Großer Tief-/Mitteltöner aus der SEAS Prestige

Die Kombination aus 25cm Bass und 28mm Kalotte der SEAS Prestige ist schon extrem - da wollten wir nach dem Chassistest des Hochtöners SEAS T29CF002 Crescendo natürlich auch wissen wie gut sich der Bass schlägt. Na ja, eigentlich wollten wir nur wissen ob die Delle bei 500 Hz (die wir im Nahfeld gemessen haben) vom Bass selber kommt oder ob das von der Weiche kommt oder vom Gehäuse . . . Und so haben wir zumindest ein Chassis einem Test in unserer Folterkammer unterzogen, denn die Kurzanalyse der SEAS Prestige hatte ja schon gezeigt, dass beide Boxen sehr identische Frequenzgänge haben.

 

 

 

 

Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: SEAS Typ: CA26RFX, 8 Ohm Datenblatt des Herstellers

Foto des Chassis
 


 

 

Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
234 mm
191 mm
0 mm
354.7 cm²
TSP (Anregung -12 dB): Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquiv. Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
35.87 Hz
6.75 Ohm
2.710
0.509
0.429
39.60 gr (Herstellerangabe)
87.55 dm³
10.39 N/A
91.65 dB

Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)

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Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm, 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm, 0°)

 


Klirrfaktor bei 85 bis 100dB/1m (Halbraum)

 


 

Kompletter Datensatz eines Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 39 kB)
Hinweis: Chassis aus gebrauchter SEAS Prestige!


Unsere Meinung:
  • Der äußere Eindruck:
    Der SEAS CA26RFX sieht von vorne ziemlich unspektakulär aus: dezenter Druckgusskorb, beschichtete, ungeprägte Papiermembran, Gummisicke. Letztere ist eher etwas breit und dick geraten und deutet eher auf hohe Auslenkung denn auf hohe obere Grenzfrequenz hin. Auch die 51 mm durchmessende Schwingspule und der lineare Hub von +/- 7 mm deuten in diese Richtung.
    Auch von hinten wird es nicht viel spannender - nur die völlig frei liegende Zentrierspinne und die filigranen Streben des Druckgusskorbes deuten darauf hin, dass das Chassisdesign noch nicht allzu alt.


      

  • Die TSP:
    Die gemessenen TSPs weichen zwar deutlich von den Herstellerangaben (in Klammern) ab, dies kann jedoch weitestgehend durch eine zu wenig nachgiebige Aufhängung erklärt werden.

     

    TS-Parameter Einheit HiFi-Selbstbau SEAS Abweichung
    (original)
    HiFi-Selbstbau
    (33% weicher)
    Abweichung
    (33% weicher)
    Resonanzfrequenz Fs
    Gesamtgüte Qts
    Äquiv. Luftvolumen Vas
    Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
    Gleichstromwiderstand Rdc
    Effektive bewegte Masse Mms
    Kraftfaktor BL
    [Hz]
    [-]
    [dm³]
    [dB/2.83V/m]
    [Ohm]
    [gr]
    [N/A]
    35.87
    0.429
    87.55
    91.65
    6.75
    39.6
    10.39
    29
    0.34
    129
    90.5
    6.3
    39.6
    10.7
    23.7%
    26.2%
    -32.1%
    1.15



    29.36
    0.351
    130.67
    1.15



    1.2%
    3.3%
    1.3%
    1.15



    Eine Resonanzfrequenz von knapp 36 Hz verbunden mit einer Gesamtgüte von knapp 0.43 versprechen im Bassreflexgehäuse eine untere Grenzfrequenz von 33 Hz. Das Volumen beträgt dann allerdings 100 l, viel kleiner lässt sich eine Standbox für das immerhin 269 mm breite Chassis aber auch kaum bauen wenn der Hochtöner auf Ohrhöhe sein soll . . .

    Geschlossen ist ohne Entzerrung kein echter Tiefgang zu erwarten, mit 6 dB Bassanhebung ginge es in 50 Litern aber auch bis 39 Hz runter.
    Ein Gehäuse mit Vorkondensator ginge gemäß unserem ONLINE-Tool in 18 Litern bis 56 Hz runter (Vorkondensator 470 uF) und würde sich gut als High-Power-Satellit machen.

    Im Impedanzverlauf deutet sich der Einbruch bei 500 Hz (Sickenresonanz) deutlich und die Membranresonanz bei 2.5 kHz leicht an.

  • Der Frequenzgang:
    Beim Frequenzgang fällt zunächst der Einbruch um 500 Hz auf, der sich auch im Impedanzverlauf wiederfindet. Hier schwingt üblicherweise die Sicke und der Membranrand in Gegenphase zur Schwingspule und die Schallanteile löschen sich so im Fernfeld aus. Das Zerfallspektrum mit konstanter Zeitachse (Frequenzauflösung 44100/512 = 86 Hz -> Mittelung über 11.6 ms, alle 3/44100 = 0.068 ms gibt es ein "neues" Spektrum) zeigt "schön", dass die Energie dabei "zurückreflektiert" wird. Das periodenbasierte Zerfallspektrum (Farbkarte) zeigt dieses Verhalten nicht, da über einen größeren Zeitraum (1/8 Schwingungsperiode = 0.25 ms) integriert/gemittelt wird. Dies entspricht eher dem gehörrichtigen Eindruck. Nun aber zurück zum Frequenzgang.
    Oberhalb der Sickenresonanz gibt es zwischen 630 und 2000 Hz einen breiten, ca. 3 dB hohen und schön gleichmäßig gerundeten Buckel (das dürfte aus der Membrangeometrie kommen), dem sich bei 2.6 kHz eine kleine, gut bedämpfte Membranresonanz anschließt, die unter allen Winkel fast in gleicher Ausprägung zu beobachten ist.
    Ab ca. 800 Hz setzt die Bündelung ein, bei 1.4 (2) kHz beträgt der Unterschied zwischen der 0° und 60° Kurve bereits 8 (12) dB. Der Abfall zu höheren Winkeln erfolgt dabei sehr gleichmäßig -> Alles in Allem also ein sehr gutmütiges Membranverhalten oberhalb der Sickenresonanz. Der winkelgewichtete Schalldruck setzt ab 1150 Hz zum Sinkflug an: nach einem 8 dB Abfall bis 2 kHz bäumt sich die Membranresonanz bei 2.6 kHz noch einmal um 4 dB auf und sollte daher bei Einsatz in einem 2-Wege-System entzerrt werden.
    Im periodenskalierten Zerfallspektrum zeigt sich bei 2000 und > 2600 Hz ein verzögertes Ausschwingen.

  • Der Klirrfaktor:
    Der "harmonische" Klirrfaktor K2 verläuft bis 2 kHz weitgehend linear und fällt dann ab. Bei der Sickenresonanz um 500 Hz gibt es zunächst einen Einbruch, dann eine leichte Überhöhung (da der Klirrfaktor ja auf die dort deutlich niedrigere Grundwelle bezogen wird). K2 ist wie üblich stark vom Anregungspegel abhängig. Der "unharmonische" K3 hat sein Maximum genau bei der Sickenresonanz; würde man die Klirrkomponente NICHT auf den Pegel der Grundwelle beziehen verliefe sie zwischen 250 und 1 kHz weitgehend linear. Ähnliches gilt für K4 und K5.
    Die gut bedämpfte Membranresonanz bei 2.6 kHz tritt klirrfaktormäßig nicht in Erscheinung.
    Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 85 / 90 / 95 / 100 dB liegt K2 im Frequenzbereich von 40 bis 1250 Hz im Mittel bei relativ hohen 0.56 / 1.03 / 1.97 / 3.93%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von 0.26 / 0.34 / 0.44 / 0.56%%.
    Nach unseren Erkenntnissen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) sind K2 und K4 im betrachteten Pegelbereich komplett unhörbar. K3 und K5 sind oberhalb von 400 Hz bei allen betrachteten Schalldruckpegeln bei Sinusanregung hörbar. Bei komplexer Musik dürfte das aber unkritisch sein.

  • Die Pegellinearität:
    . . . sieht bis 850 Hz sehr gut aus, nur bei vereinzelten Frequenzlinien verliert das Chassis trotz Anregung mit bis zu 20 V(rms) nur sporadisch mal ein ganzes dB. Bei 20 V(rms) (entspricht 100 Watt(peak) an 8 Ohm) werden in 1 m Abstand immerhin 108.5 dB(rms) Schalldruck erzeugt, das ist schon ordentlich laut. Oberhalb von 850 Hz macht das Chassis bei höheren Pegeln zunehmend dicht, hier nimmt aber das mittlere Anregungsspektrum glücklicherweise zunehmend ab:


    Aus dem Artikel Musik "vergleichen" mit dem Waveanalyzer

    Die dynamische Veränderung der TSPs bzw. des Klirrfaktors fällt hier sehr gering aus, das Chassis ist im Bassbereich also kein Kind von Traurigkeit . . .

     


HiFi-Selbstbau-Fazit:


Der SEAS CA26RFX sieht zwar "stinknormal" aus, hinterlässt in unserer Folterkammer aber fast durch die Bank einen sehr guten Eindruck. Bis auf die Sickenresonanz bei 500 Hz lässt sich der CA26RFX kaum etwas zu Schulden kommen. Bis etwa 1200 Hz ist auch das Rundstrahlverhalten gut genug für den Einsatz in einem 2-Wege-System.

Die TSPs sind praxisgerecht und wer 100 l spendieren kann erhält eine untere Grenzfrequenz von 33 Hz bei einem Wirkungsgrad von immerhin 91.5 dB! Im Bassbereich ist der CA26RFX dabei Dank eines linearen Hubs von 7 mm kein Kind von Traurigkeit.

Mit einem UVP von 122 € ist der CA26RFX fast schon ein Schnäppchen. Für eine 2-Wege-Box müsste er mit einem Hochtöner kombiniert werden, der tief genug ankoppelbar ist. Aus unserem Fundus an Datenblättern würde uns da spontan der VIFA XT300 K4 einfallen, der auch preislich wesentlich besser zum CA26RFX passt als der 270 € teure T29CF002 aus der SEAS Prestige . . .

Kommentare

Mark Krützmann
5 jahre vor
Der könnte doch auch mit einem MR18REX/XF
http://seas.no/index.php?option=com_content&view=article&id=480:h1699-0806-mr18rexxf&catid=52:prestige-coaxial-drivers&Itemid=464
Als DreiZwoMaxx funktionieren? Das Konzept bleibt gleich, nur wird das Ding drei mal so voluminös und hat ca. 90dB/W.
Barossi
11 jahre vor
Moin,
sehr schöner Test.
Das wäre doch ein feiner Bass (auch vom Wirkungsgrad!) fuer ein 3-Wege Konzept ähnlich der PMS von Troel:

http://www.troelsgravesen.dk/PMS.htm

LG Hauke
Theo
11 jahre vor
Hallo Hauke,

die Poor Man fand ich schon immer eine tolle Box.

:-) Theo
derwastl
8 jahre vor
schaut mal hier:
http://www.troelsgravesen.dk/PMS-Rik.htm

GRuß - Wastl

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