Bändchenlautsprecher im Selbstbau
Lautsprecher-Selbstbau meint in der Regel, dass man serienmäßige Chassis kauft, ein Gehäuse drumrumbaut und mit ein paar Kondensatoren, Spulen und Widerständen verschaltet.Die "Königsdisziplin" ist jedoch, ein Chassis von Grund auf selber zu bauen. Das ist zwar auch kein Hexenwerk, da man die Bauteile zum Teil fertig kaufen kann, aber wenn man etwas "Ungewöhnliches" will (wie z.B. den inversen Koaxal-Lautsprecher von Audio Consequence) dann wird die Luft ganz schön eng. Das Ergebnis ist zudem noch wenig vorhersehbar und nicht zwangsläufig besser als das, was man fertig kaufen kann.
Eine Ausnahme stellen Bändchen-Lautsprecher dar. Hier ist die Mechanik - zumindest im Prinzip - recht einfach, und außer den Magneten gibt es kaum exotische Zukaufteile. Man muss "nur" über gute Metallverarbeitungsmöglichkeiten verfügen. Ach ja, und da wären dann noch die vielen kleinen Details und Fallen, in die man hineintappen kann . . .
Um so mehr freut es uns hier ein Bändchen vorstellen zu können, dass in völliger Eigenregie von unserem Abonnenten Yogibär gebaut wurde. Die "Entstehung" des Bänchens hat er bereits seit Monaten im Forums beschrieben.
Wir haben ein Datenblatt des Prototypen erstellt und uns ein paar Gedanken gemacht, warum sich das Bändchen so misst wie es sich misst, und was man da eventuell sogar noch verbessern könnte (wenn es denn stimmt was wir uns so gedacht haben).
Viel Spaß mit einem Datenblatt der besonderen Art über ein Selbstbauchassis der besonderen Art.
Chassis-Datenblatt ©
www.hifi-selbstbau.de So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen |
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Hersteller: Yogibär | Typ: DIY-Bändchen, aktiv | Vorstellung im Forum | ||
Foto des Chassis |
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Impedanzmessung von Yogibär (Bändchen + Übertrager)
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Membranfläche: | Höhe des Bändchens: Breite des Bändchens: -> Membranfläche Sd: |
380 mm 25 mm 95 cm² |
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TSP Messung nicht möglich da aktiv (auch passiv keine Resonanz erkennbar) | ||||
Im Folgenden wurde das Bändchen nur oberhalb von 400 Hz angeregt.
Pseudorauschen > 1000 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB) {audio}/images/stories/chassis/DIYribbonYB/YB_1oA_100cm_SPLdegH.mp3{/audio}
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Sprungantwort (ohne Abdeckung, 100 cm, 0°) Zerfallspektrum (ohne Abdeckung, 100 cm,
0°)
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Klirrfaktor bei 80 bis 100dB/1m (Halbraum)
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Kompletter Datensatz beider Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad
und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang
als TXT-Datei, ZIP, 51 kB) |
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Unsere Meinung:
HiFi-Selbstbau-Fazit: Das DIY-Bändchen von Yogibär ist "Selbstbau at its best"! Nach dem Bändchen-Selbstbau von Michael Gaedtke ist dies schon die 2. ernstzunehmende Eigenentwicklung auf dem Sektor, und mit fast 40 cm Länge immerhin fast doppelt so lang wie das von Michael Gaedtke. Der Zusammenbau soll nicht ganz einfach sein und statt "Holzwürmern" sind hier eher "Metaller" gefragt. Ach ja, ein bisschen E-Technik-Kenntnisse für den Stromverstärker wären auch nicht schlecht . . . Wir sind auf den Baubericht von Yogibär (samt Kostenaufstellung) gespannt und können nur sagen, dass er technisch seine Hausaufgaben auf jeden Fall gemacht hat. Bei der Riffelung des Bändchens und der Einspannung sehen wir aus den Messungen noch etwas Verbesserungspotenzial, ob da in der Praxis noch was geht hören wir vielleicht von Yogibär. Ich habe das "Band" jedenfalls wie ein rohes Ei behandelt, damit ich es bloß nicht wechseln muss (und die Messergebnisse möglicherweise dann schlechter ausfallen). Immer nach dem Motto: lieber etwas zu viel Respekt vor der Technik als zu wenig . . ." |
Kommentare
schönes Teil! Mit einem Strom-Verstärker habe ich auch experimentiert. Daher nur eine neugierige Nachfrage: wozu ein Übertrager, wenn Du einen Strom-Verstärker einsetzt? Ein Übertrager lässt sich doch auch an einem völlig normalen Spannungs-Verstärker betreiben. Anders herum gefragt: Ein Strom-Verstärker käme doch auch direkt mit dem niederohmigen Bändchen zurecht.
Gruß von
Michael Gaedtke
das siehst Du korrekt. Der TDA liefert nur den anregungsabhängigen Strom, muß aber bei höherer Impedanz eine höhere Spannung liefern, damit der besagte Strom tatsächlich fliessen kann. Hier kann der TDA dann an die Betriebsspannungsgrenze kommen und clippt.
Die Stromsteuerung ist m.E. dennoch der richtige Weg, da Strom x Leiterlänge und nicht Spannung x Leiterlänge für die Auslenkung der Membran sorgen. Ansonsten hätte eine steigende Impedanz bei Spannungssteuerung einen Abfall des Leiterstroms und damit des Schalldrucks zur Folge.
Die Klemmenspannungen des Trafos spiegeln dieses Verhalten wider.
Guß
Yogibär
"hier dürfte aber der TDA7294 am Ende sein, da er wegen der zunehmenden Impedanz (16 Ohm bei 20 kHz gegenüber 7 Ohm bei 1 kHz) zunehmend hohe Leistung liefern muss."
M.E. muß ein Strom-Amp bei 16 Ohm nur eine höhere Spannung liefern, um den ansteuerungbedingten Stromfluß zu gewährleisten; bei einer Aussteuerung bis ca. 25 Volt eff. (Versorgungsspannung?) dürfte dabei eine Leistungs von (nur) ca. 40 W abgerufen werden. Gegenüber von ca. 90 W bei 7 Ohm. Das kann der TDA spielend.
Frage ist eigentlich, ob bei der angegebenen Impedanzverlauf (?) ein Strom-Amp überhaupt Vorteile bringt? Mich würde mal der jeweilige Spannungsverlauf am Trafo (primär/sekundär) interessieren.
didi
ganz herzlichen Dank für den tollen und sehr aussagekräftigen Bericht. Mich hat das Klirrverhalten auch überrascht. Ich glaube,mein zweites Bändchen, das eine straffere Einspannung der Folie hat, scheint da gutmütiger zu sein.
Ich hatte seinerzeit im Forum bereits vermutet, dass das schwingende Bändchen der kritische Teil des Wandlers ist. Wahrscheinlich stimmt's.
An diesem Problem werde ich weiterarbeiten, sobald ich das gute Teil wieder abgeholt habe.
Viele Grüße
Yogibär