Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: ETONTyp: 26HD1A, 8 OhmDatenblatt des Herstellers

Foto des Chassis


 

 

Membranfläche:Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
31 mm
27 mm
0 mm
6.6 cm²
TSP (Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
884.6 Hz (+/-0.2%)
6.57 Ohm (+/-0.0%)
2.391 (+/-1.3%)
1.258 (+/-2.6%)
0.824 (+/-1.2%)
93.12 dB (+/-0.23)

Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)

 


Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm, 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm, 0°)

 


Klirrfaktor bei 85 bis 100dB/1m (Halbraum)

 


 


Kompletter Datensatz beider Chassis (Impedanz, Lp, Lw und Bündelungsmaß im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 54 kB)
Hinweis: Beide Chassis sind neu!

Unsere Meinung:
  • Der äußere Eindruck:
    Auf den ersten Blick fällt die fast weiße Membran des 26HD1A auf. Sie ist ein Sandwich aus einer Magnesium-Kalotte (relativ hohe Dämpfung für ein Metall) mit einer Keramik-Beschichtung (sehr hart) - das Beste aus 2 Welten sozusagen. Auf einen Diffusor zur Schalldruckentzerrung unterhalb und bei der Membranresonanz konnte dennoch nicht verzichtet werden. Statt eines Drahtgitters mit einer innen aufgeklebten Kunststofffolie in Form einer Unterlegscheibe (z.B. VISATON KE25SC (Photo) oder SEAS 22TAF/G6 (Photo) wurde ein freitragender Kunststoffvorsatz gewählt, der uns ein wenig an den der VISATON DSM50FFL (Photo) erinnert. Da einige Ausläufer des Vorsatzes frei stehen kann man beim Vorbeigehen hängen bleiben - und reißt dann höchstwahrscheinlich den Vorsatz ab. Da ist die Lösung mit dem Drahtgitter und der Folie doch praxisgerechter - und dezenter.


    Als zweites fällt die geringe Größe von nur 90 mm Außendurchmesser auf. 25mm Kalotten haben üblicherweise einen Frontplattendurchmesser von 104 bis 110 mm. Das macht die 26HD1A ideal für kleine Chassisabstände und als Partner von kleineren Chassis (z.B. dem ETON 4-300/25 Mitteltöner oder ETON 5-880/25 Tief-/Mitteltöner), die ansonsten neben den "üblichen" Kalotten etwas zu klein geraten aussehen.
    Die Frontplatte ist 5 mm dick - allerdings nicht aus einem Stück. Ein Kunststoffkern ist mit einer umgebördelten, ca. 1 mm dicken Metallplatte verkleidet. Damit diese nicht verkratzt sind die Befestigungsschrauben zum Magnetsystem mit Unterlegscheiben versehen. Insgesamt macht das eingebaute Chassis mit seinem ungewöhnlichen Diffusor und den vielen hervorstehenden Schrauben keinen besonders schönen Eindruck.
    Das Magnetsystem ist Dank Neodym sehr kompakt. Das rückwärtige Gehäuse sieht sehr steif und zerklüftet aus und soll stehende Wellen und Resonanzen unterdrücken.
    Die Chassis sind einzeln in einer geräumigen Styroporbox verpackt und so sehr gut geschützt.

     

  • Die TSP:
    Die Resonanzfrequenz liegt mit knapp 900 Hz schön niedrig. Zusammen mit einer Gesamtgüte von gut 0.8 ist eine bis 1 kHz lineare Wiedergabe zu erwarten. Wegen der massiven Neodymtablette wird das rückwärtige Volumen außerhalb der Schwingspule angekoppelt. Dort kann es zu umlaufenden Wellen kommen, die sich zeitverzögert mit der ursprünglichen Anregung überlagern und so zu Resonanzen führen können. Diese sind häufig als 2. "Höcker" im Impedanzverlauf zu erkennen - hier bei etwa 2 kHz. Dies erschwert leider die elektrische Beschaltung des Chassis.
    Das ausgeprägte Haupt-Impedanzmaximum lässt auf den Verzicht von Ferrofluid schließen. Bis auf eine Erwärmung bei höchster Anregung (+6 dB) ist der Impedanzverlauf weitestgehend pegelunabhängig.
    Die TSPs beider Chassis sind fast identisch. Im Bereich des 2. Impedanzmaximums unterscheidet sich der Impedanzverlauf jedoch.

     

  • Der Frequenzgang:
    Beim Frequenzgang gibt es eine kleine Enttäuschung: bei 2.2, 4 und 5.5 kHz zeigt sich eine Welligkeit von bis zu +2.5 dB, die auch unter Winkel nicht verschwindet. Unterhalb von 2 kHz gibt es eine 3.5 dB tiefe Stufe - das hätten wir bei einer steifen Membran nicht erwartet! Das Chassis war versenkt eingebaut, die geringen Spalte waren mit Tape verklebt etc. In 20 cm Abstand ist diese Welligkeit nicht zu erkennen, möglicherweise handelt es sich also doch um eine Reflexion an unserer Mikrofonhalterung, die ansonsten aber nicht so stark in Erscheinung tritt.
    Auch die obere Grenzfrequenz ist mit 17 kHz (-3 dB) für eine Hartmembran nicht sonderlich hoch. Hier hat man offensichtlich zugunsten einer gut bedämpften Membranresonanz > 20 kHz auf etwas Linearität verzichtet.
    Das Rundstrahlverhalten ist ausgezeichnet, erst ab 14 kHz nimmt die Bündelung sprunghaft zu.
    Die Sprungantwort zeigt nach ca. 0.5, 1.0, 1.5 und 2.0 ms ein leicht gestörtes Unterschwingen. Dies entspricht einem "Umweg" von ca. 17 cm. Da die Sprungantwort in 20cm Abstand gemessen wurde (keine Welligkeit im Schalldruckverlauf) deutet dies auf eine umlaufende Welle im rückwärtigen Gehäuse hin (Durchmesser ca. 55 mm). Dies entspricht einer Resonanz von ca. 2 kHz.
    Die verzögerte Abstrahlung im Bereich von 2 kHz ist auch im Zerfallspektrum deutlich zu erkennen. Oberhalb von 3 kHz ist das Ausschwingen jedoch perfekt. Bei der halben Frequenz trifft die umlaufende Welle gegenphasig auf die Anregung, wodurch die 3.5 dB tiefe Stufe zu erklären ist.

     

  • Der Klirrfaktor:
    Der harmonische Klirrfaktor K2 beträgt oberhalb von 2 kHz bei einem mittleren Schalldruck von 85 / 90 / 95 / 100 dB im Mittel 0.23 / 0.42 / 0.71 / 1.16 %. Der unharmonische K3 beträgt unter diesen Rahmenbedingungen nur 0.04 / 0.07 / 0.07 / 0.15%.
    Chassis Nr. 2 verhält sich um 2 kHz beim Klirrfaktor leider deutlich ungünstiger. Hier ist die Bedämpfung des rückwärtigen Volumens möglicherweise etwas unterschiedlich, was ja schon im leicht unterschiedlichen Impedanzverlauf zu sehen war.

     


HiFi-Selbstbau-Fazit:


Der ETON 26HD1A ist seit langem mal wieder eine komplette Neuentwicklung von ETON. Die Membran ist ein Keramik/Magnesium- Sandwich und soll die positiven Eigenschaften beider Materialien kombinieren. Der Hochtöner baut sehr kompakt, die Optik im eingebauten Zustand ist aber etwas gewöhnungsbedürftig.
Die Messdaten sind durchweg gut bis sehr gut, zeigen aber auch leichte Schwächen bei der Frequenzganglinearität, im Ausschwingverhalten und bei der Exemplarstreuung (Impedanz/Klirrfaktor). Die Bedämpfung des rückwärtigen Volumens erscheint noch verbesserungswürdig (Strategie, Konsistenz).
Bei einem Preis von 112 € (UVP) muss sich der ETON 26HD1A den Vergleich mit dem nur unwesentlich teureren (129 € UVP) VISATON KE25SC (HS-Datenblatt) gefallen lassen, der sogar eine Voll-Keramik-Kalotte verwendet.