Generelle Funktion:

Der BEHRINGER UltraDrive Pro DCX2496 ist ein digitales Lautsprecher-Management-Systems (DLMS). Wir verwenden das Gerät z.B. in unserem Referenzsystem als "digitale" Frequenzweiche. Solch ein System digitalisiert zunächst das Eingangssignal (A/D-Wandlung), berechnet für die einzelnen Lautsprecher die gewünschte Filterfunktion (z.B. untere und obere Grenzfrequenz mit gewünschter Filtersteilheit, diverse Korrekturen, Zeitversatz etc.) und stellt schließlich für jeden einzelnen Zweig ein analoges Ausgangssignal (D/A-Wandlung) zur Verfügung, das über einen eigenen, externen Endverstärker den einzelnen Lautsprecherchassis zugeführt wird.

Zunächst werden ein paar prinzipielle Aspekte von DLM-System und die prinzipielle Vorgehensweise beleuchtet, bevor es dann an die praktische Anwendung mit den Messergebnissen des Referenzlautsprechers geht.

 

Prinzipielle Betrachtungen zur Lautstärkeregelung:

Idealerweise steuert das Eingangssignal den Eingang des DLMS möglichst voll aus, so dass die A/D-Wandlung mit höchstmöglicher Genauigkeit erfolgen kann. Die ist auch vor dem Hintergrund wichtig, dass die einzelnen Ausgangssignale in der Regel noch "leiser" als das Eingangssignal sind (da das Gesamtsignal ja in mehrere Teilsignale aufgeteilt wird) und somit auch die abschließende D/A-Wandlung unter einem zu kleinen Ausgangssignal leidet.

Optimal wäre daher eine Lautstärkeregelung, die erst nach dem DLMS analog erfolgt. Dies würde z.B. auch den direkten digitalen Transfer zwischen CD-Player und DLMS ermöglichen, wodurch eine D/A- und A/D-Wandlung eingespart würde. Leider beinhalten die meisten DLMS diese analoge Lautstärkeregelung nicht, da diese Systeme vorwiegend in der professionellen Beschallung mit dem Anwendungsschwerpunkt Maximallautstärke eingesetzt werde.

Die mehrkanalige analoge Lautstärkeregelung mit passiven Potentiometern ist jedoch sehr aufwändig, da hier relative Abweichungen (selbst bei sehr guten Potis sind ± 0.5 dB = ± 6 % üblich, Standardpotis haben einen sog. Gleichlauf von ± 3 dB = ± 41 % !) nicht wie beim Stereobetrieb zu leichten links/rechts Verschiebungen führen (unkritisch) sondern darüber hinaus zu tonalen Veränderung (z.B. Bass +0.5 dB, Mittelton -0.5 dB -> kritisch). Die Abweichungen lassen sich nur mit sehr aufwändigen analogen oder digitalen Stufenschaltern unter ± 0.1 dB = ± 1 % halten. Neben dem reinen Poti oder Stufenschalter ist auch die Verkabelung sehr aufwändig (bei 3-Wege Stereo kommen 6 Kabel dazu).

Daher wird in der Mehrzahl der Fälle wohl doch das Ausgangssignal des Vorverstärkers genutzt. Durch eine angepasste Abschwächung der Endstufen kann dennoch erreicht werden, dass nicht zuviel Rechengenauigkeit verschenkt wird. Dazu sind die Endstufen so abzuschwächen, dass bei maximalem unverzerrten Ausgangspegel des Vorverstärkers die maximal gewünschte Gesamtlautstärke erzielt wird. Dieses Dilemma kann durch einen genauen groben Stufenschalter in der Endstufe gemildert werden (z.B. 0 dB = sehr laut, -10 dB = laut, -20 dB = gehobene Zimmerlautstärke).

 

Prinzipielle Betrachtungen zur Pegelkalibrierung:

Bei dem hier verwendeten DLMS von BEHRINGER (UltraCurve Pro DCX2496) kann an mehreren Stellen eine Pegeleinstellung vorgenommen werden. Zum einem am Eingang, zum anderen an jedem einzelnen Ausgangskanal. Zu berücksichtigen ist, dass die Pegeleinstellungen hier jeweils auf der digitalen Ebene erfolgen, wodurch prinzipiell zusätzliche Rundungsfehler entstehen sofern die Pegeländerungen nicht ein Vielfaches von 6 dB beträgt (= x 2 bzw. / 2).Zusammen mit der Lautstärkeeinstellung an den einzelnen Endstufen geht da sehr schnell die Übersicht verloren.

Insbesondere wenn man mal verschiedene Endstufen klanglich beurteilen will ist es sinnvoll, zunächst alle Endstufen auf gleichen Pegel einzukalibrieren. Dazu geht man wie folgt vor:

  1. Generiert man sich am besten ein entsprechendes Setup im DCX2496, bei dem alle Filter und EQs ausgeschaltet sind. Ein sinnvoller Name für solch ein Setup wäre z.B. LINEAR.
  2. Gibt man ein Sinussignal auf den Eingang des Vorverstärkers (z.B. Test-CD mit 1000 Hz Sinuston) und stellt alle Endstufen auf konstanten Ausgangspegel am Lautsprecherausgang ein (z.B. 150 mV). Damit nicht etwaige Gleichlaufschwankungen des Lautstärkepotentiometers nur bei einem Betriebspunkt kompensiert werden empfiehlt es sich, z. B. das Ausgangssignal des linken Vorverstärkerkanals zunächst auf den linken, dann auf den rechten Eingang des DCX2496 zu legen. Dadurch ist gewährleistet, das zumindest der DCX2496 mit den angeschlossenen Endstufen perfekt ausbalanciert ist.
  3. Reicht die Maximallautstärke später nicht aus bzw. kann der Eingang nicht genügend ausgesteuert werden ist die Prozedur mit einer anderen Ausgangsspannung zu wiederholen

 

Prinzipielle Vorgehensweise bei der Einstellung der Filterfunktion:

  • Messung der Einzelchassis:
    Zunächst werden die einzelnen Lautsprecherchassis im fertigen Gehäuse mit dem Setup LINEAR alleine gemessen, und zwar sowohl am Hörplatz als auch in z.B. 50 bis 100cm Entfernung (je nach Abstand der Einzellautsprecher). Ggf. kann auch eine Nahfeldmessung in z.B. 5, 10 oder 20 cm Abstand (je nach Größe des Einzellautsprechers) erfolgen. Bei einer idealen Punktquelle ergibt sich im Freifeld bei doppeltem Abstand ein um 6 dB niedrigerer Schalldruckpegel LP. Generell gilt:

    LP = LW + 20 · Log10 ( 0.2821 / r )

    wobei: LP - Schalldruckpegel [dB] im Abstand d [m]
     LW - Schallleistungspegel [dB]
     r - Abstand [m] des Mikrofons von der Punktschallquelle

    Eine Punktquelle durchsetzt in alle Richtungen gleichmäßig das Schallfeld mit Schallenergie. Die beschallte Fläche im Abstand r ist somit die Oberfläche A einer Vollkugel mit dem Radius r (A = 4 · p · r²). In einem Abstand von 0.2821 m wird gerade eine Oberfläche von 1 m² beschallt, in diesem Fall ist LP = LW.

    In einem normalen Wohnraum funktioniert dieser Zusammenhang nur bis zu einer bestimmten Entfernung, dem sog. Hallradius. Bis zu dieser Entfernung dominiert der Direktschall, der von den Raumwänden zurückgeworfene Schall (Nachhall) kann dort vernachlässigt werden. Je weiter man sich von der idealen Punktquelle entfernt, desto mehr "versinkt" der Direktschall im Nachhall. In einem idealen Hallraum ohne Absorption (z.B. gefliestes Badezimmer, Tiefgarage oder Kirche) stellt sich außerhalb des Hallradius der Schallquelle unabhängig von der Entfernung ein konstant hoher Schalldruck ein.

    Der Sinn der Messung in verschiedenen Abständen besteht darin, die Raumeinflüsse von den eigentlichen Übertragungseigenschaften des Lautsprechers zu trennen. Wenn man den linken und rechten Lautsprecher einzeln misst können darüber hinaus unsymmetrische Raumeinflüsse (an der Hörposition) bzw. Chassistoleranzen (Mittel- bzw. Nahfeldmessung) festgestellt werden.

    Bei Hornlautsprechern (kein idealer Punktstrahler) muss man bei dem oben angegebenen Zusammenhang zwischen Schalldruckpegel und Entfernung berücksichtigen, dass die Entfernung nicht von der Hornöffnung (Mund) sondern vom Hornanfang (Hals) gemessen werden muss. Daher ist eine Messung von Hornlautsprechern in geringem Abstand von der Hornöffnung nicht dazu geeignet die relativen Lautstärkeunterschiede zu bestimmen!

     

  • Festlegen der Trennfrequenzen und der Filtersteilheiten:
    Basierend auf diesen Messungen wird das Setup entwickelt. Die möglichen Trennfrequenzen müssen in einem Bereich liegen, in dem sich die beiden beteiligten Chassis (z.B. Mittel- und Hochtöner) von ihrem Arbeitsbereich her überlappen. Die endgültige Trennfrequenz ist immer auch ein Kompromiss zwischen Belastbarkeit (thermisch), Klirrfaktor (mechanisch) und Rundstrahlverhalten (akustisch):

     

    Kriterium Hohe Trennfrequenz
    (Hochpass / Tiefpass)
    Hohe Filtersteilheit
    (Hochpass / Tiefpass)
    Belastbarkeit günstig / ungünstig günstig / günstig
    Klirrfaktor günstig / ungünstig (Intermodulation) günstig / günstig (Membranresonanzen)
    Rundstrahlverhalten ungünstig / ungünstig günstig (Überlagerung) / günstig (Bündelung)

    Wie man sieht ist eine nicht zu niedrige Trennfrequenz in Verbindung mit einer relativ hohen Filtersteilheit günstig, wenn man einen hochbelastbaren, rundumstrahlenden Lautsprecher realisieren will.

     

  • Korrektur von Frequenzgangfehlern und Laufzeitdifferenzen:
    Sofern Frequenzgangfehler an den Enden des Übertragungsbereiches liegen sollte man versuchen, Trennfrequenz und Filtersteilheit entsprechend anzupassen. Ansonsten können parametrische Equalizer (Mittenfrequenz, Pegel und Breite können eingestellt werden) oder "Treppenfilter" (Einsatzfrequenz und Pegel können eingestellt werden) zur Frequenzgangkorrektur verwendet werden. Generell sind Überhöhungen wesentlich störender als Einbrüche, was man beim Anhören von Rosa Rauschen mit entsprechenden Fehlern leicht bestätigen kann.

    Die beiden folgenden MP3-Dateien enthalten rosa Rauschen, bei dem mit einem parametrischen Equalizer die Frequenz 1000 Hz in einem Bereich von +/- 125 Hz verändert wurde. Beide Dateien enthalten 3 Teile:

    1. unverändert
    2. um 3 angehoben bzw. abgesenkt
    3. um 6 angehoben bzw. abgesenkt

    Wenn man sich die Signale über einen Kopfhörer in einer Schleife anhört kann man die einzelnen Änderungen gut nachvollziehen. Dabei sollten die beiden Stufen von Anhebungen erkennbar sein. Bei den Absenkungen hört man zwar, das der unveränderte Teil um 1 kHz lauter ist, aber die beiden Stufen der Absenkungen sind dagegen kaum erkennbar.
    MP3-Datei mit 3 bzw. 6 dB Anhebung um 1000 Hz, 19 kB
    MP3-Datei mit 3 bzw. 6 dB Absenkung um 1000 Hz, 19 kB

    Daher sollte man bei Überhöhungen immer versuchen diese mit Hilfe der EQs zu korrigieren. Gerade schmalbandige Einbrüche sollte man demgegenüber eher nicht versuchen zu korrigieren. Mit dem Anheben von Frequenzbereichen sollte man ohnehin vorsichtig umgehen: eine Anhebung von 6 dB entspricht der 4-fachen Leistung bzw. der doppelten Auslenkung. Dadurch können Verstärker und Lautsprecher schnell überlastet werden!

    Zur Bestimmung der Laufzeitdifferenzen sollte man ein künstliches Signal verwenden, z.B. einen Rechtecksprung der sich 5 mal pro Sekunde wiederholt. Dann lässt man beide beteiligten Chassis über die ermittelten Filter laufen (inkl. Frequenzgangkorrektur etc.) und beurteilt entweder subjektiv, wie sehr es auf den Punkt "knack" macht oder sieht sich das Zeitsignal des Schalldrucks an (z.B. Messung "Schalldruck Polung" mit JustOct). Durch Verzögerung des Lautsprechers, der den höheren Frequenzbereich überträgt, sollte sich das "knack" verändern (bei zu großer Verzögerung wird ein "klock-tick" daraus weil z.B. der Hochtöner zu spät kommt).

    Bei dieser Betrachtung werden allerdings 2 Effekte gleichzeitig betrachtet: zum einen die Verzögerung durch den relativen Versatz der beteiligten Lautsprechers (z.B. bei Hornlautsprechern), zum anderen die Verzögerung aufgrund der Gruppenlaufzeit der Filtercharakteristik und der Frequenzgänge der Chassis. Der relative Versatz zwischen 2 Chassis sollte zwar auf jeden Fall kompensiert werden, wenn man allerdings die übrigen Einflüsse (s.o.) im Zeitbereich "verschlimmbessern" will, muss man sich klar darüber sein, dass bei jedem Eingriff in den Zeitbereich (= Phase) durch die komplexe Addition im Bereich der Übernahmefrequenz auch ein Einfluss im Frequenzbereich (= Amplitude) auftritt. Beide Aspekte (Amplitude und Phase) treten in kausalen Systemen nicht unabhängig voneinander auf!

    Bei Musikwiedergabe äußert sich übrigens die "richtige" Laufzeitkorrektur nicht dadurch, dass die Instrumente auf einmal ganz woanders stehen sondern vor allem durch eine tendenziell "ruhigere" Wiedergabe mit "stabilerer" Ortung.

     

    Nr.BeschreibungZeitsignal
    1Eingangssignal (128 Samples on)<>
    2Ausgang Bandpass (500 und 4000 Hz, 12 dB/Oktave)<>
    3Ausgang Hochpass (4000 Hz, 12 dB/Oktave)<>
    4Bandpass + Hochpass (ohne Verzögerung)<>
    5Bandpass + Hochpass (Verzögerung 8.5 cm bzw. 0.25 ms)<>
    6Bandpass + Hochpass (Verzögerung 17.0 cm bzw. 0.50 ms)<>

    Durch die Gruppenlaufzeit der verwendeten Filter von ca. 0.125 ms (= 4.3 cm) kommt der Mitteltonanteil bereits etwas zu "spät".

    Die folgende MP3-Datei enthält die 3 Signale Nr. 4, 5 und 6 jeweils 3 Mal. Das "Zerfallen" der beiden Schallanteile ist bei Kopfhörerwiedergabe sehr gut zu hören (MP3-Datei mit 0, 8.5 und 17 cm Verzögerung, 28 kB).

 


Messergebnisse der Referenzbox

Zunächst wurden in 1 m Entfernung die Frequenzgänge und das Rundstrahlverhalten des Hochtöners VISATON RHT13AW gemessen:

->Bis +/- 15° horizontal bzw. +/- 8.5° vertikal (= +/- 15cm) ist die Abstrahlung des VISATON RHT13AW sehr gleichmäßig

->Unterhalb von 4 kHz unterscheiden sich beide Exemplare deutlich. Die lange Lagerzeit ist den Magnetostaten offenbar nicht so gut bekommen. Trotz mehrmaliger Zerlegung beider Chassis und Modifikation der Randbedämpfung (!!!Bild wäre schön!!!) konnte keine Paargleichheit im Bereich der Resonanzfrequenz erreicht werden.

Zusammen mit dem Frequenzganganstieg beschränkt dies den Einsatzbereich auf oberhalb von etwa 5 kHz.

 


Danach war der Mitteltöner FOSTEX FS21 an der Reihe:

->+/- 8.5° vertikal (= +/- 15cm) ist die Abstrahlung des FOSTEX FS21 bis etwa 5 kHz sehr gleichmäßig. Horizontal fängt der FS21 bereits ab 2500 Hz zu bündeln an. Bis +/- 15° hält sich die Bündelung aber bis 5 kHz in Grenzen.

->Beide Chassis sind weitestgehend identisch, die verbleibenden Unterschiede rühren aus der um +/- 1.5cm seitlich versetzen Position her.

Der Frequenzgang selbst sieht nicht so toll aus:
  • Am unteren Frequenzende zeigt sich bei etwa 700 Hz die Grundresonanz des Magnetostaten mit einer Überhöhung um ca. 5 dB
  • Bei ca. 4200 Hz gibt es eine weitere Resonanzüberhöhung von ca. 5 dB
  • Auf Achse verläuft der Frequenzgang darüber zwar bis ca. 10 kHz linear, aber oberhalb von 5 kHz bündelt das Chassis deutlich.

Dadurch beschränkt sich der Einsatzbereich auf etwa 800 bis 5 kHz.

 


Erarbeiten des Setups für den DCX2496

So, jetzt geht's erst mal ans Einstellen des DCX2496! Ich will hier nicht die Bedienung des DCX2496 im Einzelnen erklären. Dazu kann man sich das sehr gut gemachte Handbuch von der BEHRINGER-Homepage runterladen (ACHTUNG: 3,2 MB).

Da bei beiden Chassis Frequenzgang-"Fehler" an den Übertragungsenden auftreten wurde versucht, die Grenzfrequenz und Steilheit des Filters darauf abzustimmen. Dies ist im folgende Dialog sehr einfach möglich (den Dialog erreicht man durch Drücken der Setup-Taste, Anwahl des gewünschten Ausgangskanals rechts unten und dann mehrmaliges Drücken der < Page >-Taste):

Sobald die Eingabefelder mit den Tasten < Param > angesteuert worden sind (im Bild ist z.B. gerade die Frequenz des Hochpassfilters aktiv) kann man mit dem großen Drehrad munter zwischen den einzelnen Einstellwerten "rumkurbeln". Wenn man das Messsystem auf Dauermessung ohne Mittelung einstellt, dann kann man die Veränderung des Frequenzganges quasi online beobachten. Eine unglaubliche Vereinfachung des Entwicklungsprozesses!

Damit war beim Mitteltöner relativ schnell die untere Grenzfrequenz (859 Hz) und Filtersteilheit (Butterworth 18 dB) gefunden. Zusammen mit der Resonanzüberhöhung am unteren Frequenzende ergibt sich dadurch eine akustische Trennfrequenz von etwa 650 Hz.
Am oberen Frequenzende wurde ähnlich verfahren. Hier konnte die Resonanz bei 4200 Hz am besten mit einem Butterworth-Filter mit einer Filtersteilheit von 24 dB/Oktave und einer Trennfrequenz von 3850 Hz kompensiert werden.
In größerer Entfernung ergab sich dadurch aber - bedingt durch die schon bei 2500 Hz einsetzende horizontale Bündelung - bei ca. 3 kHz ein kleines "Loch", das durch einen parametrischen Equalizer (Bandpass bei 2850 Hz, Q=4.0, +3.0 dB) "behandelt" wurde.

Damit ergab sich der folgende Frequenzgang in 20 bzw. 200 cm Entfernung (bei der 20cm - Messung wurde das Mikrofonsignal um 20 dB abgeschwächt um die Pegelerhöhung zu kompensieren):

->Unterhalb von 1500 Hz zeigt die 200cm - Messung offensichtlich den Einfluss des rückwärtig abgestrahlten Schalls!

Beim Hochtöner schien die Sache etwas einfacher zu sein. Bei Messungen in verschiedenen Höhen (um die unterschiedliche Sitzposition von tiefen Sofas und hohen Stühlen abzudecken) viel allerdings immer wieder der starke Einfluss der Mikrofonhöhe auf den Frequenzgang im Übernahmebereich auf. Dieser Effekt ließ sich nur mit einem sehr steilen Filter (Butterworth 48 dB) reduzieren. Die "richtige" Trennfrequenz war dank des großen Drehrades schnell gefunden. Sie liegt mit 5080 Hz so hoch, dass auch der Einfluss der unterschiedlichen Hochtöner im Bereich der Resonanzfrequenz kaum zum Tragen kommt. Damit ergab sich der folgende Frequenzgang in 20 bzw. 200 cm Entfernung (bei der 20cm - Messung wurde das Mikrofonsignal wieder um 20 dB abgeschwächt um die Pegelerhöhung zu kompensieren):

->Hier stimmen die kompensierte 20 cm und die 200cm - Messung gut überein (es gibt ja auch keine rückwärtige Schallabstrahlung)!

Die Kombination beider Chassis zeigen die folgenden Bilder (der Hochtöner musste übrigens um 3.0 dB angehoben werden). Aufgrund der großen vertikalen Ausdehnung der beiden Chassis (ca. 50cm vom unteren Rand des FS21 zum oberen Rand des RHT13AW, über 100cm wenn auch noch die Bässe mit dazu gerechnet werden) wurde der Messabstand auf 200 cm vergrößert. In dieser Entfernung misst man in einem "normalen" Hörraum bereits im Diffusfeld. Durch die mit der Frequenz zunehmende Absorption aller reflektierenden Flächen ist daher ein leicht abfallender Frequenzgang anzustreben (je nach Abstand und Absorption 1 bis 1.5 dB pro Oktave). Alle Messungen wurden übrigens im "alten" Hörraum der Redaktion durchgeführt, wobei die Bodenreflexion durch einen 200 · 60 · 15 cm großen Absorber aus Mineralwolle unterdrückt wurde:

->Bis +/- 15° horizontal ist die Abstrahlung sehr gleichmäßig, bei +/- 30° zeigen sich die aus der Messung der Einzelchassis bekannten Bündelungseffekte!

->Bei "tiefer" Sitzposition zeigen sich im Übernahmebereich leichte Einbrüche.

->Linker und rechter Lautsprecher verhalten sich weitgehend identisch!

 


Bleibt nur noch der Bass! Tja, und da es sich um wirklich gute Bässe handelt, die mit einer Trennfrequenz von ca. 650 Hz kein Problem haben, gestaltete sich dieser Teil recht einfach! Im folgenden Bild wird der Gesamtfrequenzgang der Kombination mit und ohne Bassanhebung ("Treppenstufe" LP12 bei 50 Hz mit 6 dB Anhebung) mit dem Frequenzgang der Basschassis über Weiche im Nahfeld (20 cm Abstand, zwischen den Chassis) verglichen:

->Für eine Messung in 2 m Abstand in einem "normalen" Hörraum sieht das sehr gleichmäßig aus! Die Abweichungen zur 20 cm Messung sind bis auf den Bereich zwischen 120 und 200 Hz recht gering. Dies ist sicher auch ein Verdienst der beiden Basslautsprecher pro Seite, die keine punktförmige sondern eine "verteilte" Anregung der Raumresonanzen darstellen. Dieser noch verbleibende Raumeinfluss ist allerdings von der endgültigen Aufstellung im Raum abhängig und sollte erst dort mit einem parametrischen Equalizer korrigiert werden.
Darüber hinaus sieht man deutlich den Effekt der Bassanhebung und das "fehlerfreie" Verhalten des Basslautsprechers im Nahfeld.

Durch die beiden Basslautsprecher ist eine Nahfeldmessung auch nicht ganz einfach, so dass eine Simulation das Verhalten ohne Bassanhebung verdeutlichen soll. Folgende TSPs wurden durch eine Impedanzmessung an einem einzelnen Chassis ermittelt (Auswertung mit JustDisp im Menüpunkt "Berechnen / Simuliere Impedanz "):

Durch eine 2. Impedanzmessung mit Zusatzmasse wurde aus der Resonanzverschiebung die Membranmasse zu 28.1 Gramm bestimmt und damit über die Membranfläche von 319 cm² ein Vas von 140.5 l errechnet. Mit diesen Parametern ergibt sich für ein geschlossenes Volumen von 80 l und 2 parallel geschaltete Bässe die folgende Simulation in LASIP:

Kein Wunder, das der Ausgangspegel der Bassabteilung um 4 dB abgesenkt werden musste! Durch den flachen Bassabfall ergibt sich eine geringe Anregung von Raumresonanzen und viel "Spielraum" für eine aktive Bassanhebung (wie z.B. die "Treppenstufe" bei 50 Hz von + 6 dB).

Zum Abschluss noch einmal die Aufstellung aller Einstellparameter des Setups für den DCX2496. An den dynamischen Limitern und Equalizern wurde übrigens im Sinne von "high fidelity" (= hohe Klangtreue) nicht "rumgespielt". Auch ein Verpolen der Chassis oder ein Zeitanpassung war dank der verwendeten Magnetostaten im Mittel- und Hochtonbereich nicht nötig.

 


Zusammenfassung

Das digitale Lautsprecher Management System BEHRINGER UltraDrive Pro DCX2496 erlaubt die schnelle und flexible Anpassung an verschiedenste Chassis und Raumeinflüsse. Zusammen mit einer einfachen Messsoftware wie z.B. JustOct (!!! link einfügen!!!) lässt sich der "Über-Alles-Frequenzgang" und die Sprungantwort innerhalb weniger Stunden optimieren.

Dies entbindet den Benutzer aber nicht von einer sorgfältigen Planung des Lautsprecherprojektes, denn der DCX2496 kann nicht "zaubern": Frequenzgang, Rundstrahlverhalten und Belastbarkeit sollten aufeinander abgestimmt sein um ein homogenes Gesamtsystem zu erreichen.

Zur Festlegung der Übernahmefrequenzen ist eine Kenntnis des Verhaltens der Einzelchassis unverzichtbar, insbesondere wenn man ein gleichmäßiges Rundstrahlverhalten und eine hohe Belastbarkeit erzielen will. Filter mit hohen Steilheiten ermöglichen es eher beide Zielvorgaben unter einen Hut zu bringen.

Der DCX2496 ist aber auch eine tolle "Lernmaschine". Hier kann man ohne großen Aufwand verschiedene Filtersteilheiten und -charakteristiken ausprobieren und subjektiv beurteilen. Wer einmal ein System mit 6 dB Weichen und guten Chassis eingestellt hat und das Mikrofon (bzw. den Kopf) hoch und runter bewegt wird sein blaues Wunder erleben. Und wer die anderen Chassis mutet und sich nur ein einzelnes anhört wird Mitleid mit dem gequälten Probanden haben.

Auch zum Thema Zeitrichtigkeit lässt sich durch Einsatz von digitaler Verzögerung trefflich ausprobieren statt nur die graue Theorie zu studieren.

Was für mich die steckbare Frequenzweiche für ca. 20 Jahren war ist heute der DCX2496 - ein Werkzeug, das ich nicht mehr missen möchte!

Kommentare

modmix
13 jahre vor
Für mich ist die DCX nicht nur eine "Lernmaschine" (war sie auch), sondern ein hervorragender digitaler Vorverstärker - nach ein paar Modifikationen. Die wichtigste betrifft die analogen Ausgänge; bei der Modifikation gibt's als Teil der Lösung eine fernbedienbare Lautstärkerregelung, sodaß ich auf digitale Signale am Eingang umsteigen konnte, was weiteren Qualitätsgewinn mit sich bringt. Die an anderer Stelle erwähnte Modifikation der digitalen Eingangsstufe bewirkt ähliches wie das Ersetzen eines uartze im CD-Spieler durch einen guten Oszillators: zunächst ist alles wie immer - dann fällt einem auf, daß die Instrument einfach an ihrer Stelle bleiben statt zu wandern...

Zum Einstellen gibt es übrigends eine nette GUI, die per Serieller Schnittstelle die Einstellungen per PC erlaubt - finde ich viel bequemer.

PS:
Mit dem digitalen Vorverstärker auf Basis DCX habe ich gelernt: CDs von der Festplatte sind nicht nur bequem...

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