Advent, Advent...der dritte folgt zugleich

 

Nach dem hervorragend getesteten OMNES AUDIO MW5.0Alu gibt es nun mit dem OMNES AUDIO MW8.0Alu einen größeren Bruder in gleicher Optik. Blue Planet nennt ihn OMNES AUDIO W8 Alu Silver und möchte ihn damit wohl gerne zum "Nachfolger" des OMNES AUDIO W8 Alu (silber) ernennen - obwohl er eine Nennimpedanz von 4 Ohm hat statt der 8 Ohm des Originals.

Neben der schlichten, hübschen Optik punktet der MW8.0Alu mit einem günstigen Preis - da liegt es doch nahe mal zu probieren ob man den W8.0Alu nicht auch als Bass in der DreiZwo Mk2 einsetzen kann - denn der ursprüngliche W8 Alu ist ja bei Blue Planet nicht mehr verfügbar (weil wir die Reste aufgekauft haben ;-) ).

Unser detailliertes Datenblatt klärt, was der OMNES AUDIO MW 8.0 Alu so drauf hat - und ob er als Bass in der DreiZwo Mk2 eingesetzt werden kann . . .

 

Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller / Vertrieb: OMNES AUDIO / BPA Typ: MW 8.0 Alu, 4 Ohm Datenblatt des Herstellers

Foto des Chassis


Der äußere Eindruck:

Von vorne sieht der MW 8.0 Alu wirklich chic aus: die silberne Alumembran mit der ebenfalls silbernen inversen Staubschutzkalotte aus demselben Material wirkt ausgesprochen elegant. Der Druckgußkorb mit 6 Befestigungsschrauben und die Gummisicke runden den positiven optischen Eindruck von vorne ab.
Von hinten fallen die 8 schmalen Stege zur Magnetanbindung auf und die flache Zentrierspinne, die völlig offen liegt - das sieht alles sehr nach SEAS aus.


Der 110 mm durchmessende Magnet ist für die 38 mm durchmessende Schwingspule ordentlich motorisiert. Die Schwingspule ist direkt hinter der Anbindung zur Zentrierspinne 4x "durchlöchert" - das sorgt für eine gute Belüftung und reduziert die bewegte Masse. Eine 12 mm durchmessende Polkernbohrung sorgt auch hier für eine entsprechende Belüftung.


Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
180 mm
154 mm
0 mm
219.0 cm²
TSP aus Messung mit Zusatzmasse
(Mittelwert und Streuung von
2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquivalentes Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
38.73 Hz (+/-0.7%)
3.74 Ohm (+/-0.8%)
4.294 (+/-1.2%)
0.478 (+/-0.1%)
0.430 (+/-0.3%)
34.09 gr (+/-1.6%)
33.69 dm³ (+/-3.0%)
8.06 N/A (+/-0.9%)
91.34 dB (+/-0.00)

Die TSP:

Im Impedanzverlauf sind keine Membranresonanzen zu erkennen - obwohl im Frequenzgang eine Resonanz bei 6 kHz deutlich erkennbar ist.

Die Resonanzfrequenz ist moderat vom Anregungspegel abhängig, sie ändert sich bei Erhöhung der Anregung von -18 auf +6 dB um 8.0%.

Die ermittelten TSPs weichen z.T. nur gering von den Herstellerangaben ab:

TS-Parameter Einheit HiFi-Selbstbau OMNES AUDIO Abweichung
Resonanzfrequenz Fs
Gesamtgüte Qts
Äquiv. Luftvolumen Vas
Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
Gleichstromwiderstand Rdc
Effektive bewegte Masse Mms
Kraftfaktor BL
[Hz]
[-]
[dm³]
[dB/2.83V/m]
[Ohm]
[gr]
[N/A]
38.73
0.43
33.69
91.34
3.74
34.09
8.06
35.89
0.45
37.3
91
3.7
33.66
7.53
7.9%
-4.4%
-9.7%
0.34
1.1%
1.3%
7%

Auffällig ist der starke Impedanzanstieg zu hohen Frequenzen - bei einem Schwingspulendurchmesser von 38 mm lässt dies auf eine lange und/oder 4-lagig gewickelte Schwingspule schließen (und auf den Verzicht von induktionsmindernden Maßnahmen wie Kurzschlussringe etc.).
Die bewegte Masse ist mit 34 Gramm für einen 20cm Tieftöner leicht erhöht, aber der W8 Alu (silber) hatte auch 32 Gramm. Der MW8.0Alu hat jedoch eine deutlich höhere Resonanzfrequenz (39 statt 27 Hz) und kommt daher nicht so tief runter wie der W8 Alu (silber). Dafür ist das Äquivalentvolumen mit knapp 34 Litern fast nur halb so groß wie beim W8 Alu (silber).
Der relativ hohe Wirkungsgrad von 91.3 dB/2.83V/m (berechnet aus TSPs) ergibt sich durch die Nennimpedanz von 4 Ohm und entspräche 88.3 dB/W/m.

Die Streuung der TSPs ist sehr gering, das lässt auf eine gute Serienkonstanz schließen.

Und was sagt LASIP zu den TSPs?

In einem geschlossenen Gehäuse von 20 Litern geht es nur bis 63.5 Hz runter (Qtc = 0.71, rote Kurve). In einer 40 Liter großen Bassreflexbox geht es immerhin bis 34 Hz runter (blaue Kurve). Wer nur 30 Liter abzwacken kann stimmt auf 34 Hz ab und kommt dann bis 40 Hz runter.


Der Frequenzgang:

. . . fällt auf Achse oberhalb von 150 Hz kontinuierlich um ca. 2 dB/Oktave - das kommt von der hohen Schwingspuleninduktivität. Erst oberhalb von 3 kHz bäumt sich der Frequenzgang noch einmal auf und übertrifft bei 6 kHz um ca. 2 dB den Pegel bei 150 Hz.
Die Bündelung setzt ab ca. 1.2 kHz ein. Vergleicht man die Winkelfrequenzgänge so ist der Pegelabfall bis 3 kHz schön gleichmäßig, es sind keine Störstellen erkennbar.
Damit bietet sich der OMNES AUDIO MW 8.0 Alu scheinbar nur als Subwoofer bzw. Tieftöner in einem 3-Wege-System an. Wenn man den MW8.0Alu aber in eine 27 cm breite Box einbaut kompensiert sich der Pegelanstieg zu tiefen Frequenzen hin ungefähr mit dem Schalldruckabfall durch den Bafflestep: so betrieben stört der Abfall im Frequenzgang gar nicht mehr sondern ist vielmehr willkommen und erspart eine große Spule in der Frequenzweiche - wie eine Simulation mit Boxsim zeigt:


OAMW80Alu TMT Boxsim Layout2


Unsere Abonnenten können sich hier das Boxsim-Projekt herunterladen

Die Streuung der beiden Chassis ist selbst im Bereich der Membranresonanzen gering - ein erneutes Zeichen für eine gute Serienkonstanz.

Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)


Die Sprungantwort sieht fast aus wie aus dem Lehrbuch - es ist lediglich überlagert durch das Nachschwingen der Membranresonanz bei 6 kHz.
Das periodenskalierten Zerfallspektrum sieht ebenfalls sehr gut aus - bis auf die Membranresonanz, die deutlich länger ausklingt.

Sprungantwort (Chassis 3, 20 cm, 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 3, 20 cm, 0°)


Die Pegellinearität:

Bei einer Anregung von 2 bis 20 Volt (das entspricht einem mittleren Schalldruckpegel von 86 bis 106 dB in 1 m Abstand und einer Leistung von 1 bis 100 Watt) sind oberhalb ab +16 dB vermehrt Linearitätsfehler > 0.5 dB erkennbar. Ab +19dB steigen die Linearitätsfehler > 150 Hz zwischen sprunghaft an.


Der Klirrfaktor:

Die Klirrkomponente K2 zeigt oberhalb von 70 Hz bis 2500 Hz ein weitgehend lineares Verhalten (mit leicht abfallender Tendenz) und steigt moderat mit dem Anregungspegel. Der unharmonische K3 bleibt bis ca. 1 kHz auf niedrigem Niveau, steigt dann aber bis 2 kHz (ca. 1/3 der Membranresonanz um 6 kHz) sehr stark an. Von den höheren Klirrkomponenten sind nur noch K5 und K7 erwähnenswert, die auch beide die Membranresonanz widerspiegeln (K5-Maximum bei 6/5 = 1.2 kHz, K7-Maximum bei 6/7 = 850 Hz). Bei 100 dB mittleren Schalldruckpegel steigen K4, K6 und K8 sprunghaft an.

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 dB liegt K2 zwischen 50 und 1000 Hz im Mittel bei moderaten 0.242 / 0.44 / 0.823 / 1.560 / 2.937 %. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von noch geringen 0.212 / 0.237 / 0.266 / 0.316 / 0.521 %. Selbst bei 100 dB mittlerem Schalldruckpegel (das entspricht einem Anregungspegel von 9.75 Volt an 3.74 Ohm = 25 Watt) "explodiert" der Klirrfaktor < 700 Hz noch nicht (außer im Bereich der Membranresonanz und bei tiefen Frequenzen).

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre K2 im untersuchten Pegel- und Frequenzbereich weitgehend unhörbar - lediglich bei sehr tiefen Frequenzen und höheren Pegel besteht die Chance K2 zu hören (85 dB < 25.1 Hz, 90 und 95 dB < 26.6 Hz, 100 dB < 33.5 Hz). Auch K3 ist bei tiefen Frequenzen und höheren Pegeln hörbar (< 28.2 Hz bei 80 dB bis < 37.6 Hz bei 100 dB) - das geht für einem 20er in Ordnung. Aber auch im mittleren Frequenzbereich ist K3 zwischen 473 und 2661 Hz leicht oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Bei höheren Pegeln nimmt K3 kaum zu, daher ist er bei 100 dB mittlerem Schalldruckpegel "nur" von 596 bis 2661 Hz wahrnehmbar. K4 ist nur ab 95 dB mittleren Schalldruckpegel hörbar (bei 100 dB < 33.5 Hz und zwischen 794 und 1679 Hz). K5 verhält sich ähnlich wie K3 und ist zwischen 447 und 1679 Hz wahrnehmbar. Beide Chassis verhalten sich weitestgehend identisch - ein weiteres Zeichen für eine gute Serienkonstanz

Klirrfaktor bei 80 bis 100dB/1m (Halbraum, 20cm)


MW 8.0 Alu als Ersatz für den W8 Alu:

In unserer DreiZwo Mk2 wird ein OMNES AUDIO W8 Alu eingesetzt - den es bei Blue Planet leider nicht mehr gibt (wir haben uns die Restchassis gesichert). Es wäre natürlich schön, wenn man stattdessen einfach auch den MW 8.0 Alu nehmen könnte. Hier mal eine Simulation der Frequenzweiche der DreiZwo Mk2 mit beiden Chassis auf Basis der TSPs (gestrichelt = W8 Alu, durchgezogen = MW 8.0 Alu):


-> mit dem MW 8.0 Alu ergibt sich eine Überhöhung um 5 dB bei 100 Hz
-> ein Austausch der Tieftöner ohne Anpassung der Frequenzweiche ist nicht möglich

Auch durch Veränderung der Werte der Frequenzweichenbauteile lässt sich diese Überhöhung kaum reduzieren: immerhin ist der MW 8.0 Alu ja um 150 Hz ca. 3 dB lauter als der W8 Alu:

Erschwerend kommt hinzu, dass der MW8.0Alu ja ein 4 Ohm-Chassis ist, während der W8 Alu eine Nennimpedanz von 8 Ohm hat -> für den MW8.0Alu müsste der Wert der Spule vor dem Tieftöner theoretisch halbiert und der Wert des Kondensators verdoppelt werden (wenn denn der Frequenzgang identisch und der Impedanzverlauf "halbiert" wäre - was beides nicht zutrifft).


HiFi-Selbstbau-Fazit:

Der OMNES AUDIO MW 8.0 Alu (4 Ohm) sieht nicht nur chic aus, sondern überzeugt auch mit hervorragenden Messwerten in unserer Folterkammer:

  • die TSPs versprechen eine untere Grenzfrequenz von 34 Hz in einem 40 l großen Bassreflexgehäuse
  • der Frequenzgang verläuft bis 2000 Hz wie mit dem Lineal gezogen (mit einem Abfall von ca. 2 dB/Oktave ab 150 Hz)
  • hohe Anregungen im Bassbereich werden zwar mit Klirrfaktor quittiert, aber dank relativ harter Einspannung schlägt das Chassis nicht an
  • die Klirrkomponenten liegen bis 1 kHz nur knapp über der Wahrnehmbarkeitsgrenze - auch bei höheren Pegeln
  • die Exemplarstreuung ist in allen Disziplinen sehr gering

Damit empfiehlt sich der OMNES AUDIO MW 8.0 Alu für vielfältige Einsatzgebiete bis hin zum Tief-/Mitteltöner in einem bei 1.2 kHz getrennten 2-Wege-System. Der Leistungs-Wirkungsgrad liegt mit knapp 88 dB/W/m nicht besonders hoch, aber Dank 4 Ohm Nennimpedanz liegt der Spannungs-Wirkungsgrad mit 91 dB/2.83V/m höher als normal.

Mit einem UVP von 49 € ist der OMNES AUDIO MW 8.0 Alu ein absolutes Schnäppchen!

 

Kompletter Datensatz von 2 Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 94 kB)

 

Kommentare

ElektroHeini
4 jahre vor
Der in der DreiZwo Mk2 verwendete Tieftöner Omnes Audio W8 Alu ist doch identisch mit dem nach wie vor erhältlichen Dayton Audio RS225-8 (nur dass dieser eine schwarze Membran bei schwarzem Phaseplug hat), oder liege ich da falsch? Wenn die Membran nicht unbedingt silbern sein muss, wäre die Suche nach einer anderen Alternative demnach überflüssig.
BluePlanet
4 jahre vor
Hi,
das ist das Dilemma der Konus Lautsprecher. Die TSP (wenn Praxisgerecht) sind alle identisch. Oder fast...

Gruss,
Nick
vr-crack
4 jahre vor
Nicht schlecht, trotzdem: eine zusätzliche 8 Ohm Variante wäre besser für Doppelbestückung geeignet. Mit 2 parallelen 4 Ohm Chassis dürfte mancher Amp Probleme bekommen. Durch den hohen Spannungswirkungsgrad wird die Auswahl an Mitteltönern bei Passiv-Betrieb auch eng...
BluePlanet
4 jahre vor
Neeee... vom Coax bis über z.B. W4-657 oder BB 3.AL (Dappo...) passt so ziemlich alles an Mitteltönern. Breitband (FAST...) auch geil. Die 4 Ohm sind schon bewusst gewählt. Doppel 8 Zoll wird so gut wie nie verkauft... Da sind dann 80 bis 100 Liter ein "MUSS"...
Was bringen 2 Chassis? Schalldruck... die brauche ich in den meisten Räumen aber nicht... oder selten. Meine Meinung...
Gruss,
Nick
ede
4 jahre vor
wobei ihr in euerem Bauvorscjlag für die 3/2MKll geschrieben habt: -> seitlich nach außen strahlend (schwarze Kurve) ergibt sich schon ein recht linearer Frequenzgang im Bassbereich.
Bei nach innen strahlender Aufstellung, und der damit einhergehenden Senke im 100Hz-Bereich, müsste er dann doch eigentlich genau der richtige sein. Oder?
BluePlanet
4 jahre vor
Danke für den Test. Der MW 8 überrascht mich immer wieder. Testweise auch in einer TQWT wird der zum Monster. Falsch abgestimmt, natürlich... ;-)

Gruss,
Nick

You have no rights to post comments

Wir benutzen Cookies
Achtung, Hinweis! Wir verwenden auf unserer Webseite Cookies nur zu technischen Zwecken. Unbedingt erforderliche Cookies können nicht abgewählt werden, alle anderen schon.