Absorptionsmaterial in Bassreflexgehäusen

Bei geschlossenen Gehäusen muss der "nach hinten" ins Gehäuse abgestrahlte Schall - unserer Meinung nach - möglichst effektiv absorbiert werden. Ansonsten würde er nämlich an den Gehäusewänden reflektiert werden und zum Teil wieder auf die Membran treffen. Dort würde die zu diesem Zeitpunkt eigentlich erwünschte Bewegung der Membran durch den von hinten auftreffenden Schalldruck "aus dem Tritt kommen" - was per Definition nicht erwünscht ist. Der Schall wird aber nicht nur einmal reflektiert sondern an jeder einzelnen Wand - das Chassis würde also von einer Anregung gleich mehrmals "aus dem Tritt kommen".

Einige Leute verteufeln jegliche Form von Absorption - dies würde der Musik "Energie entziehen". Wie man oben sieht wird aber nicht der Musik Energie entzogen sondern dem "Abfallprodukt" der Musik, der Schallreflexion im Gehäuse, welches den Schall "einsperrt".

Bei Bassreflexgehäusen passiert dasselbe - aber hier will man ja eigentlich den rückwärtigen Schall nutzen, ihn also gerade NICHT absorbieren (= in Wärme umwandeln). Andererseits will man auch keine stehenden Wellen im Gehäuse haben, die auf die Membran zurückwirken (wenn die halbe Schallwellenlänge gerade zwischen 2 parallele Wände passt schaukeln sich die Reflexionen zu einer stehenden Welle auf).
Erschwerend kommt beim Bassreflexgehäuse hinzu, dass das Gehäuse ja nicht komplett geschlossen ist sondern dass der Schall durch das Bassreflexrohr nach draußen gelangen kann. "Eigentlich" sollte aus dem Bassreflexrohr ja nur die erwünschte Bassverstärkung heraus kommen. Aber Schallwellen mit anderen Frequenzen können nicht beliebig unterdrückt werden. Überall dort, wo es stehende Wellen im Gehäuse gibt kommt auch mehr Schall aus dem Bassreflexrohr. Und - last but not least - hat auch das Bassreflexrohr selber Rohrresonanzen, die es besonders gerne durchlässt.

Der folgende Artikel soll diese Problematik am Beispiel des Bassreflexgehäuses unseres Abonnenten "hörnchen" zeigen - und wie man einen Kompromiss zwischen Bassreflexverstärkung und Resonanzvermeidung finden kann.

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Kommentare

hörnchen
9 jahre vor
Super Bericht, wie immer, Ursache und Wirkung einfach erklärt. Die Störung bei 155 Hz wird, wie von schon von dir angeregt!, mit einem Querbalken eliminiert. Wenn die Kisten bei mir zuhause sind, werde ich die Messung am BR nachreichen, vielleicht verschwindet das Fragezeichen?

Danke
Franky
9 jahre vor
Baue ja gerade die XRay. Durch diesen Artikel hab ich mal näher nachgeforscht und Ergebnisse gefunden.

Vielen Dank
Senger Dennis
9 jahre vor
Sehr verständlich geschrieben, gerade das mag ich an "hifi-selbstbau"...
Ich will mehr davon :woohoo:
plasma
9 jahre vor
Klasse Beitrag ! Danke ! Hier lernt man was fürs Leben.
2
ZwackHKH
9 jahre vor
Auch oder gerade auch für Einsteiger oder Nachbauer, die zu großen Respekt vor einer Eigenentwicklung haben sehr informativ! :woohoo: :unsure:
DANKE!!
Benjamin Jobst
9 jahre vor
1A Beitrag, was mir hier allerdings noch fehlt, da es sich hier ja
eher um die Betrachtung von Topteilen/Sats dreht:
Die Position+Geometrie vom Port.

Diese hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss und kann teils
enorme Auswirkungen haben.
Der Trick ist also nicht nur korrekte Bedämpfung, sondern auch der korrekte Port an korrekter Position ;-)
1
Pico
9 jahre vor
Hi Jobsti,

eine Box mit 90 cm Höhe, 54 cm Breite und 48 cm Tiefe und 18"-Bestückung würd eich jetzt nicht als Topteil/Sat bezeichnen, oder?

Aber das mit der Position des BR-Kanals bzw. Rohrs stimmt natürlich. Ein akustischer Ober-GAU wäre, wenn das Rohr bei der Frequenz X eine Rohrresonanz hätte (ACHTUNG: nicht die PHYSIKALISCHE Länge des Rohres nehmen sondern die AKUSTISCHE*), das Gehäuse dort eine stehende Wellle hätte UND sich die Rohröffnung auch noch dort befinden würde wo die stehende (Gehäuse-) Welle ihr Druckmaximum hat.

Ein Rohr bzw. Kanal am Boden ist da eigentlich ungünsitg, denn da haben alle stehenden Wellen in vertikaler Richtung ihr Druckmaximum.

Gruß Pico

*Das BR-Rohr ist akustisch länger, weil auf beiden Seiten noch ein Luftpfropfen mitschwingt (je ca. 80% des Rohrdurchmessers)
Benjamin Jobst
9 jahre vor
Hoi Pico,

gut, die Länge der Kiste hatte ich jetzt nicht beachtet ;-)
Aber gerade bei Topteilen merke ich recht oft, was Position und Geometrie doch ausmachen kann, auch mit korrekter Bedämpfung der Kiste.

Gerade wenn die Ports recht kurz werden und nahe der Membran sind,
gibt's doch recht viel Rückwärtigen Schall aus der Öffnung, da hilft auch
Bedämpfen netmehr so viel, oder man muss tricksen.
Da hat man idR. weniger Probleme mit runden Ports.
Ports vergrößern und dadurch länger machen, ist oft auch der falsche Weg,
da uns die Portresos dann gerne einen Strich durch die Rechnung machen.

Kommt dann noch eine Reflexion oder gar stehende Welle dazu, oh weh ;-)
Hier hilft idR. sehr gut: Rückwand nicht parallel machen, sondern schräg, am besten auch die Seitenwände.

Bei Bässen kann es subjektiv klanglich etwas fetter und wärmer wirken, muss aber nicht.
Meine Meinung zum Thema ventilierte Bässe: Ausprobieren.

In den Kisten haben wir ja auch oft weitere Störgeräusche, wie Klappern von Kabeln, Litzen usw... oder auch sonstige "Oberwellen/Geräusche",
da kann Bedämpfung durchaus viel aus machen.


Bei BR Bässen gilt meiner Meinung nach: Port schön groß, damit er auch recht lang werden kann, so haben wir weniger hochfrequentes "im" Kanal,
gerade Eckports sind hier recht freundlich.
Jedoch sollte man nicht zu lang werden, sonst rutschen und die Portresos zu weit runter, ebenfalls klingt's dann recht bescheiden, siehe den ESW 1080 ;-)
FlorianK
9 jahre vor
Klasse Artikel!!

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