey. Dem ersten Eindruck folgend wäre demnach die TML, bei vermutlich gleicher Tieftonausbeute, im kleineren Gehäuse unterzubringen.

Gruß

Wolfgang
wolfgang520
12 jahre vor
Hallo HiFi-Selbstbau,

da man immer wieder die unterschiedlichsten Meinungen zu beiden Bauarten hört, wäre ein praktischer Vergleich durchaus zu begrüßen.

Ich wünsche Euch genügend Zeit für den Bau und den Vergleich der beiden Versionen.

Gruß

Wolfgang

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