Bei unserem letzten CONRAD-Besuch "stolperten" wir über diese gut aussehende und unglaublich preiswerte Verstärker-/CD-Spieler-Kombination von TANGENT:

Tja, für 82.02 € (komischer Preis, ist aber so) pro Gerät konnten wir die Teile einfach nicht stehen lassen. Die Anfassqualität war unglaublich gut und der Verstärker brachte genügend Kilos auf die Waage, um Hoffnung auf ein leistungsfähiges Netzteil zu machen.

Im Hörraum musste sich dann zeigen, ob die Teile außer einer schönen Fassade noch mehr zu bieten hatten. OK, klanglich fielen sie leicht hinter unserem DENON AVR-3805 zurück, insbesondere bei höheren Pegeln. Und der Abstand zu MISSION Cyrrus-Kombi war dann doch groß genug, um die hohe Preisdifferenz zu rechtfertigen. In einer 500-€-Kette stellen Sie jedoch höchstwahrscheinlich die Grenze des Machbaren dar, klanglich sind die Geräte für diesen Preis mehr als OK.

Vergoldete Chinchbuchsen sollte man für 82 Euro pro Gerät nun wirklich nicht erwarten. Mechanisch, beim aufstecken der Kabel, machen die Anschlüsse jedoch einen wertigen Eindruck. Der Player kommt sogar mit einem optischen Digitalausgang. Als Attrappe kann man den mit Line Out bezeichneten Ausgang des Amps betrachten. Hat man vermutet, dass sich hier eine Endstufe anschließen lässt, was die Bedienungsanleitung im Schaubild durch Anschluss eines aktiven Subwoofers auch suggeriert, sieht man sich leicht veräppelt wenn man feststellt, dass es sich um einen Festpegelausgang handelt. Eigentlich als nichts weiter als ein Tapeausgang.

Wenn man jetzt so über die Geräte schreibt und die Bilder noch mal sieht, kommt wieder die Frage auf, wie machen die das für den Preis? Auch die Eingangsplatine hinter den Buchsen ist gar nicht schlecht verarbeitet.

Überrascht hat uns allerdings, dass die Geräte mit vernünftigen Stromkabeln ausgeliefert werden und nicht so eine Billigstrippe aus dem Gehäuse hängen haben. Wir sind gespannt, ab welcher Serie das wegrationalisiert wird.

Und was wird von diesen soliden Kabeln mit Strom versorgt? Ein recht beachtliches Verstärkerteil mit einem Ringkerntrafo, den man in manch teurer Komponente vergeblich sucht.

Auch das schon gestaltete Display lässt sich durch seine klare Schrift sehr gut von Weitem ablesen.



Was sagen die Messungen? Zunächst wurde mal die Wirkung der Klangregler überprüft:


-> die Loudness wirkt richtigerweise nur auf den Bassbereich, dafür aber fälschlicherweise pegelunabhängig
-> mit bis zu 20 dB Anhebung (= 100-fache Leistung) sollte man die Taste aber wirklich nur bei SEHR kleinen Lautstärken betätigen . . .


-> die Stärke der Bassbeeinflussung stimmt sehr exakt mit den Sollwerten überein
-> die Beeinflussung passiert aber vor allem im Bereich um 100 Hz


-> die Stärke der Höhenbeeinflussung stimmt sehr exakt mit den Sollwerten überein
-> die Beeinflussung passiert aber bereits ab 1 kHz und damit recht früh

Danach wurde die Endstufe mit unserem "Leistungswiderstand für Arme" gequält. Hier wurden 24 Stück 5W-Widerstände à 0.15 Ohm in Reihe geschaltet (Gesamtbelastbarkeit = 120 Watt) , wobei die Messspannung über dem letzten Widerstand gegen Masse abgegriffen wurde. Alle Widerstände sind auf einen sehr großen Kühlkörper montiert, so dass sie sich während der Messung nur unwesentlich erwärmen. Auf dem Kühlkörper finden insgesamt 2 solcher Ansammlungen Platz, die bei Bedarf unabhängig voneinander (also 2-kanalig) oder 1-kanalig in Reihe oder parallel geschaltet werden können.

Die Lautstärke des Vollverstärkers TANGENT AMP-50 ist von -78,75dB bis 0.00 dB in 1.25 dB-Schritten einstellbar. Je nach Ausgangspegel des angeschlossenen Geräts sollten aber Einstellungen oberhalb von -15 dB vermieden werden. Dann steigt nämlich der Klirrfaktor sprunghaft an:


-> ab 14.2 V (1-kanalig) bzw. 12.3 V (2-kanalig) gehen die Verzerrungen in Ordnung
-> auffällig ist der relativ hohe K2 oberhalb von 2.5 kHz
-> bei 2-kanaliger Belastung zeigt sich stärkerer Netzbrumm bis 450 Hz


Zum Schluss noch ein paar Eindrücke von CD-Player der TANGENT Serie. Das Netzteil ist wie erwartet natürlich nicht so üppig wie beim AMP-50

Beim Laufwerk handelt es sich um die übliche Standardware, wie sie auch in vielen teureren Playern zu finden ist

Auch das Display des Players glänzt mit derselben sauberen Optik wie der Verstärker

Last, but not least, die Geräte lassen sich recht feinfühlig mit einer Systemfernbedienung bedienen

Da muss man sich noch mal den Preis auf der Zunge zergehen lassen - Jedes dieser beiden hübschen Komponenten kostet lediglich 82 Euro - in Worten zweiundachtzig. Das soll erst mal Einer nachmachen. Ach ja, Tuner gibt es übrigens auch noch. Einen analogen Tuner für 92,28 Euro und einen DAB-Tuner für 133,31 Euro.

 


Fazit:

Die TANGENT-Kombi ist praxisgerecht ausgestattet (sogar mit Phono-Eingang), sieht super aus, fasst sich toll an, lässt sich komfortabel bedienen und ist unglaublich preiswert. Die Klangregelung ist allerdings eher nicht praxisgerecht. Die maximale Ausgangsleistung ist naturgemäß begrenzt, aber gehobene Zimmerlautstärke ist kein Problem.

Die Kombination definiert den Begriff High-End nicht gerade neu, dürfte aber für das preisliche Low-End das Maß der Dinge sein. Zusammen mit z.B. einer nicht zu wirkungsgradarmen Box könnte man eine komplette Wiedergabekette für nur 500 € realisieren, mit der Musik hören schon ordentlich Spaß macht.

 

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