Klein, preiswert, mobil...

...kommt das t-Bone USB-Audiointerface aus dem Hause THOMANN daher. Es handelt sich bei dem kleinen Gerätchen um eine 16 bit - 48 kHz Soundkarte mit regelbarem Mikrofonvorverstärker, inklusive einer 48 V Phantomspeisung für Kondensatormikrofone. Das hört sich so perfekt an, das wir uns das Gerät mal genauer angeschaut haben.

t-Bone USB Audio Interface (öffentlich)


Thomann macht's möglich?

Freunde deftiger Kost denken bei T-Bone sicher an ein großes Steak. Musiker dagegen denken wohl eher an die preiswerte "Hausmarke" von Thomann, dem größten Musikversandhändler Europas.

Was man da teilweise für sein Geld bekommt ist unglaublich. Im Rahmen unseres Mikrofon-Kalibrier-Services hatten wir z.B. schon einige t-Bone MM1-Mikrofone unter den Fittichen, die dem BEHRINGER ECM8000 doch verdächtig ähnlich sehen. Unsere Kalibrierung zeigt zwar höhere Streuungen bei den MM1-Mikrofonen als beim ECM8000 - was in Anbetracht einer individuellen Kalibrierung allerdings verschmerzbar ist ;-)

Im letzten Thomann-Newsletter fiel uns schon ein sehr kompaktes Gerätchen auf, das t-Bone USB-Audio-Interface.

Für schlappe 39 € gibt es hier:

  • eine Soundkarte (16-bit, 48 kHz) mit Mikrofoneingang und Kopfhörer/Line-Ausgang
  • eine Phantomspeisung mit 48 V z.B. für Kondensatormikrofone
  • ein regelbarer Mikrofon-Vorverstärker

Also eigentlich alles was das Herz für eine Schalldruckmessung begehrt. Insbesondere für den mobilen Einsatz erscheint das Teil interessant, da die Laptop-Soundkarte oft kaum brauchbar sind und man außer einem USB- (max. 5m) oder Mikrofonkabel kaum noch was braucht. Wir wollten uns schon so ein Teil auf Verdacht mal holen - da flatterte uns eines im Rahmen einer Mikrofonkalibrierung ins Haus.

Die "Installation" funktionierte bei WINDOWS®XP denkbar einfach: einstecken und loslegen! Die neue Soundkarte drängelte sich automatisch vor und wurde das Standardgerät, vorhandene Soundkarte hatten also erst mal Pause. Beim Einstecken gab es eine erste Überraschung - ein beruhigendes blaues Leuchten.

Mit aufgestecktem ECM8000 kam jedoch erst mal nix !?! Der Mixer war richtig eingestellt, daran lag es nicht. Lag auch Phantomspannung an? Nach Aufsetzen der Lesebrille und eingehender Inspektion konnte man am Ende des Gerätchens (gegenüber der XLR-Buchse) einen kleinen Druckschalter finden, der die Phantomspannung ein- bzw. ausschaltete.

Und schon wieder eine Überraschung, das Leuchten schaltete auf rot:

Es fällt auf, dass die Steckverbindung zum Mikrofon bzw. Mikrofonkabel nicht einrastet und eher einen "wackeligen" Eindruck macht. Beim eventuellen Stolpern über ein Kabel kann das aber ggf. die "Sollbruchstelle" sein und die empfindlichen USB-Stecker am t-Bone bzw. PC schonen - man kann nicht alles haben . . .


Messung:

Bei der Messung kann man entweder den eingebauten Kopfhörerausgang mit dem Verstärker verbinden oder die Ausgabe über eine andere Soundkarte abwickeln (dann muss ggf. das Standard-Wiedergabegerät in der Systemsteuerung manuell umgestellt werden). Bei einigen Programmen wir ATB-PC oder JustOct ist auch die Anregung per Test-CD möglich, was beim mobilen Einsatz ein Kabel spart.

Wenn man einen Loop-Back-Test macht (Kopfhörer-Ausgang in Mikrofon-Eingang) dann sieht der Frequnzgang nicht so toll aus. Nun weiß man ja nicht, ob das vom Ausgang oder Eingang kommt. Daher haben wir als Ausgangssignal mal unsere treue und über jeden Zweifel erhabene M-AUDIO Delta Audiophile 2496 verwendet.


-> uups, die Wiedergabesektion konzentriert sich wohl auf den mittleren Frequenzbereich . . .

Für eine Frequenzgangmessung sollte man dann wohl doch eher auf eine andere Soundkarte oder Test-CD zurückgreifen.

Die Messung mit JustOct ist leicht "verzappelt". Dies tritt immer dann auf, wenn die Abtastfrequenz nicht ganz konstant mit der Anregungsfrequenz verknüpft ist oder wenn es Probleme mit dem Soundkartenpuffer gibt, da JustOct seine 16384 Abtastwerte in eiem Rutsch abholt. Normalerweise hat ARTA letzteres Problem nicht. Beim t-Bone-Audio-Interface machten wir allerdings in Zusammenarbeit mit ARTA eine interessante Entdeckung:

  • zunächst mal fällt auf, dass keine 2-kanaligen Messungen möglich sind, da der Mikrofonkanal monophon ausgelegt ist und auch kein 2. Eingangskanal verfügbar ist
  • beim Mittel der 1-kanaligen Messung fiel dann auf, dass es zu "komischen" Effekten kam

Hier zunächst der Frequenzgang unseres Koaxilalautsprechers für die Mikrofonkalibrierung (Ausgangssignal der deutlich lineareren M-AUDIO-Soundkarte) ungemittelt mit 2 Versuchen:


-> das sieht doch sehr gut reproduzierbar aus

Nun dasselbe Spielchen aber nach 4 Mittelungen (gleiche Referenzkurve):


-> uups, was ist das denn?

Und jetzt nach 16 Mittelungen (gleiche Referenzkurve):


-> das geht ja gar nicht!

Auch wenn man den Kopfhörerausgang des t-Bone-Audio-Interfaces als Anregung nimmt wird das nicht besser.

Mit JustOct klappt auch die Mittelung, da hier nicht phasengerecht sondern nur energetisch gemittelt wird:

Tieffrequent gibt es allerdings kleinere Abweichungen, die oberhalb von 20 Hz aber in der Regel < +/- 0.5 dB betragen.

Kritisch ist in beiden Fällen die absolute Kalibrierung, da es eine Vielzahl von "Lautstärkereglern" gibt. Zunächst der Mixer mit Schieberegler und zuschaltbarer Verstärkung von ca. 20 dB, dann noch der kleine Verstärkungsregler direkt am Interface. Da ist eine reproduzierbare Einstellung schwierig, zumal die "alle maximal" Stellung sehr schnell zu Übersteuerungen führt.


Fazit:

Das t-Bone-USB-Audio-Interface ist klein und preiswert und bietet sich insbesondere für den mobilen Einsatz mit Laptop an. Mit ARTA verträgt es sich nicht gut, außerdem sind keine 2-kanaligen Messungen möglich.

Die Zusammenarbeit mit JustOct ist zwar nicht optimal, aber summa summarum ein guter Kompromiss für mobile Anwendungen, bei denen "nur" der Frequenzgang ohne Phaseninformation benötigt wird.

Die Kombination JustOct + t-Bone USB-Audio-Interface + t-Bone MM1-Mikrofon + individuellen Kalibrierung ist einfach, robust und bezahlbar.