Kleiner, trickreicher Breitbänder

Eine Schwingspule ohne Zentrierspinne, ja gibt´s das denn? Ja das gibt es, Kenner wissen es. Einst lies Ted Jordan sich diesen Trick einfallen um die Performance seiner 50 mm Breitbandmodule zu verbessern. Die JX53 gelangten dann auch tatsächlich zu Weltruhm. Ob es nur an der fehlen Zentrierspinne gelegen hat wissen wir nicht, jedenfalls wendet Mark Fenlon von Markaudio diesen Trick bei seinem Alpair 5 Breitbänder auch an. Da wir mit dem Alpair 10 richtig gute Erfahrungen gemacht hatten, gab es natürlich keinen Grund "den Kleinen" nicht zu testen. Klar, ein Vollbereich-Wandler wird es wohl nicht sein, man sollte diesen kleinen Chassis einfach keine Tieftöne zumuten. Das mochte auch der legendäre Urvater schon nicht. Wer sich aber Gedanken über eine Bassunterstützung macht - die im übrigen aus dem selben Haus kommen kann - sollte sich den Markaudio Alpair 5 doch mal näher anschauen. Einen großen Vorteil haben die Kleinen nämlich: sie können in der Regel den Hochtonbereich besser wiedergeben als ihre großen Brüder. Ob der Alpair 5 das auch kann und wie er sich im Messlabor schlägt, lesen unsere Abonnenten im folgenden Test.

 

Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: MARKAUDIO (Vertrieb durch Blue Planet Acoustic) Typ: Alpair 5 Grau, 4 Ohm Datenblatt des Herstellers

Foto des Chassis
 


 

Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
65 mm
57 mm
0 mm
29.2 cm²
TSP aus Messung
mit Zusatzmasse
(Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquiv. Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum)
128.4 Hz (+/-6.6%)
4.04 Ohm (+/-1.1%)
2.653 (+/-1.5%)
1.247 (+/-5.2%)
0.848 (+/-3.1%)
1.48 gr (+/-1.9%)
1.26 dm³ (+/-10.6%)
1.97 N/A (+/-0.8%)
88.18 dB (+/-0.22)

Herstellerangaben

Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)

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Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm, 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm, 0°)

 

 

 


Klirrfaktor bei 80 bis 95dB/1m (Halbraum)


Kompletter Datensatz beider Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, BOXSIM-Projekt, ZIP, 118 kB)
Hinweis: Beide Chassis sind 24 Stunden eingerauscht!


Unsere Meinung:
  • Der äußere Eindruck:
    Der Alpair 5 Grau sieht - Alpair-typisch - von allen Seiten "lecker" aus und ist bis ins Detail sehr gut verarbeitet! Von vorne fällt die "grau" eloxierte Alumembrane mit der 24 mm großen, konischen Staubschutzkalotte ins Auge.

     

    Von hinten staunt man über den Kunststoffkorb, der aufwändig verrippt ist und das Antriebssystem mit insgesamt 4 Streben mit der 6mm dicken Frontplatte verbindet. Die Frontplatte ist recht breit ausgeführt und der Befestigungslochkreis hat einen "gesunden" Abstand zur Chassisöffnung, so dass das Chassis frei atmen kann. Leider wird der freie Durchgang nach hinten bereits durch die recht kleinen Öffnungen im Korb behindert (4 Stück à 40 mm · 8 mm = 14.4 cm², also ca. nur 50% der Membranfläche), ein Tribut an den Kunststoffkorb.
    Das Magnetsystem ist konventionell ausgeführt (Ferrit), angemessen dimensioniert (Durchmesser 62mm, Höhe 13mm) und besitzt eine 6 mm durchmessende Polkernbohrung.
    Eine Besonderheit des Alpair 5 ist das Fehlen eines ansonsten lebensnotwendigen Bauteils - der Zentrierspinne (womit auch gleich die Notwendigkeit entfällt diese zu entlüften). Die inverse Gummisicke scheint genügend Seitenführung zu geben, die lineare Auslenkung wird mit +/- 2.5 mm angegeben. Der Alpair 5 ist laut Hersteller aber eher für eine optimale Auslenkung um die Ruhelage konzipiert als für große Hübe.

     

     

    Der Schwingspulendurchmesser ist recht klein (geschätzte 15 mm), worunter auch die Belastbarkeit leidet. Der Hersteller gibt sie mit maximal 12 Watt an (6 Watt Dauerleistung).
    Nach Aussage des deutschen Vertriebs Blue Planet Acoustics liegt das "Geheimnis" der Markaudio-Chassis nicht nur in der Formgebung sondern vor allem in der speziellen Eloxierung der Alumenbran. Die "goldenen" Membranen sind etwas weicher eloxiert, die "grauen" etwas härter, was sich jeweils am oberen Frequenzende bemerkbar macht (s. Unterschiede der Eloxierung (engl.)).

  • Die TSP:
    Die gemessenen TSPs stimmen recht gut mit den Herstellerangaben überein (Fs=136 Hz, Vas = 0.96 l, Qts = 0.753), besser passen die "harten" TSPs (Rdc = 4.00 Ohm, Mms = 1.6 gr, BL = 2.16 N/A, Eta = 85 db/2V/m bzw. 88 dB/2.83V/m).
    Die Pegelunabhängigkeit der TSPs ist gut aber nicht so überragend wie beim Alpair 10: der Alpair 5 ist halt eher als Mittel-/Hochtöner gedacht. Dann sind trotz seines moderaten Wirkungsgrades von 85 dB/W/m und trotz der angegebenen Maximalbelastbarkeit von 12 Watt kurzfristig auch höhere Spitzenpegel drin.
    Eine Resonanzfrequenz von 128 Hz verbunden mut einer Gesamtgüte von 0.85 empfehlen den Alpair 5 nicht gerade als "Alleinunterhalter". Im hochpassgefilterten geschlossenen Gehäuse von 2 l mit Vorkondensator von 470 uF geht er bis etwa 115 Hz hinunter, gerade genug für ein kompaktes 2.1 System in Zimmerlautstärke. Wenn stattdessen eine Hochpassfilterung z.B. durch einen AV-Receiver bei 120 Hz erfolgt ist auch gehobene Zimmerlautstärke drin.
    Als Mittel-/Hochtöner ab 400 Hz reicht ein Gehäusevolumen von 1 l, dann muss man aber auf die Resonanzüberhöhung bei dann 193 Hz aufpassen.
    Im Impedanzverlauf deuten sich drei Membranresonanzen bei 3, 8.5 und 13 kHz an - die sich allesamt im Frequenzgang und im Zerfallspektrum wiederfinden.

  • Der Frequenzgang:
    . . . verläuft im Großen und Ganzen recht linear: von 130 bis 10000 Hz bleibt der Verlauf in einem +/- 2.5 dB breiten Schlauch. Darüber sprengt die Membranresonanz bei 13 kHz den Toleranzschlauch um über 10 dB. "Leider" hat der von uns gemessene Frequenzgang wenig mit dem im Datenblatt angegebenen Frequenzgang zu tun. Selbst wenn man über 1/1 Oktave glättet (rote Kurve = maximale Glättung bei ARTA) kann man den wesentlich gutmütiger aussehenden und "nur" 6 dB hohen Buckel im Alpair10-Datenblatt (s.o.) nicht erzielen. Die 30° Messung ist da schon eher nachvollziehbar.

     

    Bis gut 1.5 kHz ist der Verlauf perfekt, danach folgen 2 jeweils ca. 2.5 dB hohe Stufen bei 1700 und 3000 Hz. Ab 7 kHz setzt der Alpair 5 dann zum Höhenflug an. Da der Alpair 5 auch im mittleren Frequenzbereich noch sehr breit strahlt ist auch der Einfluss der Gehäusekanten sehr groß: will man die "Senke" um 1400 Hz auffüllen müsste der Umweg (>= halbe Gehäusebreite) der um 180° phasenverschobenen Reflexion genau 180° bzw. die halbe Wellenlänge bei 1400 Hz betragen. Das Gehäuse müsste also mindestens 24.5 cm breit sein - ganz schön groß für so einen kleinen Breitbänder . . .

     

    Das folgende Bild vergleicht die beiden Einbauvarianten (jeweils ohne Phase):

     
    • Gehäusefront 25 x 25 cm, Chassis außermittig (3cm nach oben, 1.5cm zur Seite)
    • Gehäusefront 10 x 10 cm, Chassis mittig
     


    -> gerade bei kleinen Breitbändern ist daher die Schallwandgröße und -position nicht zu vernachlässigen!

     

    Beide Chassis verhalten sich weitgehend gleich, lediglich die wenig bedämpfte Membranresonanz bei 13 kHz liegt beim 2. Chassis um ca. 500 Hz höher.
    Bis 4.5 kHz ist von Bündelung fast nichts zu spüren, diese setzt erst oberhalb von 5 kHz vermehrt ein. Unter 30° verläuft der Frequenzgang von 100 bis 14k Hz in einem Toleranzschlauch von nur +/- 5.6 dB (ungeglättet, Chassis 1). Wegen der starken Richtwirkung bei der Membranresonanz kann man die richtige "Hochtondosis" über den Hörwinkel einstellen. Über alle Raumwinkel gemittelt ergibt sich ein Energiefrequenzgang, der von 100 bis 14k Hz nur um +/- 5.7 dB schwankt. Der Alpair 5 wäre damit auch ideal als indirekt strahlender Rear-Lautsprecher in einem Surroundsystem einzusetzen.
    Die Sprungantwort sieht bis auf die hochfrequenten Resonanzen zu Beginn vorbildlich aus. Das periodenskalierte Zerfallspektrum zeigt ein verzögertes Ausschwingen bei 1.7, 3, 8.5 und vor allem bei 13 kHz - bis auf die Stufe bei 1.7 kHz war das alles auch schon im Impedanzverlauf zu erahnen. Seitlich dürfte das Zerfallspektrum bei 13 kHz deutlich harmloser ausfallen, auch dies ein Grund den Alpair 5 Grau nicht unter 0° zu hören.

  • Der Klirrfaktor:
    . . . ist für ein Konuschassis im Mitteltonbereich sehr niedrig, vergleichbar z.B. mit einem VISATON TI 100. Nur Kalotten sind da noch besser. Der gutmütige K2 verläuft ab 130 Hz sehr linear, steigt aber - wie üblich - stark mit dem Anregungspegel an. Auch der "unharmonische" K3 verläuft zwischen 200 und 2500 Hz weitgehend linear, ist aber deutlich weniger abhängig vom Anregungspegel.
    Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 dB beträgt der Klirrfaktor K2 im Frequenzbereich oberhalb von 200 Hz im Mittel 0.33 / 0.58 / 1.00 / 2.00%. Der Klirrfaktor K3 beträgt unter diesen Bedingungen im Mittel 0.28 / 0.33 / 0.40 / 0.60%. Diese Mittelwerte leiden vor allem unter der K2-Klirrspitze bei 6.5 kHz bzw. der K3-Klirrspitze bei 4.4 kHz, die beide auf die Membranresonanz bei 13 kHz zurückzuführen sind.
    Beide Chassis verhalten sich in Punkto Klirrfaktor fast identisch.
    Gemäß unserer Untersuchung Klirrfaktor - wie viel ist zu viel? bleibt der Alpair 5 Grau Dank des günstigen Verlaufs von K3 bei einem mittleren Schalldruckpegel von 95 dB gerade unter der Wahrnehmbarkeitsschwelle des Klirrfaktors - Respekt! Bei niedrigeren Pegeln wäre K3 bei Sinusanregung zwar theoretisch hörbar - bei Musik dürfte das "fehlerhafte" Signal (0.2% = 54 dB unter Nutzpegel) allerdings von anderen Signalen verdeckt werden . . .

  • Die Pegellinearität:
    Bei Anregung von 200 bis 20k Hz mit bis zu 10 Vrms (oberes Bild) sieht die Pegellinearität von 400 bis 10k Hz bis +12 dB (= 4 V = 91 dB in 1m) sehr gut aus, darüber und darunter sind jedoch größere Abweichungen erkennbar, die allerdings nur sehr punktuell die 1 dB-Marke übersteigen. Bei 1700 Hz ist eine punktuelle "Linearitätsmacke" erkennbar.
    Entlastet man den Alpair 5 Grau von Frequenzen < 400 Hz ändert sich das Linearitätsverhalten leider kaum. 10 Vrms entsprechen übrigens immerhin einem mittleren Schalldruckpegel von 99 dB - ganz schön laut für so einen kleinen Breitbänder! 10 Vrms entsprechen bei 4 Ohm auch einer Leistungsaufnahme von 25 Watt - doppelt so viel wie der Alpair 5 länger vertragen kann. Im Rahmen seiner begrenzten Pegelmöglichkeiten verhält sich der Alpair 5 Grau damit weitgehend linear.

     

  •  
 
 

HiFi-Selbstbau-Fazit:

 
 

Messtechnisch hinterlässt der Apair 5 Grau einen zwiespältigen Eindruck: auf der einen Seite ist der Frequenzgang im oberen Mitteltonbereich nicht perfekt linear und auf Achse stört die stark ausgeprägte Membranresonanz bei 13 kHz, auf der anderen Seite ist der Klirrfaktor im wichtigen Mitteltonbereich sehr gering und die Pegellinearität sehr gut an die Chassisbelastbarkeit angepasst.

 

Um die Fähigkeiten des Alpair 5 optimal auszunutzen muss man die Frequenzeiche und die Schallwandgröße und -position gut aufeinander abstimmen. MARKAUDIO empfiehlt z.B. eine Kombination mit dem Alpair 10 (Bass) in einem 28 cm breiten und 47 cm hohen Gehäuse. Bei einer möglichst kleinen Schallwand ergibt sich eine Mittenüberhöhung, die mit einem zusätzlichen Sperrkreis gezähmt werden muss. Den auf Achse vorlauten Hochtonbereich kann man durch leichtes Anwinkeln (20 - 30°) auf den persönlichen Hörgeschmack "einstellen".

 

Eine Überlegung wert scheint uns auch die Anwendung als indirekt strahlender Rear-Lautsprecher in einem Surround-System zu sein: bei Wandmontage, Abstrahlung nach oben und ggf. angebrachtem Reflektor sollte eine diffuse Wiedergabe der Effekte besonders gut möglich sein.

 

Mit einem Paarpreis von 108 € sehen sich die Alpair 5 starker Konkurrenz gegenüber - vor allem im eigenen Vertriebshaus (z.B. TANGBAND W3-871 silver oder OMNES AUDIO BB 3.AL). Welchem Chassis man da den Vorzug gibt hängt auch vom Anwendungsfall ab: man muss schon die "Eigenarten" (z.B. guter Frequenzgang unter 30°, gute Pegellinearität, geringer Klirrfaktor etc.) des Alpair 5 nutzen können damit er sich gegen die "normale" Konkurrenz durchsetzen kann.

 

Kommentare

Simon
12 jahre vor
hallo,
hab mir den Alpair 5 Test mal aufmerksam durchgelesen. Da fällt mir doch der Qts Wert ins Auge.
:idea: das klingt ja nominell erstmal nach einer prima Dipol Eignung ...
andererseits steht der hohe rückwärtige Konstruktionsanteil dem widerum auch entgegen, bei nur ca. 50% Nutzbarkeit der eh ziemlich kleinen Membranfläche.
Reine Frage des Ausprobierens, oder kann ein Profi da evtl. schon eine Aussage über Sinn und Unsinn eines Dipolexperiments mit Alpair 5 machen?

Danke & Beste Grüße,
Simon.
Shefffield
14 jahre vor
Hm.

Sieht für mich irgendwie mehr nach einem exzellenten Mitteltöner aus - wenn der Wirkungsgrad etwas höher wäre. Womit würdet Ihr den nach oben abrunden? Und würdet Ihr auch nach einem Doppelpack um einen lecker Hochtöner herum schielen?

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